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Automotive 4.0 - Eine Branche im Umbruch Teil 4

Corona Pandemie – Anpassungsfähigkeit ist das Gebot der Stunde.

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Welchen Einfluss hat die aktuelle Corona Pandemie auf die weltweite Automobilindustrie und wie könnte der Wiedereinstieg nach COVID-19 aussehen?

Es besteht kein Zweifel daran, dass die Covid-19-Pandemie und die damit verbundene beispiellose Schließung von Produktionsstätten auf der ganzen Welt weitreichende Auswirkungen auf die globale Automobilwirtschaft hat. Während die nationalen und internationalen Beschränkungen vom Anfang des Jahres gelockert wurden, stellen die Zulieferer und die Hersteller in vollen Zügen ihre Lieferketten wieder her und nehmen die Werke auf der gesamten Welt wieder in Betrieb. Dieser vierte Blogbeitrag aus der Serie Automotive 4.0 „Eine Branche im Umbruch“ befasst sich mit den Auswirkungen der Pandemie und den Herausforderungen, denen sich die Branche gegenübersieht. 

Die Herausforderungen sind mannigfaltig und reichen von der Bereitstellung COVID-geschützter Arbeitsbereiche für die Mitarbeiter, über die Reaktivierung bzw. die Neustrukturierung bestehender Lieferketten bis hin zum Innovationmanagement, um auch nach dem Relaunch der Branche zukunftsfähig zu sein. Darüber hinaus werden einige der Mobilitätstrends hervorgehoben, die durch das veränderte Verbraucherverhalten infolge der weltweiten Pandemie beschleunigt wurden.

Blog-Serie Automotive - Überblick

Die aktuelle weltweite Automobil- und Mobilitätslandschaft

Stellenabbau, Schließung, Konsolidierung und nach unten gerichtete Prognosen sind leider allesamt gängige Wörter und Phrasen, die im Zusammenhang mit dem heutigen globalen Automobilsektor verwendet werden. Infolge der Corona Pandemie hat sich die Produktion verlangsamt oder ist ganz zum Stillstand gekommen und die OEMs mussten die Einführung neuer Fahrzeuge überdenken und neu planen, da die Nachfrage nach Neufahrzeugen fast zum Erliegen gekommen ist.

Es wurde Mitte 2020 erwartet, dass die weltweite Light-Vehicle-Produktion um mehr als 20 Prozent auf etwa 71 Millionen Einheiten im Jahr 2020 sinken wird. Diese Prognose traf zu. Laut der Automobilwoche war das Corona-Jahr 2020 für den europäischen Automarkt das schlimmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1990. Die aktuelle weltweite Lage verspricht jedoch Besserung. Wie sich die Verkaufszahlen für das laufende Jahr weiter entwickeln werden, hängt natürlich davon ab, wie schnell sich die Weltwirtschaft erholen kann und, ob es weitere Ausbrüche des Virus geben wird, die zu einem erneuten Lockdown der Wirtschaft führen könnten. So oder so hat die Pandemie den Sektor hart getroffen und die Erholung könnte Jahre dauern.

Der nachgelagerte Ersatzteilemarkt inkl. der margenträchtigen Serviceleistungen (Automotive Aftermarket) hat sich in früheren Konjunkturabschwüngen in der Regel als recht stabil erwiesen, da die Verbraucher eher ihre vorhandenen Fahrzeuge behalten haben als neue zu kaufen. Allerdings haben sich die weltweit verhängten COVID-19 Beschränkungen auch hier ausgewirkt, da sich unter anderem die zurückgelegten Kilometer je PKW und die Verkehrsunfälle drastisch reduziert haben. Am Beispiel der Volkswirtschaft China lässt sich jedoch erahnen über welche regenerativen Kräfte die Automobilbranche verfügt. Bedingt durch unzählige wirtschaftliche und politische Maßnahmen wurden in diesem Land in kürzester Zeit die PKW-Zulassungszahlen auf das Niveau von vor der Corona Pandemie zurückgebracht. 

Dazu beigetragen hat auch das veränderte Nutzungsverhalten von Transportmöglichkeiten. Die Bevölkerung meidet zunehmend die öffentlichen Verkehrsmittel bzw. nutzt diese stark reduziert. Wenn diese Entwicklung Gültigkeit für den Rest der Welt besitzt, könnten eventuelle Lockerung und die Öffnung der Werkstätten zu einem kleinen Aufschwung für den Ersatzteilemarkt führen, vorausgesetzt, Ersatzteile sind leicht verfügbar.

Sicherer Neustart der Automobilproduktion

Der Automobilsektor und der globale Fertigungssektor stehen vor den gleichen Herausforderungen. In der sehr frühen Phase der Erholung werden sie sich darauf konzentrieren, wie sie ihre Einrichtungen COVID-sicher machen und wie sie ihre Mitarbeiter sicher in die Produktionsumgebung zurückführen können.

Viele Hersteller, darunter auch Ford, haben umfassende Handbücher entwickelt. In diesen neuen Richtlinien werden folgende Schwerpunkte thematisiert:

  • Reinigung und Desinfektion von Arbeitsplätzen und Gemeinschaftsbereichen
  • Maßnahmen zum vermehrten Händewaschen und Platzierung von Händedesinfektionsmitteln
  • Scannen der Temperatur bei der Ankunft der Mitarbeiter
  • Soziale Distanzierung
  • Verwendung von persönlicher Schutzausrüstung (PSA) einschließlich Masken und Gesichtsschutz

Auch das Wohlbefinden der Mitarbeiter wird berücksichtigt. Es wird deutlich, wie wichtig es ist, den Mitarbeitern zu zeigen, dass alle notwendigen Vorkehrungen getroffen werden, um das Arbeiten so sicher wie möglich zu gestalten und ihnen mit Ratschlägen zur Seite zu stehen, wie sie Stress und Ängste in diesen schwierigen Zeiten effektiv bewältigen können.

In Frankreich wurde Anfang des Jahres, durch eine mit COVID-19 in Verbindung stehende gerichtliche Anordnung, die Produktion in einem Renault-Werk ausgesetzt, da nicht genug getan wurde, um die Arbeiter vor dem Virus zu schützen. Es ist also offensichtlich, dass Gesundheit, Sicherheit, Hygiene und Wohlbefinden heute mehr denn je im Mittelpunkt stehen – für Einzelpersonen, Unternehmen und die Gesellschaft.

Neben der persönlichen Gesundheit und Sicherheit müssen auch Anlagen, die wochen- oder monatelang stillgestanden haben, gewartet und auf ihren sicheren Betrieb überprüft werden, bevor die Produktion wieder aufgenommen werden kann. Das alles erfordert Planung und Zeit.

Neue Lieferkettenmodelle initiieren

Ende Q1 wurde berichtet, dass viele Automobilhersteller, unter anderem auch Tesla, aufgrund von Komponentenknappheit die Produktion eingestellt bzw. gedrosselt haben. Könnte dies ein Zeichen für die Zukunft sein? Möglicherweise.

In der letzten Phase der Supply Chain war Teslas Model 3 der Bestseller in Großbritannien, weil das Unternehmen seinen Kunden ein Online-Bestellsystem, wie im Teil 3 unserer Blog-Serie Automotive beschrieben, anbot, das eine kontaktlose Lieferung ermöglichte und damit unter schwierigsten Bedingungen weiter Abverkäufe generieren konnte. Es ist wahrscheinlich, dass wir in Zukunft mehr Entwicklungen und Innovationen wie diese in der gesamten Branche sehen werden. Anpassungsfähigkeit ist das Gebot der Stunde.

Um auf das Thema Lieferkettenunterbrechungen zurückzukommen: Es könnte zu weiteren Teileengpässen kommen, aber auch zu Gelegenheiten, Lieferkettenmodelle zu überdenken und die Beschaffung von Rohstoffen und montierten Materialien in den Fokus zu rücken. Dazu gehört auch die Überprüfung der geografischen Diversität von Lieferketten, um das Risiko im Falle eines weiteren Lieferstopps von einer einzigen Region zu diversifizieren. Dadurch lassen sich Lieferunterbrechungen minimieren und Abhängigkeiten von vereinzelten Lieferanten reduzieren. Des Weiteren wäre es empfehlenswert Frühwarnsysteme für Bestände einzurichten, um Materialengpässe frühzeitiger antizipieren und gegebenenfalls entschärfen zu können. Vielleicht überdenken in diesem Zusammenhang einige Unternehmen auch die Lean-Methode „just in time”.

Das Risiko von Homeoffice auf die Informationssicherheit

Abgesehen von der Produktion dürfen wir nicht die Mitarbeiter im Back-Office vergessen, die während der Erholungsphase möglicherweise von zu Hause aus weiterarbeiten. Für die Automobilindustrie und Unternehmen aller Branchen ist es eine Herausforderung die Sicherheit von Informationen und den effektiven Betrieb von IT-Systemen und Netzwerken während der aktuellen Pandemie zu gewährleisten. Die Mitarbeiter verwenden möglicherweise Heimnetzwerke und entscheiden sich für lokale Speicher, wenn die Verbindung langsam ist. Für viele ist dies ein völlig neuer Arbeitsstil. Daher ist es wichtig, auch die Mitarbeiter im Homeoffice professionell zu betreuen, da diese eine entscheidende Rolle für die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens spielen.

Wie wir unsere Kunden im Vertrieb unterstützen?

Unterbrechung zukünftiger Mobilitätstrends

Wie wirkt sich das alles auf die Mobilitätslandschaft aus? Während die Akzeptanz von Mitfahrdiensten, auch genannt Ride-Hailing oder Ride-Sharing, und öffentlichen Verkehrsmitteln bereits zurückgegangen ist und einige Akteure ihre Entwicklungspläne verschoben oder überarbeitet haben, gibt es andere Segmente der Mobilität, die einzigartige Wachstumschancen genießen könnten, da sich die Verbrauchergewohnheiten während und nach der Pandemie nachhaltig ändern.

Der plötzliche Geschäftsrückgang des Ride-Hailing-Unternehmens Uber hat zum Beispiel die Pläne für den Essenslieferdienst Uber Eats beschleunigt.

Eine Anfang Mai vom IBM Institute for Business Value veröffentlichte Befragung von 25.000 US-Konsumenten ergab, dass mehr als 17 Prozent der Befragten nach der Corona Pandemie beabsichtigen das eigene Auto stärker zu nutzen und etwa ein Viertel plant es künftig als ausschließliches Transportmittel zu verwenden. In Verbindung mit einem Rückgang der öffentlichen Verkehrsmittel lässt diese Entwicklung in den USA vermuten, dass dort in naher Zukunft mehr Verkehr auf den Straßen zu erwarten sein könnte, was zu möglichen Staus und negativen Auswirkungen auf die Umwelt führt. Aber wie bereits erwähnt, könnte dies auch zu Geschäftsmöglichkeiten für den Ersatzteilemarkt und den zugehörigen Lieferketten führen.

In anderen Bereichen der Mobilität hat man sich während der Pandemie erneut auf die kontaktlose Lieferung konzentriert, und zwar nicht nur für die Versorgung mit Medikamenten und Lebensmitteln, sondern auch für die Lieferung anderer Güter. Es ist also zu erwarten, dass sich die Fortschritte bei den autonomen Fahrtechnologien für Liefergeräte in der Zeit nach der Pandemie beschleunigen werden.

Alles in allem wird in den Medien viel über eine neue Realität nach den verheerenden Auswirkungen von COVID-19 diskutiert. Es ist aktuell noch unklar, wie lange die Erholung des Sektors dauern wird, aber sicher ist, dass die Auswirkungen langanhaltend und weitreichend sein werden. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Gesundheit und Sicherheit, widerstandsfähige Lieferketten, zukunftsfähige Vertriebskonzepte, Nachhaltigkeit und natürlich Innovation immer mehr in den Fokus rücken und eine entscheidende Rolle beim Wiederaufbau dieser großartigen Branche spielen werden.
Hermina Deiana

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Hermina Deiana | Public Relations Consultant MarketDialog GmbH
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