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Industrie – Wandel und Umbruch Teil 2

Supply Chain Management – Corona und das Lieferketten-Dilemma.

„Vertrieb in disruptiven Zeiten” powered by Rocking Sales, dem Blog zum Thema Vertrieb

Die Globalisierung hat die Wirtschaftsentwicklung in den letzten Jahrzehnten erheblich beeinflusst – und im Bereich der Fertigung hat sie sicherlich zum Erfolg vieler Unternehmen beigetragen. So haben Firmen beispielsweise beim Einkauf von Bauteilen und Einzelkomponenten, die sie für die Herstellung ihrer Produkte benötigen, von preisgünstigen Angeboten aus dem Ausland profitiert. Produzierende Unternehmen wissen deshalb, dass Lieferketten in Zeiten der Globalisierung zunehmend international werden. Eine Vielzahl von Lieferanten dürften vor diesem Hintergrund nicht mehr aus demselben Land kommen, in dem die Waren schlussendlich gefertigt werden. Global Sourcing gewinnt gerade in großen mittelständischen Unternehmen immer mehr an Bedeutung, wie eine aktuelle Studie von dun & bradstreet ergeben hat. Ausgabentransparenz und Risikomanagement genießen dabei höchste Priorität. 50 Prozent der Einkäufe realisieren Unternehmen mittlerweile im Ausland. Bei kleineren Mittelständlern ist der Anteil niedriger. Nur ein Fünftel der Firmen kauft heute noch lokal ein.

Übersicht Blog-Serie Industrie

Teil 2 – Supply Chain Management – Herausforderungen und Chancen für Industrieunternehmen durch Global Sourcing

Teil 3 – 09.08.21

Teil 4 – 16.08.21

Teil 5 – 23.08.21

Schöpfen Sie Ihre Potenziale aus?

Supply Chain Management - Herausforderungen und Chancen für Industrieunternehmen durch Global Sourcing

Covid-19 als Herausforderung für die Supply Chain

Ein globales Ereignis wie etwa die Corona-Pandemie kann die Prozesse eines Herstellers, der in derart komplexe Lieferketten eingebunden ist, erheblich beeinträchtigen. Materialengpässe, Personalknappheit, fehlende Beschaffungsmöglichkeiten und logistische Herausforderungen sind hier nur einige wenige Beispiele für mögliche Folgen. Doch bereits vor Covid-19 beeinflussten internationale Krisen globale Lieferketten – wie etwa der Handelskrieg zwischen den USA und China. Unternehmen weltweit waren gezwungen, ihre Lieferketten umzustrukturieren, um nicht zu stark von China abhängig zu sein.

Laut Jeremy Goodwin, CEO und Gründer von SyncFab, hat das Coronavirus aufgezeigt, welche Probleme auftreten, wenn die Fertigung von komplexen und weit verzweigten Lieferketten abhängig ist – vor allem, wenn schnelle Reaktionen nötig sind.

Bei der Herstellung von Beatmungsgeräten (Medizinprodukt) lassen sich diese Abhängigkeiten gut verdeutlichen. Ein Beatmungsgerät besteht aus etwa 3.000 meist elektronischen Komponenten. In den letzten zehn bis 20 Jahren hat sich China zu einem führenden Lieferanten elektronischer Bauteile entwickelt, mit der Folge, dass ein beträchtlicher Teil der weltweit verbauten Elektro-Komponenten aus diesem Land exportiert wird (Importe deutsche Elektroindustrie aus China 2020 = €54,9 Mrd. im Vergleich 2019 = € 7,6 Mrd.). Die Covid-19-Pandemie hat in der Folge bei Bauteilen, die für die Herstellung von Beatmungsgeräten vorgesehen waren, zu signifikanten Lieferengpässen aus China geführt. In der Konsequenz ergab sich eine vollständige Restrukturierung der Beschaffungswege für die nötigen Komponenten. Zusätzlich erhöhen regelmäßige Qualitätskontrollen und jährliche Inspektionen, die zum Branchenstandard gehören, – angefangen vom Bauteilproduzenten am Beginn, über den Zwischenhändler in der Mitte bis hin zum OEM am Ende der Supply Chain – die Komplexität der Lieferketten.

Bereits vor der Corona-Pandemie und den aufflammenden Handelskriegen schauten zahlreiche Einkaufsleiter mit Sorge auf ihre Lieferketten, da sie zunehmende Beschaffungsrisiken sahen, die durch den sich abzeichnenden Konjunkturabschwung noch verstärkt würden. Dies ergab die Global Chief Procurement Office Survey 2019 der Unternehmensberatung Deloitte. Die Zahl derer, die ihre Supply Chain unter wachsendem Druck sehen, dürfte durch die aktuellen Herausforderungen kaum kleiner geworden sein. Die Studie ergab darüber hinaus, dass sich die Einkaufsleiter im letzten Jahr darauf konzentrierten, Angebote von neuen Lieferanten einzuholen und die Verträge mit bestehenden Lieferanten neu zu verhandeln, um Kostensenkungen zu erzielen und das finanzielle Risiko zu reduzieren.

Neubewertung und Neugestaltung von Lieferketten

Die großen, komplexen und damit sehr schwerfällig zu steuernden Lieferketten von heute stellen viele Unternehmen vor Herausforderungen. Dies zeigt sich nicht erst durch Corona, sondern ist schon seit dem Beginn der vierten industriellen Revolution, die sich vor allem durch digitale Transformationsprozesse und kürzere Markteinführungszeiten kennzeichnet, virulent. Eine der Kernfragen vieler Supply Chain Verantwortlichen ist deshalb, wie sie ihre Lieferkette verkürzen und, durch Zugriff auf transparente Lieferantendaten, reaktionsfähiger machen können.

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1. Lieferketten lokaler gestalten

Eine Möglichkeit liegt in der Suche nach lokalen Lieferanten, auf die Unternehmen im Notfall und zur Überbrückung von Engpässen zurückgreifen könnten, insbesondere wenn sie in ihren bestehenden Lieferantenbeziehungen Lücken erkennen. Sie könnten nach Beschaffungswegen für Komponenten suchen, die näher an den eigenen Design-, Produktions- und Montagestätten liegen, was Herstellungs- und Vertriebszeit verkürzt. Das würde auch die Zusammenarbeit zwischen Fertigungstechnikern und Lieferanten, vor

allem bei Störungen, verbessern. Insgesamt reduziert sich damit das Risiko, wenn die eigenen Produktionsstätten über lokale Bezugsquellen für ihre Komponenten und Bauteile verfügen. Auch die Transportkosten dürften sinken. Gleichzeitig ist aber anzunehmen, dass die Stückkosten steigen, wenn günstigere Zulieferer, etwa aus Asien, nicht mehr berücksichtigt werden.

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2. Digitale Transformation der Lieferketten

Neben der lokaleren Gestaltung von Lieferketten kann die digitale Transformation entscheidende Impulse für mehr Effizienz in der Supply Chain liefern, weil dadurch die Interaktion zwischen den Beschaffungsabteilungen von Lieferanten und Herstellern an Dynamik gewinnt. Wenn Unternehmen sich für diesen Weg entscheiden, ist es empfehlenswert die implementierten ERP-Systeme auf den Prüfstand zu stellen und zu analysieren, ob sie Ihren Anforderungen optimal entsprechen und zum Budgetrahmen der Beschaffungsabteilungen mit ihren engen Produktionsplänen und Terminen sowie Qualitätsanforderungen passen. Spätestens seit Ausbruch der Covid-19-Pandemie ist es an der Zeit, die digitale Transformation und Industrie 4.0 in Betracht zu ziehen, um dafür zu sorgen, dass Unternehmen wettbewerbsfähig, effizient und produktiv bleiben. Die Wunschvorstellung wäre eine vernetzte Lieferkette, mit der Firmen jederzeit ihren Produktionsstatus in Echtzeit einsehen können.

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3. KI und Blockchain

Unternehmen sollten die Möglichkeit in Betracht ziehen, mit künstlicher Intelligenz (KI) und maschinellem Lernen, die Beziehungen zu Ihren Lieferanten auf eine komplett neue Ebene zu heben – angefangen beim Bestellprozesse bis hin zur Zahlungsabwicklung. Denn diese Technologien haben das Potenzial für einen optimalen Datenabgleich zwischen Lieferanten und Herstellern zu sorgen. Eine weitere Technologie, die für Unternehmen interessant sein könnte, ist Blockchain. Mit der Blockchain-Technologie können Ökosysteme – etwa die in einer Supply Chain organisierten Allianzen zwischen Lieferanten und Herstellern – ohne zwischengeschaltete Unternehmen, wie zum Beispiel Banken oder sonstige Zahlungsdienstleister, wichtige Informationen austauschen, verwalten und diese gemeinsam nutzen. Blockchains synchronisieren alle Daten und Transaktionen in einem Netzwerk, wobei die beteiligten Parteien die Arbeit und Berechnungen der jeweils anderen Partei prüfen. Viele Beobachter attestieren Blockchain höhere Sicherheitsstandards als herkömmlichen IT-Lösungen wie offenen Firewalls oder der Multi-Faktor-Authentifizierung.

Wie wir unsere Kunden im Vertrieb unterstützen?

Fazit

Um abschließend konkreter zu werden: In vielen Bereichen ist man bereits seit einigen Jahren bemüht, nach dem Prinzip local-for-local zu agieren, also möglichst in den geografischen Absatzmärkten zu fertigen und die vorgelagerte Wertschöpfungskette ebenfalls dort anzusiedeln. Dies ist nicht überall konsequent verfolgt und umgesetzt worden. Oftmals wird aus begründeten Erwägungen heraus (insbesondere Know-how-Schutz) die Fertigung strategisch bedeutender Teile im Heimatland belassen. Dies alles scheint richtig und wichtig zu sein und sollte so prinzipiell beibehalten werden. Springen nun z. B.  in der VR China die Produktion und auch der Konsum wieder an, so profitieren deutsche und europäische Hersteller hiervon, und der krisenbedingte Umsatzrückgang hierzulande kann teilweise kompensiert werden.  Je autarker die geografischen Cluster sind, desto besser funktionieren Risikoverteilung und -beherrschung.  Ein falsch verstandenes Global Sourcing, bei dem für niedrige einstellige prozentuale Kosteneinsparungen das Risiko in eigentlich unverantwortlicher Weise hochgeschraubt wird, bedarf der Korrektur. In diesem Zusammenhang müssen deutlich stärker als bisher Absicherungsstrategien über Mehrquellenbeschaffung (Double/Multiple Sourcing) implementiert werden. Zusätzlich kann die digitale Transformation der Supply Chain und die Integration neuer Technologien die Hersteller-Lieferanten-Beziehung effizienter und umsatzorientierter gestalten. Schließlich bedarf es einer abgestimmten Strategie, die Verfügbarkeit »systemkritischer« Güter, einschließlich der zu deren Herstellung benötigter Rohstoffe, möglichst dauerhaft abzusichern. Bei all dem sollte Unternehmen bewusst sein, dass deutlich mehr für den Schutz der Umwelt getan werden muss als bisher. Auf dieses Thema gehen wir in einem der nächsten Beiträge genauer ein.

Hermina Deiana
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Hermina Deiana | Public Relations Consultant MarketDialog GmbH
hermina.deiana@marketdialog.com

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