Elektromobilität und Vertrieb: Wie Autohersteller ihre Zielgruppen neu definieren müssen​

Elektromobilität und Vertrieb: Wie Autohersteller ihre Zielgruppen neu definieren müssen

Die Automobilindustrie steht vor einem epochalen Wandel: Elektromobilität ist nicht länger eine Randerscheinung, sondern hat sich zum zentralen Zukunftsthema entwickelt. Die Umstellung auf elektrische Antriebe bringt tiefgreifende Veränderungen mit sich, sowohl in der Technologie als auch in den Erwartungen der Konsumenten. Für Autohersteller bedeutet dies, traditionelle Vertriebsansätze zu überdenken und neue Zielgruppen anzusprechen. Der Wettbewerb um Marktanteile wird zunehmend durch innovative Strategien und die Fähigkeit, sich auf die Bedürfnisse neuer Kundensegmente einzustellen, entschieden.

Die Herausforderungen sind vielfältig. Neben technologischen Hürden und der Sicherstellung einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur sehen sich Hersteller mit der Aufgabe konfrontiert, die gesamte Customer Journey neu zu gestalten. Wie können Unternehmen diesen Herausforderungen begegnen und gleichzeitig neue Potenziale erschließen? Dieser Beitrag beleuchtet die zentralen Aspekte, die Autohersteller bei der Neudefinition ihrer Zielgruppen und Vertriebsstrategien berücksichtigen müssen.

Neue Zielgruppen und Erwartungen

Die Transformation hin zur Elektromobilität hat eine Verschiebung in den Zielgruppen der Automobilhersteller bewirkt. Während sich traditionelle Käufer oft an Leistungsdaten, Markenprestige und Fahrkomfort orientieren, treten bei Elektromobilitätskunden andere Prioritäten in den Vordergrund. Hier einige der wichtigsten Zielgruppen:

  1. Umweltbewusste Konsumenten: Diese Käufer legen großen Wert auf Nachhaltigkeit und sehen in Elektrofahrzeugen eine Möglichkeit, ihren CO₂-Fußabdruck zu verringern. Für diese Zielgruppe sind Transparenz und authentisches Engagement für ökologische Verantwortung entscheidend.
  2. Technologie-Enthusiasten: Sie schätzen die innovativen Features von Elektrofahrzeugen, wie Konnektivität, autonome Fahrfunktionen und modernste Batterietechnologie. Diese Gruppe erwartet eine nahtlose Integration digitaler Dienste und einen hohen Grad an Personalisierung.
  3. Junge, urbane Zielgruppen: In Städten lebende Menschen, die keine Garage besitzen und auf öffentliche Ladeinfrastruktur angewiesen sind, bevorzugen flexible Mobilitätskonzepte wie Carsharing oder Abonnements, die speziell auf Elektrofahrzeuge zugeschnitten sind.

Die Erwartungen dieser neuen Zielgruppen gehen über das eigentliche Fahrzeug hinaus. Aspekte wie Ladeinfrastruktur, digitale Services und Nachhaltigkeit spielen eine zentrale Rolle in der Kaufentscheidung. Hersteller, die in der Lage sind, diese Elemente glaubwürdig und konsistent zu integrieren, sichern sich einen Wettbewerbsvorteil.

Veränderte Customer Journey

Die Customer Journey im Automobilsektor hat sich durch die Elektromobilität radikal verändert. Traditionelle Prozesse, bei denen der Kunde ein Fahrzeug im Autohaus auswählt und kauft, verlieren an Bedeutung. Stattdessen setzen immer mehr Hersteller auf Direktvertrieb und digitale Verkaufsplattformen.

  1. Direktvertrieb und Online-Sales: Tesla hat mit seinem Ansatz des Direktvertriebs Pionierarbeit geleistet und gezeigt, dass Kunden bereit sind, Fahrzeuge online zu bestellen. Andere Hersteller ziehen nach und bauen ihre digitalen Vertriebswege aus. Dies erfordert benutzerfreundliche Plattformen, die es den Kunden ermöglichen, Fahrzeuge individuell zu konfigurieren, Finanzierungsoptionen zu vergleichen und den Kaufprozess vollständig digital abzuwickeln.
  2. Bedeutung der Ladeinfrastruktur: Die Verfügbarkeit von Lademöglichkeiten ist ein entscheidender Faktor in der Customer Journey. Hersteller wie Volkswagen und Hyundai arbeiten eng mit Anbietern von Ladeinfrastruktur zusammen, um ein nahtloses Erlebnis zu gewährleisten. Angebote wie kostenlose Ladekarten oder integrierte Navigationssysteme, die die nächsten freien Ladestationen anzeigen, erhöhen die Attraktivität ihrer Produkte.
  3. Services und After-Sales: Elektrofahrzeuge erfordern weniger Wartung als Verbrenner, doch die Serviceangebote müssen speziell auf die Bedürfnisse von E-Auto-Kunden abgestimmt sein. Software-Updates, Batterieprüfungen und Ladeberatung sind zentrale Bestandteile eines modernen After-Sales-Services.

Strategien für Autohersteller

Um sich in einem dynamischen und hart umkämpften Markt zu behaupten, müssen Autohersteller innovative Strategien entwickeln. Dazu gehören:

  1. Aufbau digitaler Kanäle: Ein starker Online-Auftritt ist unerlässlich. Neben der Verkaufsplattform sollten Hersteller auf Social Media aktiv sein und Inhalte anbieten, die gezielt die neuen Zielgruppen ansprechen. Von Tutorials zum Laden eines E-Autos bis hin zu Erfahrungsberichten echter Nutzer – solche Inhalte schaffen Vertrauen und fördern die Markenbindung.
  2. Zusammenarbeit mit Partnern: Kooperationen mit Energieversorgern, Technologieunternehmen und öffentlichen Institutionen sind entscheidend. Solche Partnerschaften ermöglichen es, Ladeinfrastrukturen auszubauen und integrierte Mobilitätslösungen anzubieten.
  3. Innovative Mobilitätskonzepte: Die traditionelle Vorstellung von Fahrzeugbesitz wird zunehmend von flexiblen Modellen wie Leasing, Abonnements oder Carsharing abgelöst. Hersteller, die solche Konzepte anbieten, erreichen eine breitere Zielgruppe und können zusätzliche Einnahmequellen erschließen.
  4. Nutzung von Daten und Personalisierung: Moderne CRM-Systeme ermöglichen es, Kundenbedürfnisse besser zu verstehen und gezielt darauf einzugehen. Predictive Analytics hilft, den idealen Zeitpunkt für ein Angebot zu identifizieren, während personalisierte Marketingkampagnen die Kundenbindung stärken.

Nachhaltigkeit als Kernbotschaft

Nachhaltigkeit ist nicht nur ein Verkaufsargument, sondern ein zentraler Bestandteil der Markenidentität. Hersteller wie Volvo und BMW haben sich verpflichtet, ihre gesamte Lieferkette klimaneutral zu gestalten. Der Einsatz recycelter Materialien im Fahrzeugbau oder die Einführung von Kreislaufwirtschaftskonzepten sind Beispiele für Maßnahmen, die sowohl ökologische als auch wirtschaftliche Vorteile bieten.

Eine authentische Kommunikation dieser Initiativen ist entscheidend, um Greenwashing-Vorwürfe zu vermeiden. Transparenz, beispielsweise durch die Veröffentlichung von Umweltberichten, stärkt das Vertrauen der Kunden.

Die Rolle der Elektromobilität im urbanen Raum

Ein zunehmend wichtiger Aspekt ist die Rolle von Elektrofahrzeugen in städtischen Gebieten. Metropolen wie Paris oder London führen strikte Umweltauflagen ein, die den Einsatz von Verbrennern einschränken. Elektromobilität bietet hier Lösungen, die sowohl den Anforderungen der Stadtverwaltungen als auch den Bedürfnissen der Bewohner gerecht werden.

  1. E-Carsharing: Anbieter wie Share Now setzen auf Elektrofahrzeuge, um die Nachfrage nach nachhaltigen Mobilitätslösungen in Städten zu bedienen. Hersteller können durch Kooperationen mit solchen Anbietern ihre Fahrzeuge besser im Markt platzieren.
  2. Mikromobilität: E-Scooter und E-Bikes ergänzen das Angebot und schaffen ein integriertes Mobilitätserlebnis. Autohersteller können ihre Expertise nutzen, um auch in diesem Segment innovative Produkte zu entwickeln.
  3. Lösungen für Lieferdienste: Mit dem Boom des Online-Handels wächst die Nachfrage nach emissionsfreien Lieferfahrzeugen. Hersteller wie Ford und Mercedes-Benz haben speziell für diesen Zweck Elektro-Transporter entwickelt.

Fazit

Die Elektromobilität stellt die Automobilindustrie vor enorme Herausforderungen, bietet aber auch große Chancen. Hersteller, die es schaffen, neue Zielgruppen zu definieren, die veränderte Customer Journey zu berücksichtigen und innovative Strategien zu entwickeln, werden langfristig erfolgreich sein. Die Zukunft gehört denjenigen, die Elektromobilität nicht nur als technologische Umstellung, sondern als umfassenden Wandel in der Art und Weise verstehen, wie Fahrzeuge entwickelt, verkauft und genutzt werden.

Mit einer klaren Fokussierung auf Nachhaltigkeit, digitale Innovationen und kundenorientierte Lösungen können Autohersteller nicht nur neue Märkte erschließen, sondern auch einen wichtigen Beitrag zur Gestaltung einer nachhaltigen Mobilität leisten.

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