SALES ROCKER BLOG

In dieser Kategorie finden sich Interviews sowohl mit unseren Mitarbeitern als auch mit unseren Kunden, die wertvolle vertriebliche Insights liefern.

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Mein letzter Sales Rocker Gast im Jahr 2024 ist Alexandra Schrödel, Head of Marketing & Communication des Software- und IT-Unternehmens Copa-Data in Ottobrunn. Sie kennt das Unternehmen seit der Gründung von Copa-Data Deutschland im Jahr 1999 und ist seit über 25 Jahren in unterschiedlichen Funktionen für das Unternehmen tätig. Ihre Aufgabe besteht unter anderem darin, das hochkomplexe technische Produkt Zenon leicht verständlich zu kommunizieren.

Liebe Alexandra, bei uns regierte schon im ersten Kennenlerntelefonat die gegenseitige Sympathie. Wie schön, dass ich dich jetzt näher kennenlernen darf. Du hast Copa-Data bereits vor 25 Jahren kennengelernt, weil dein damaliger Ehemann, heute Ex-Mann, seither Geschäftsführer der Copa-Data Deutschland ist. Heute bist du für das Marketing und die Kommunikation für den deutschen Markt verantwortlich. Das heißt ihr arbeitet für das gleiche Unternehmen?

Ja, er ist mein Chef (lacht).

Ohhh, jetzt muss ich mitlachen. Eine bemerkenswerte Konstellation. Lass uns zu unverfänglicheren Themen übergehen (lacht). Wie landet eine Verlagskauffrau, diesen Beruf hattest du ursprünglich erlernt, als Marketingverantwortliche in der IT-Branche?

Ich komme aus einer kreativen Familie, mein Vater war Grafiker und ich hatte große Lust auch in einer Werbeagentur zu arbeiten, entschied mich dann aber zur Ausbildung zur Verlagskauffrau. Schon während dieser Zeit habe ich gemerkt, dass ich das Texten und Schreiben zwar sehr liebe, aber es reichte mir nicht. Ich wollte mit Kunden arbeiten und in die aktive Kommunikation einsteigen. Über die Jahre bin ich dann von der Redaktion ins Anzeigenmarketing gewechselt. Als ich meinen späteren Ehemann kennenlernte, zog ich der Liebe wegen nach München und war dort für Publikumszeitschriften im Mediageschäft sehr erfolgreich in Führungsposition tätig.

Und dann bist du deinem Mann zu Copa-Data gefolgt.

Ja das war sehr spannend. Es fühlte sich wie Pionierarbeit an und ich habe in unterschiedlichen Funktionen für das Unternehmen gearbeitet. Damals wurde mein heutiger Ex-Mann Geschäftsführer. Das hat mir ermöglicht von Anfang an nah dabei zu sein, zu sehen, wie das Unternehmen wächst, wie Strukturen entstehen und sich Märkte entwickeln. Neben meiner Freelancer Tätigkeit für Copa-Data habe ich zahlreiche KMUs in den Bereichen Marketing- und Social Media beraten. Die Summe dieser Erfahrungen und Einblicke ist ein großartiges Fundament für meine heutige Rolle als Marketingverantwortliche.  Seit ein paar Jahren bin ich nun Vollzeit in meiner heutigen Position dabei.

Copa-Data ist ein im Jahr 1987 in Salzburg gegründetes Unternehmen. In wie vielen Ländern außer in Österreich und Deutschland ist Copa-Data noch tätig und wie viele Mitarbeiter seid ihr in Deutschland?

Insgesamt sind wir weltweit 14 Tochtergesellschaften mit über 500 Mitarbeitern. In Deutschland haben wir drei Standorte in Ottobrunn, Köln und Ludwigshafen mit insgesamt 42 Mitarbeitern.

Welche konkreten Produkte bietet Copa-Data an?

Wir haben ein Kernprodukt, das ist die Softwareplattform Zenon. Ein Produkt, das branchenübergreifend genutzt wird: in der Automobilproduktion, in der Energieinfrastruktur, der Lebensmittel- und Pharmaindustrie, wie im Bau- und Facilitymanagement. Die Herausforderung liegt darin, ein derart komplexes technisches Produkt für unterschiedliche Zielgruppen und Anwendungsmöglichkeiten verständlich und ansprechend zu kommunizieren. Jede Branche hat ihre eigenen Besonderheiten und unsere Aufgabe ist es, diese zu verstehen und unsere Lösung adäquat auszuarbeiten, anzupassen und zu präsentieren. Es gibt immer wieder Neues zu lernen, neue Trends sowie neue Technologien.

Zenon ist sehr komplex und kann unglaublich viel, von der Steuerung und Überwachung von Produktionsprozessen bis hin zur Energieoptimierung in Gebäuden. Wir müssen uns immer wieder fragen: Wie bringen wir diese Komplexität so rüber, dass sie verständlich wird – ohne dabei zu oberflächlich zu sein? Es erfordert eine enge Zusammenarbeit mit Vertrieb und Technik.

„Die interne Kommunikation sorgt dafür, dass drei Standorte in 

Deutschland mit 42 Mitarbeitern gut vernetzt sind.“

Erzähle mir bitte etwas mehr über die Herausforderungen in deiner Position.

Zum einen ist da die interne Kommunikation – wir haben drei Standorte in Deutschland und insgesamt 42 Mitarbeiter, die gut vernetzt sein müssen. Zum anderen liegt eine große Herausforderung in der B2B-Kommunikation. Unsere Software ist technisch komplex, und es erfordert viel Fingerspitzengefühl, diese Komplexität so herunterzubrechen, dass sie auch für Entscheider verständlich wird, die nicht aus der Technik kommen.

Wie wirst du dem Anspruch an die interne Vernetzung gerecht?

Gerade bei unserer geografischen Verteilung ist es wichtig, klare Strukturen und Prozesse für die interne Kommunikation zu schaffen. Wir arbeiten viel mit digitalen Tools, aber ich bin ein großer Fan von persönlichen Gesprächen und kurzen Wegen. Deshalb bin ich auch lieber im Büro als im Homeoffice.

Das ist interessant, denn viele schätzen das Homeoffice sehr. Was gefällt dir am Büroalltag?

Der direkte Austausch. Im Büro kannst du spontan mit Kollegen sprechen, Ideen diskutieren oder einfach mal gemeinsam einen Kaffee trinken. Diese informellen Gespräche sind oft unglaublich produktiv. Während der Corona-Zeit war Homeoffice natürlich notwendig, aber ich habe gemerkt, dass ich den persönlichen Kontakt zu meinen Kollegen sehr vermisst habe.

„Wir entwickeln maßgeschneiderte Inhalte, die auf die Bedürfnisse 

der jeweiligen Zielgruppen zugeschnitten sind.“

Wie sieht es mit der externen Kommunikation aus? Wie schaffst du es, so viele unterschiedliche Branchen und Zielgruppen zu bedienen?

Hier kommt der Marketing-Mix ins Spiel. Wir sprechen unsere Zielgruppe über verschiedene Kanäle wie beispielsweise E-Mail-Marketing an. Linkedin ist ebenso ein wichtiger Kanal in der Ansprache unserer Ansprechpartner.  Instagram nutzen wir für Employer Branding.  Wir entwickeln maßgeschneiderte Inhalte, die auf die Bedürfnisse der jeweiligen Zielgruppen zugeschnitten sind, zum Beispiel Webinare aber auch E-Books und White Paper. Die klassische PR nutzen wir, um Pressemeldungen, Fachbeiträge und Anwenderberichte zu platzieren. Die Teilnahme als Aussteller auf Messen ermöglicht es uns, mit Interessenten und Kunden persönlich ins Gespräch zu kommen. Essenziell ist, die Kunden wirklich zu verstehen: Wo liegen ihre Herausforderungen, und wie können wir ihnen mit unserer Software eine Lösung bieten?

Wie sieht es mit der Zusammenarbeit zwischen Marketing und Vertrieb aus? Läuft das immer reibungslos?

Nein, natürlich nicht (lacht). Aber es ist viel besser geworden. Früher wurde Marketing oft nur als „Support-Abteilung“ gesehen. Der Vertrieb sagte uns, was gebraucht wird, und wir haben geliefert. Heute verstehen immer mehr Vertriebler, dass Marketing ein strategischer Partner sein sollte. Wir arbeiten enger zusammen, tauschen uns regelmäßig aus, und es gibt auch mehr Verständnis dafür, wie viel Arbeit in unseren Projekten steckt. Trotzdem wünsche ich mir manchmal noch mehr Input aus dem Vertrieb, um noch besser zu wissen, wie wir sie unterstützen können.

„Ein Highlight war unsere Kampagne zur SPS – Messe in Nürnberg. 

Die Organisation war eine Mammutaufgabe“

Gibt es ein Beispiel für ein besonders gelungenes Projekt, das ihr gemeinsam umgesetzt habt?

Ein Highlight war sicherlich unsere Kampagne zur SPS-Messe in Nürnberg. Die Organisation war eine Mammutaufgabe – von der Planung des Messestands über die Einladung von Kunden bis hin zur Nachbereitung. Aber es hat sich gelohnt. Wir hatten großartige Gespräche, viel positives Feedback und konnten einige spannende Leads generieren. Das zeigt, wie wichtig die enge Zusammenarbeit zwischen Vertrieb und Marketing ist.

Vor deiner Festanstellung bei Copa-Data hast du viele Projekte selbständig im Bereich Social Media, Content Erstellung und kreativem Schreiben betreut. Schreibst du noch viel selbst?

Leider immer weniger. Früher habe ich auch Blogbeiträge geschrieben, sowohl für Copa-Data als auch andere Kunden und selbstverständlich auch für meinen eigenen Blog. Heute übernehme ich mehr koordinierende Aufgaben und lasse Texte oft von unserer PR-Agentur erstellen. Aber ich liebe es nach wie vor, kreative Projekte umzusetzen – sei es ein Newsletter, ein Mailing oder eine Kampagne. Was immer unterschätzt wird ist der Zeitaufwand, der nötig ist, um anspruchsvollen Content zu erstellen. Du brauchst Zeit für die Recherche, das Schreiben, die Überarbeitung, das Lektorieren. Diese Zeit habe ich nicht mehr, was ich bedaure.

Wo siehst du Copa-Data in den nächsten Jahren?

Wir wachsen schnell, sowohl in Deutschland als auch international. Ich glaube, dass wir in den nächsten Jahren noch stärker im Bereich Nachhaltigkeit und Digitalisierung wachsen werden. Unsere Software bietet viele Möglichkeiten, Prozesse effizienter und umweltfreundlicher zu gestalten, und das wird in Zukunft immer wichtiger.

Gibt es berufliche Ziele, die du noch erreichen möchtest?

Ich bin grundsätzlich angekommen, aber ich würde gerne noch stärker im Bereich Employer-Branding arbeiten. Employer-Branding geht weit über Marketing hinaus. Es ist eine Gelegenheit, die Unternehmenskultur aktiv mitzugestalten und Menschen für unser Unternehmen zu begeistern. Gerade in einer dezentralen Organisation wie unserer ist es essenziell, ein starkes Gemeinschaftsgefühl zu schaffen. Ich finde es unglaublich bereichernd, Teil dieses Prozesses zu sein. Die Entwicklung von Menschen und die Förderung einer positiven Unternehmenskultur sind Themen, die mir sehr am Herzen liegen. Außerdem könnte ich mir vorstellen, irgendwann mehr im Bereich Coaching oder Mitarbeiterentwicklung zu machen. Menschen zu fördern und ihnen zu helfen, ihr Potenzial zu entfalten, ist etwas, das mich sehr erfüllt.

Vielen Dank, liebe Alexandra, für das inspirierende Gespräch! Jetzt brauche ich zum Abschluss noch einen Song von dir für unsere Rocking Sales Playlist.

Bei der Musik wird’s schwierig, da es zu viele Titel gibt, die ich sehr mag. Ich entscheide mich für Robbie Williams „The 80`s“, da ich 1970 geboren und in den 80ern aufgewachsen bin.

Danke dir für die Einladung Hermina.

Liebe Rocking Sales Leser, Ihr möchtet mehr über Alexandra Schrödel und Copa-Data erfahren?
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Ich freue mich auf dich.

Hermina Deiana | Public Relations Consultant MarketDialog GmbH
hermina.deiana@marketdialog.com
+49 (0) 6196-7695-183

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IT mit Human Touch​

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Eigentlich ist Dr. Jörg Stein promovierter Chemiker. Da das Timing für die Ausübung seines Berufs mangels Nachfrage nach Chemikern schlecht war, machte er kurzerhand eine 180 Grad Wende und startete seine unkonventionelle Karriere statt im Labor als Werkstudent bei Siemens in der Geschäftssparte Kommunikation. Seit sieben Jahren ist Jörg Stein beim Weltkonzern Atos beschäftigt und seit März 2023 verantwortlich in der Atos Tech Foundations als Head of Atos German Markets und Senior Vice President.

Lieber Jörg, ich freue mich sehr, dass du Zeit für unser Gespräch gefunden hast. Ich möchte alles über dich wissen, fühle dich somit bitte frei und fange am besten an, mir von deiner frühen Jugend oder Schulzeit zu erzählen. Was wolltest du mal werden?

Mein Lebenslauf ist unkonventionell und von vielen Zufällen geprägt. Während Gleichaltrige von Berufen wie Pilot oder Raumfahrer träumten, liebäugelte ich mit dem Beruf des Försters. Ich kann heute gar nicht mehr erklären, warum das so war, aber vielleicht gab es schon damals die Liebe zur Natur, die letztendlich dazu geführt hat, dass ich heute in Nordhessen, in einer ruhigen Ecke mit viel Wald und wenig Mensch lebe. (lacht).

Nach dem Abitur fragte ich mich, was mich wirklich interessiert. Um es gleich mal vorwegzunehmen, weil die Vermutung naheliegen könnte, es war weder IT noch Betriebswirtschaft. Ich liebte Chemie und entschied, dieses Fach zu studieren. 1995 habe ich promoviert und war bereit für eine großartige Karriere als Chemiker und war überzeugt, dass die Welt da draußen auf mich warten würde. Nun, leider war dem nicht so, denn es herrschte gerade eine sehr geringe Nachfrage nach Chemikern. Folglich gab es nur zwei Möglichkeiten: auf einer Position als Chemiker zu beharren und gegebenenfalls ewig auf einen Job zu warten oder mich zu öffnen für andere Möglichkeiten.

So bin ich auf Siemens aufmerksam geworden. Sie boten eine Stelle an als Praktikant oder Werkstudent. Als promovierte Fachkraft bin ich ein paar Schritte zurückgegangen und habe diese Stelle angenommen, weil sie interessant klang und ich bereit war loszulegen. Ich landete in der Geschäftssparte Kommunikation bei Siemens in Frankfurt und fand es sehr spannend. Damals liefen die meisten Kollegen mit Anzug und Krawatte herum und als junger Mann begegnete ich allen mit Hochachtung.

„Bei meiner Diplom- und Doktorarbeit habe ich die Grafiken 

noch alle ausgeschnitten und per Hand eingeklebt.“

Das war noch unter Heinrich von Pierer, nicht wahr?

Ja. Zu dieser Zeit war Heinrich von Pierer noch aktiv. Ich bin in die Siemens Kommunikationssparte hineingerutscht und bin dann bei der Siemens Sparte Enterprise Networks Private Netze, dem Call Center-Business, gelandet. Das war unglaublich spannend, das Geschäft ging durch die Decke und das Team wuchs rapide. Ich war Applikationsspezialist, dann Portfoliomanager und schließlich Business Development Manager. Die Ereignisse und Entwicklungen überschlugen sich 1997 förmlich.

Im nächsten Schritt bin ich als Business Development Manager ins Stammhaus nach München gegangen. Damals bauten wir das Customer-Relationship-Management auf. Wenn man heute den jungen Menschen erzählt, dass wir das alles ohne Laptops und Computertechnologien, wie wir sie heute kennen, entwickelt haben, können sie sich das gar nicht vorstellen. Bei meiner Diplom- und Doktorarbeit habe ich die Grafiken noch alle ausgeschnitten und per Hand eingeklebt. (lacht).

An diese alten Zeiten erinnere ich mich ebenfalls sehr gut. Spannende Geschichte, lieber Jörg. Du scheinst einen rasanten Aufstieg hingelegt zu haben. Als Doktor der Chemie in einem fremden Umfeld so erfolgreich durchzustarten, war sicherlich herausfordernd.

Ich habe bei Siemens mehrere Abteilungen erfolgreich durchlaufen und habe alles von der Pike auf gelernt. Nach sechs Jahren fragte ich mich, wie es für mich beruflich weitergehen könnte. Mehrere Einflüsse haben mich bewogen, zu einem mittelständischen Unternehmen, mit dem Standort in Aachen zu wechseln. Nach Frankfurt und München, hatte ich einen Arbeitgeber in Aachen. Das war ein Wechsel mit großer Veränderung. Wobei ich erwähnen muss, dass ich meinen Lebensmittelpunkt immer behalten habe. Egal wo ich beruflich tätig war oder bin, mein Zuhause ist in der Nähe meiner Heimat. Dort habe ich ein Haus gebaut und das ist mein Ort, an dem ich die Hektik des Geschäftslebens ablegen und Energie tanken kann. Das ist sehr wichtig und wird von vielen immer noch unterschätzt.

„Meine Karriere war nicht durchgeplant, sie hat sich entwickelt.“

Nach welchen Jobs hattest du gesucht und als was hattest du dich beworben, nachdem du so viele unterschiedliche Stationen bei Siemens durchlaufen hattest?

Ich habe mich nicht beworben, ich bin über einen Zufall und eine Empfehlung zu meiner neuen Position gekommen. Meine Karriere war nicht durchgeplant, sie hat sich entwickelt. So bin ich bei einem Softwareentwicklungsunternehmen in Aachen gelandet, wo ich eine sehr spannende, aber auch sehr anstrengende Zeit verlebte. Für dieses Unternehmen habe ich den Service international aufgebaut, neben Deutschland, in Italien, Spanien und Frankreich. Ich hatte gerade ein Haus gebaut, meine Tochter war zu der Zeit erst zwei Jahre alt und ich war kaum zu Hause. Wenn du am Sonntag weißt, dass du am Montag in den Flieger steigst und nach Frankreich fliegst, von dort nach Italien und dann nach Spanien, um im best case ab Freitagabend mit meiner Frau und Tochter zwei Tage zu Hause zu sein, ist das nicht immer einfach. 

Aber der Job war wirklich spannend und ich war ja auch noch jung. Diese Erfahrung möchte ich auf keinen Fall missen, denn ich war in den verschiedenen Ländern als Mitarbeiter tätig, was meine interkulturelle Kompetenz enorm gefördert hat. Sechseinhalb Jahre, bis 2009, war ich bei diesem Unternehmen. Dann kam wieder der Zufall ins Spiel (lacht).

Jetzt bin ich gespannt!

Ein Aufsichtsrat Mitglied unseres Unternehmens war ein Serviceleiter bei Siemens. Ich begegnete ihm auf unserer Hauptversammlung. Wir kannten uns vom Sehen aus der Vergangenheit, hatten vielleicht mal ein paar Worte in der Vergangenheit gewechselt. Er kam auf mich zu und sprach mich direkt an, ob ich nicht wieder zurück wollte zu Siemens. Es waren der passende Zeitpunkt und das passende Angebot. Ich ging zurück in die Kommunikationssparte von Siemens. Dort habe ich zunächst mehrere Teams geleitet im Bereich Professional Services und bekam dann die Verantwortung für Teile der Siemens Enterprise Communications, später Unify. Vielleicht kennst du die Firma noch dem Namen nach.

„Ich kam mit ca. 800 Mitarbeitern in ein komplett neues Unternehmen,

 in dem wir zunächst als Fremdkörper wahrgenommen wurden.“

Ja, Unify sagt mir etwas.

Unify ging 2017 mit Atos zusammen und ich habe den Prozess begleitet und habe quasi die Unify in die Atos integriert. Das war mein spannendster Job. Ich kam mit ca. 800 Mitarbeitern in ein komplett neues Unternehmen, in dem wir zunächst als Fremdkörper wahrgenommen wurden.

Wie viele Mitarbeiter hatte Atos zu dieser Zeit?

Es waren über 10.000 Mitarbeiter in Deutschland.

Wo lagen die größten Herausforderungen bei der Integration?

Für mich persönlich war es zunächst die Verantwortung. 800 Mitarbeiter haben sich auf mich verlassen, dass die Integration funktioniert. Es hat sich alles viel länger gezogen als ursprünglich angenommen, was verständlich ist. Auf der einen Seite stand Atos, der Großkonzern, und auf der anderen Seite Unify, das Unternehmen, das bereits mehrere Restrukturierungen hinter sich hatte. Unify Mitarbeiter standen ehrfurchtvoll vor Atos. Es brauchte von beiden Seiten viel Überzeugungsarbeit bei der Zusammenführung. Es gab, um nur ein Beispiel zu nennen, neue Portfolio Elemente und die Fragen wie integrieren wir diese in den Atos Vertrieb standen im Raum. Im Wechsel mit meinem Kollegen teilte ich mir für zwei Jahre die CEO-Position. Nach diesen zwei Jahren hatte ich große Lust, Atos richtig kennenzulernen.

Welcher Zufall war es dieses Mal? (lacht)

Zu dem Zeitpunkt kam man auf mich zu und bezog sich auf das frühere Leben des Chemikers Jörg Stein und vertraute mir die Branche Healthcare & Lifescience an, also das Pharmageschäft und das Health-Care Business.

„Mit dieser neuen Position bei Atos schien sich der Kreis zu schließen.“

Wow! Finally kam dein Studium doch noch ins Spiel oder zumindest zum Teil.

Ja, der Kreis schien sich ein bisschen zu schließen. Ich hatte zwei Positionen inne, die neue Position für Zentraleuropa plus Unify nach wie vor. In dieser Aufgabe haben wir das Geschäft in 14 Ländern betreut. Natürlich DACH als Hauptregion, aber darunter waren auch die Schweiz, Israel, Rumänien, Bulgarien, Polen und Tschechien. Es waren superspannende Begegnungen und Erfahrungen, die ich gesammelt habe. Dort bin ich auch heute noch Branchenverantwortlicher, obwohl wir uns in einer neuen Aufstellung befinden.

Was genau waren oder sind deine Aufgaben in dem beschriebenen Bereich?

Wir betreuten sechs Industrien innerhalb der Atos. Eine ist Healthcare & Life Science. Für diese war ich gesamtverantwortlich. Von Go to Market über die Fragen: Wie wollen wir in den Markt hineingehen, mit welchem Portfolio wollen wir starten bis zu, wie überzeuge ich Kunden, dass ich der Beste bin im Markt für ihr Geschäft. Es ging von Sales bis hin zur Serviceverantwortung.

Das stelle ich mir sehr herausfordernd vor, allein die unterschiedlichen Kulturen und jedes Land hatte sicherlich einen anderen Status Quo.

Es war sehr herausfordernd, aber meine Erfahrung in Aachen hat mir sehr geholfen. In Frankreich, Italien und Spanien hatte ich bereits berufliche Erfahrung gesammelt. Ich war auch ein Jahr Geschäftsführer bei der Cycos AG in Madrid. Ich stelle mich schnell auf neue Begebenheiten und Themen ein.

Bei unterschiedlichen Kulturen muss ich mich natürlich anpassen. Der Deutsche ist ja recht direkt und in vielen Fällen eher einfach aufgestellt. Wenn ich in der Schweiz bin, muss ich etwas vorsichtiger sein, denn dort sollte man nicht zu direkt oder forsch auftreten. Man kommuniziert schließlich auf CEO- oder CTO-Ebene. In Österreich ist es wieder anders. hier redet man mehr und die Anbahnung dauert etwas länger. In Ländern wie Polen, Tschechien, Rumänien und Bulgarien machte es Sinn, lokale Kollegen einzubinden. 

Es war für mich teilweise ein neues Geschäft und aufregend, weil wir mit großen Pharmafirmen, die dir sicherlich bekannt sind, Business gemacht haben und weiterhin machen. Auf jeden Fall war es eine sehr schöne Zeit, die ich auf keinen Fall missen möchte. Unify ist aus der Atos an Mitel übergegangenen und seit letztem Jahr im März bin ich verantwortlich für die Kunden der Atos Tech Foundation in Deutschland über alle Industrien und Branchen hinweg.

„Meine Karriere ist nicht immer gerade verlaufen, aber auf 

ungeraden Wegen lernt man sehr viel mehr. “

Glückwunsch, lieber Jörg. Eine schöne Karriere.

Meine Karriere ist nicht immer gerade verlaufen, aber man lernt auf ungeraden Wegen sehr viel mehr. Wenn alles gerade funktioniert, wird es ja schon fast langweilig. Und irgendwie war immer der Zufall mein Begleiter und Menschen, an denen ich mich orientieren konnte.

Als Außenstehende sehe ich es weniger als Zufall. Ich würde deine Geschichte eher so interpretieren, dass dir Chancen geboten wurden und du sie ohne langes Zögern mehrfach ergriffen hast.

Ja, das stimmt schon. Es gehört auch Mut dazu, die gebotenen Chancen zu nutzen und sich immer wieder auf Neues einzulassen. Andererseits passt dies auch zu meinem Naturell. Ich würde mich langweilen, wenn ich zehn Jahre den gleichen Job machen würde. Das Salz in der Suppe ist immer die Veränderung, auch wenn im Grunde genommen die Basis des Jobs immer gleich ist. Es geht um Kunden, Zahlen und um das Ergebnis.

Liegt in deiner Aussage nicht ein Widerspruch?

Nein, denn es gibt unzählige Facetten, diese Ziele zu erreichen. Ich finde den Dialog mit den Kunden spannend, weil ich Menschen sehr spannend finde, da sie alle unterschiedlich ticken. Darauf musst du dich einlassen. Dann gibt es noch Unterschiede in den jeweiligen Branchen. Bei Finance geht es meistens immer noch etwas formeller zu als bei der Industrie. Genauso spannend sind Kollegen und unsere Beziehungen untereinander. Diese so aufzubauen, dass man einander vertraut und sich aufeinander verlassen kann, das ist eine große Herausforderung, die sich lohnt, weil sie Zufriedenheit schenkt und einem jeden Tag zeigt, wofür man das alles macht. Ich kann mich auf meine Kollegen zu 100 % verlassen, und das ist ein sehr gutes Gefühl und essenziell für unser Handeln nach außen.

„Natürlich führen die Presseberichte über unsere Lage 

bei Kunden zu Verunsicherungen.“

Wie begegnen euch Kunden angesichts der Presseberichte über die finanziellen Herausforderungen von Atos? Wie treu sind Kunden vor solch einem Hintergrund und wie geht ihr mit dieser Problematik um?

Atos hat ein langfristig angelegtes Geschäftsmodell. Unser Service Approach basiert auf langfristigen Partnerschaften mit unseren Kunden. Wir haben die Aufgabe, Qualität sicherzustellen und Service zu liefern. Das machen wir sehr fair und sehr gut und dafür wertschätzen uns unsere Kunden.

Es ist auch Teil meiner Aufgabe, mit den Kunden zu kommunizieren und ihnen die Entwicklung von Atos zu erklären. In den Gesprächen gilt es, menschlich und ehrlich zu agieren. Es ist wichtig, diese Art der Unterhaltung mit den Kunden proaktiv zu suchen. Am Ende des Tages verkauft man immer mit seiner Persönlichkeit und seiner Glaubwürdigkeit.

Die meisten schätzen meine direkte Ansprache und bringen es auch zum Ausdruck, indem sie sich für meine Offenheit bedanken. Mit diesen Kunden fühlt es sich an, als würde die Beziehung gestärkt werden durch den Zusammenhalt in herausfordernden Situationen. Ja, als würde man enger zusammenrücken. Wir rufen uns auch mal außerhalb der Themen unserer Zusammenarbeit zum Austausch an, und das schätze ich sehr.

Ich finde den menschlichen Ansatz nicht nur gut, sondern sehe ihn als einzig validen.

Du hast es gerade richtig gesagt, dass die Menschlichkeit eine bedeutende Rolle im Vertrieb spielt. Wenn ich da an früher denke, kann ich verstehen, dass Vertrieb in der Vergangenheit ein eher negatives Image hatte. Ich habe den smarten Vertriebsmann vor Augen, der den schnellen Deal macht und verbrannte Erde hinterlässt. Die gab es wirklich (lacht). Das funktioniert in unserem Geschäft nicht mehr. Es geht um das gemeinsame Erarbeiten von langfristigen Lösungen.

Atos ist eines der führenden IT-Unternehmen in Europa und auch weltweit hoch im Ranking. Bei unserer Größenordnung kommt man leicht in die Situation, sich auf die ganz großen Kunden zu fokussieren. Das ist jedoch ein Geschäft, das sehr stark vom Wettbewerb geprägt ist. Wenn es eine Ausschreibung im dreistelligen Millionenbereich gibt, dann stürzen sich alle darauf. Die Angebote laufen über Portale und es spielt sich alles sehr anonym ab. Dieses Geschäft ist auch wichtig und selbstverständlich müssen wir es machen. Wenn wir in die Zukunft schauen, insbesondere in Deutschland, dann ist und bleibt aber der Mittelstand die tragende Säule.

„Wir geben unserem Vertrieb jetzt ein regionales Gesicht.“

Wie definiert Atos den Mittelstand in Deutschland und welche neuen Konzepte habt ihr für die Zukunft von Atos Deutschland?

Ein neuer Fokus wird auf dem Mittelstand liegen. Wir definieren den Mittelstand nicht über Umsatzgrößen. Es geht darum, wie Unternehmen geführt werden. Wir möchten Unternehmen ansprechen, in denen die Geschäftsführung, der Inhaber oder der CEO, seit Jahren dieses Unternehmen aufgebaut haben. Für diese Menschen geben wir unserem Vertrieb ein regionales Gesicht. Wir möchten damit Vertrauen aufbauen.

Wie wollt ihr das umsetzen?

Wir gehen in eine regionale Vertriebsaufstellung und haben Deutschland geografisch in acht Regionen aufgeteilt. Im zweiten Schritt schauen wir, welche unserer Kollegen in diesen Regionen sitzen, bzw. dort beheimatet sind. Dazu bilden wir Sales-Squads, die aus einem Team aus regionalem Sales-Mitarbeitern/-innen, Service-Kollegen/-innen, Account Executives und weiteren After-Sales-Kollegen/Kolleginnen bestehen, die über die gesamte Vertragslaufzeit die Komplettverantwortung für den Kunden übernehmen. Für den zukünftigen Kunden hat dies den Vorteil, dass die Durchgängigkeit in der Betreuung vom ersten Tag gewährleistet wird.

Für dieses neue Konzept betreiben wir auch viel Verbandsarbeit und arbeiten eng mit den regionalen Industrie- und Handelskammern zusammen. Über alle relevanten Kanäle bauen wir eine ausgewogene Marktstrategie aus.

„Es gibt in jeder Beziehung gute und schlechte Zeiten. 

Die guten muss man feiern und in den schlechten muss man zusammenstehen, 

und das geht per Videokonferenz nicht so gut.“

Wenn euch die Realisierung dieses Konzepts gelingt, erschließt ihr euch einen großen Wettbewerbsvorteil aus meiner Sicht. Ich bin begeistert, denn ich höre von mittelständischen Unternehmen vermehrt, dass sie sich den zunehmenden technologischen Anforderungen ausgeliefert fühlen und den Service im After Sales beanstanden. Ihnen werden Lösungen verkauft, die sie im Nachgang ohne Support nicht handeln können.

Das ist genau das, was wir spüren. Nehmen wir z. B. Unternehmen des Mittelstands mit 1.000 bis 3.000 Mitarbeitern. Wie groß ist ihr IT-Department bei dieser Größenordnung? Wie begegnen diese Unternehmen der Herausforderung der gesamten Regulatorik bei Themen wie Datenschutz, Cyber-Security, ESR-Umweltschutz, Dekarbonisierung – das ist doch Wahnsinn, womit sie sich alles herumschlagen müssen. Diese Themen sind nicht simpel. Insofern macht es überhaupt keinen Sinn, einem Kunden ein Operations Security Center zu verkaufen, um ihn anschließend damit allein zu lassen. Mit diesen halben Lösungen ist niemandem geholfen. Der Kunde/die Kundin benötigt eine ganzheitliche Beratung und einen Service-Partner, der langfristig mit der notwendigen Kompetenz an der Seite der Unternehmen steht.

Der Mensch kann mit dem Tempo der technologischen Entwicklungen kaum mithalten, obwohl die meisten es sicherlich möchten. Die gebotenen Möglichkeiten werden nur zum Bruchteil angewandt, weil man sie nicht alle kennt. So erlebe ich es in meinem Umfeld und Netzwerk. Jemand zur Seite zu haben, der diesbezüglich in der Anwendung unterstützt, ist aus meiner Sicht sehr wertvoll. Letztendlich werden diese technischen Möglichkeiten ja für Menschen, die sie anwenden, entwickelt. Das sollte immer im Vordergrund stehen.

Ja, der Mensch muss absolut im Vordergrund stehen. Es gibt den Ausdruck menscheln und das muss es auch im Geschäft. Ich mache morgen persönliche Kundenbesuche in Norddeutschland, weil mir das sehr wichtig ist. Man kann viel über Teams machen und das ist hilfreich, es fehlt aber dieses Gefühl, im Raum zu sein, zu spüren, wie das Gegenüber tickt, zu erahnen und reagieren zu können, wenn es Fragen oder gar ein Missverständnis gibt. Persönlich über ein Problem zu sprechen und sich dabei in die Augen zu schauen oder auch auf Erfolg anzustoßen, dafür gibt es noch keine Alternativen. Es gibt in jeder Beziehung gute und schlechte Zeiten. Die guten muss man feiern und in den schlechten muss man zusammenstehen, und das geht per Videokonferenz nicht so gut. Sie wird nie echte persönliche Treffen ersetzen können.

Was für ein schönes Schlussplädoyer für Menschlichkeit, lieber Jörg. Ich habe viel gelernt in unserem Gespräch und freue mich, aus erster Hand Vieles über Atos und über dich erfahren zu haben. Vielen Dank für deine offene Art, es hat mir viel Freude bereitet.

Auch vielen Dank von meiner Seite für Deine Offenheit und das sehr angenehme und kurzweilige Gespräch.

Zum Abschluss habe ich noch eine letzte Frage: Zu welchem Song rockst du am liebsten?

Mein liebster Song dafür ist «Rehab» von Amy Winehouse.

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Der Tausendsassa im Sales

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Tom Finks Vita liest sich wie eine Berg- und Talbahnfahrt. Die Konstante im Leben des Marketing Direktors der Quantum Digital AG in der Schweiz sind seine Neugierde und sein steter Drang Neues zu lernen. Wen wundert es, dass er dabei auch das Scheitern von der Pike auf kennengelernt hat, denn nur wer nichts wagt, steht auf der sicheren Seite im Leben.

Lieber Tom, Grüezi in die Schweiz und ganz herzlich Willkommen bei Rocking Sales. Du liebst es zu lernen, hast du mir im Vorgespräch gesagt. Erzähle uns bitte Beispiele dazu.

Ich wollte als fünfjähriger lesen lernen und habe meine Mutter gebeten, es mir beizubringen. Sie stimmte zu und begann zunächst das Alphabet mit mir zu lernen. Ich wollte aber so schnell wie möglich lesen können. Also habe ich mit dem Buchstaben A begonnen und habe diesen in Zeitungsartikeln gesucht und ausgesprochen. Das Gleiche habe ich mit dem B wiederholt. Nach ein paar Tagen und weiteren Buchstaben trat der Beschleunigungseffekt ein und nach vierzehn Tagen konnte ich lesen. Selbst wenn ich wirklich jeden Tag nur einen Buchstaben genommen hätte, hätte ich mir nach maximal 26 Tagen selbst das Lesen beigebracht. 

Wie war es für dich im Kindergarten und in der Schule, wenn du so weit voraus warst im Vergleich zu deinen Mitschülern?

Ich konnte meinen Mitschülern im Kindergarten bereits Bücher vorlesen. In der Schule war es für mich langweilig, denn einen großen Teil des Schulstoffs der ersten Schuljahre kannte ich bereits. Ich hatte immer gute Noten, denn das Auswendiglernen ist mir nicht schwergefallen. So habe ich mich durch die Schulzeit gemogelt.

Hattest du einen Berufswunsch?

Insgeheim wollte ich immer Raketen und Mondlandefähren bauen. Als Berufsberater in unsere Schule kamen, sollten es zumindest Flugzeuge sein. „Das können sie in der Schweiz nicht,“ war ihre Antwort. Das war mir auch klar, aber ich wollte nach Toulouse in Frankreich zu Airbus oder in die USA nach Washington zu Boeing. Mein Vater war Anfang der 60er Jahre Austauschschüler in den USA gewesen und hat sogar in seiner Jugend John F. Kennedy die Hand geschüttelt. Das fand ich beeindruckend. Vielleicht von ihm inspiriert, wollte ich ebenfalls ein Jahr in den USA verbringen. Dann kann ich sehr gut Englisch lernen und bin vorbereitet für meinen zukünftigen Job bei Boeing, dachte ich mir.

Wohin ging es in die USA?

In the middle of nowhere in Nebraska. Das hat mit dem pulsierenden Leben von der Ost- oder Westküste oder auch Texas nichts zu tun. Der Vater meiner Gastgeberfamilie sagte zu mir: Thomas, this is not the end of the world, but you can see it from here (lacht), hier ist nicht das Ende der Welt, aber du kannst es von hier sehen, bedeutet das.

Wie hast du dein Auslandsjahr in Nebraska erlebt?

Es war eine großartige Zeit. Ich konnte Kurse wählen und habe in der Marching Band mitgemacht und im Chor mitgesungen, Chemie und einen Debate Kurs gewählt, in dem Debattieren nach altem Muster gelehrt wurde. Das war eine prägende Erfahrung. Vom Chor wurde ein Musical veranstaltet und ich habe mich sofort für eine Rolle beworben. Nach meinem Vorsingen haben sie sich gegen mich entschieden und ich war sehr enttäuscht. „Thomas, du hast Talent, aber im Vergleich zu anderen reicht es nicht.“ Es war alles leistungsbezogen und nur, wer die beste Performance im Casting lieferte, wurde genommen. Aber schlussendlich habe ich doch noch eine Rolle für einen Zweizeiler ergattert, weil mein ausländischer Akzent gewünscht war.

Auch für eine Rolle in einem Theaterstück habe ich vorgesprochen und wieder wurde ich nicht genommen und war riesig enttäuscht. Auch in diesem Fall habe ich andere Aufgabe angeboten bekommen, nämlich für das Licht verantwortlich zu sein. Ich war glücklich wenigstens in irgendeiner Form dabei sein zu können.

Zurück in der Schweiz war ich 27 Jahren im Vorstand unseres Theaters Einhorn hier vor Ort, davon 12 Jahre als Präsident. Ich habe das Theater immer geliebt.

Im Austauschjahr habe ich festgestellt, dass die Kommunikation meine Stärke ist. Ich lerne sehr schnell Sprachen, sogar Dialekte und ich bin wie du auch, immer neugierig auf Menschen.

Was hast du aus dieser Erkenntnis gemacht?

Nach dem Militärdienst habe ich mich an der Universität eingeschrieben. Aber da habe ich mich mehr schlecht als recht durchgekämpft, auch weil ich mehr Party und Frauen im Kopf hatte. Ich habe das Studium abgebrochen und wollte arbeiten. Ich wusste nicht, was ich wollte, sondern nur, dass ich Geld verdienen wollte und musste. Ich bekam eine Stelle bei einer Bank im Backoffice für Edelmetalle, Platin, Gold und Silber. Viel verdient habe ich dort zwar nicht, aber dafür hatte ich viel Freizeit, die ich in Zürich am See verbringen konnte.

„Nach anderthalb Jahren war klar, dass ich diese geschauspielerte,

 akademisierte Pseudo Intellektualität nicht ertrug.“

Chilliges Leben würde man heute dazu sagen (lacht).

Stimmt, ich habe es genossen. Dann habe ich mir einen Ruck gegeben und doch ein Wirtschaftsstudium begonnen. Nach anderthalb Jahren war klar, dass ich diese geschauspielerte, akademisierte Pseudo Intellektualität nicht ertrug. Ich war eher praktisch orientiert und wollte umsetzen. Auch dieses Studium habe ich abgebrochen. Meine Eltern waren natürlich geschockt und in großer Sorge. Was macht der Bub jetzt? Er hatte doch so gute Voraussetzungen….

Darf ich ehrlich sein? Ich wäre als Mutter auch beunruhigt gewesen…Wie ging es weiter?

Ende der 80er Jahre bin ich in einem Unternehmen gelandet, das individuell bedruckte T-Shirts vertrieb. Das war zu der Zeit sehr in. Für jedes Dorffest, jede Party, jedes Konzert wurden passende Druckvorlagen erstellt. Ich arbeitete im Innendienst, somit auch in der telefonischen Bestellannahme. Dort machte ich meine ersten Schritte im Vertrieb. Wieder wurde ich mir meiner Kommunikationsstärke bewusst, denn ich lernte mit Leichtigkeit Menschen kennen und baute Beziehungen auf.  

Meine nächste Station war die Werbeartikelfirma eines Bekannten, wo ich nur auf Provision arbeitete. Bei solchen Konditionen bist du verdammt zum Verkaufen, denn ohne Erfolg kein Geld. Und weißt du was? Ich hatte keinen Erfolg. Und wenn du so schlecht verdienst, sinkt natürlich auch die Motivation. Das Kapital, das ich mir sukzessive aufgebaut hatte, war mein Netzwerk, das stetig wuchs, denn ich ging gerne auf Menschen zu.

„Ich war, wie sehr viele andere auch, dem Irrglauben aufgesessen, 

dass jemand, der gut redet, ein guter Verkäufer ist. 

Was für ein Nonsense!“

Was hat dieses Kapital dir konkret gebracht?

Meinen nächsten Job bei Cricket, einer schwedischen Firma für Zündhölzer und Feuerzeuge. Bei Cricket habe ich den Händlerring in der Schweiz erfolgreich aufgebaut. Eine wichtige Zielgruppe waren Restaurants und Hotels, die Zündhölzer und Feuerzeuge mit Werbeaufdruck bestellten. Ich war ziemlich erfolgreich, aber ich habe damals das Potenzial nicht vollends ausgeschöpft, da mir das wichtigste Learning im Vertrieb noch fehlte. Ich war, wie sehr viele andere auch, dem Irrglauben aufgesessen, dass jemand, der gut redet, ein guter Verkäufer ist. Was für ein Nonsense!

Du bist ein guter Verkäufer, wenn du gut zuhören kannst und dafür sorgst, dass dein potenzieller Kunde oder Kunde gerne erzählt. Wenn du das Problem deines Gegenübers verstehst, kannst du eine viel bessere Lösung für ihn erarbeiten, denn nur darum geht es im Verkauf. Wenn du einen Kunden überreden musst, kann das auch mal funktionieren. Die so gewonnenen Kunden sind jene, die nach spätestens 3-4 Monaten unzufrieden sind, denn sie haben sich nicht eigenständig für das Produkt entschieden, sondern wurden dazu gedrängt.

Wo hast du dieses Wissen erlangt?

Ich habe mich immer weitergebildet auch international. Meine Stärke ist nicht nur die Kommunikation, sondern meine natürliche Neugierde und ich bin ein Learner. Bei Cricket wurden uns zahlreiche Sales Seminare angeboten, an denen ich teilnehmen durfte und ich habe alle Chancen genutzt. Der Eindruck, dass ich nicht so abschlussstark bin, wie ich sein möchte, war an manchen Tagen frustrierend. Du bist zwar müde am Abend, hast keine nennenswerten Erfolge vorzuweisen, bist aber hunderte Kilometer gefahren. 

Ich wusste, dass ich noch besser sein könnte, dass ich noch mehr aus mir herausholen wollte, noch immer fand ich mich nicht gut genug. Als ich 30 Jahre alt wurde, war mir bewusst, dass ich überhaupt keine Ausbildung hatte. Ich war im Prinzip ein Maturand, ein Schulabgänger mit Abitur. Und zwei abgebrochene Studien machten sich im CV auch nicht so gut. Also habe entschieden eine berufsbegleitende Ausbildung an einer privaten Akademie zu machen mit dem Schwerpunkt Verkauf und Verkaufsadministration.

Hast du dich mit der Ausbildung besser gefühlt?

Ich habe mich danach zum zweiten Mal selbständig gemacht mit meiner Firma FINK – wie mein Nachname. Fink stand für future – information – networking – know-how.  Das erste Jahr lief super, das zweite Jahr leider nicht gut.

Woher hattest du das Know-How für dieses Unternehmen? Das war nicht Teil deiner Ausbildung.

Bei Cricket, der schwedischen Firma, für die ich zuvor tätig war, haben wir neu das Internt und die Workstations mit einem Ethernet-Netzwerk neu eingerichtet und ich das alles vom Sohn des Patrons gelernt. Wir haben eigenhändig alle notwendigen technischen feature inklusive der Kabelinstallationenverlegt und implementiert.

Und weil du mit dem Sohn alles verlegt hast, reichte das Know-How für eine eigene Firma in diesem Bereich?

Manche sagen zu mir, ich sei kein echter digital native. Ich habe die ersten Tage des Internets mit allergrößter Neugier begleitet und habe gelernt und gelernt und gelernt, und zwar nicht nur in der Theorie, sondern ich habe gemacht. Deshalb verfüge ich über mehr praktische Erfahrung als viele, die sich digital native nennen.

„Die Grundsatz Fragen sind: Wer bist du? Bist du einer von uns? 

Kann ich dir vertrauen? Das ist die Basis für jegliche Kontaktanbahnung.“

Ich finde dich mutig. Du hast dich an vieles herangewagt, einfach gemacht. Nicht alles war von Erfolg gekrönt, aber du bist immer wieder aufgestanden oder hast weitergemacht. Das bewundere ich.

Wer weiß, vielleicht wurde ich dafür mit einem glücklichen Zufall belohnt, der mich für die nächsten zehn Jahre zu Microsoft in der Schweiz führte. Über das gute Netzwerk, das ich mir mittlerweile aufgebaut hatte, wurde ich mit dem Verkaufsleiter von Microsoft Schweiz vernetzt, der in meiner Nachbarschaft wohnte. Er suchte einen Marketingleiter für die Einführung der Xbox in der Schweiz und ich habe die Stelle bekommen.

Das war ein Glücksfall für mich. Plötzlich war ich im Marketing bei Microsoft gelandet – das war ein Traum. Alles, was es an Marketingmaßnahmen gibt, durfte ich umsetzen. Von der Organisation der Händlertagung, zur Pressekonferenz, zu Kooperationen mit Fußballspielern, UEFA, WM, Events alles durfte ich ausprobieren.

Marketing und Sales bilden heute noch in den meisten Unternehmen nicht die Einheit, die sie bilden sollten. Ständig finden dort Kämpfe statt, anstatt eine Einheit zu bilden und an einem Strang zu ziehen. Ich habe es geschafft ein homogenes Team zu bilden. Sie wussten, dass mein Ursprung im Sales und nicht im Marketing war und brachten mir dafür Respekt entgegen, was dazu führte, dass ich für den Channel Games Specialists  Key Account Manager wurde. Ich war der einzige Gamer unter den Kollegen und wusste, dass du in dieser Community nicht mit Krawatte daherkommen kannst.

Weißt du Hermina, wir Menschen reagieren unterbewusst auf fremde Menschen. Die Grundsatz Fragen sind: Wer bist du? Bist du einer von uns? Kann ich dir vertrauen? Das ist die Basis für jegliche Kontaktanbahnung. Wenn du kein Vertrauen aufbauen kannst, wirst du nicht einmal eine Schraube verkaufen. Es geht nicht um dich, ob du gut aussiehst, dich als super Redner präsentierst oder mit Titeln dekoriert bist. Wenn du kein Vertrauen aufbauen kannst, wirst du nicht erfolgreich werden. Bei Microsoft habe ich mir einen unfassbar großen Erfahrungsschatz aufgebaut. Die andere Seite der Medaille war jedoch, dass ich mich zum Workoholic entwickelt hatte.

Ist deine Begeisterung für den Job mit dir durchgegangen?

Ja, so war es. Ich habe in einem Assessment mal eines der stärksten Tools für Teambuilding und Organisationsentwicklung kennenlernen dürfen. Der Strength Finder hat mich beeindruckt und geprägt. Laut dem Strength Finder, dem Stärke-Finder, soll man aufhören seine Energie in die Verwandlung der persönlichen Schwächen in Stärken zu verschwenden. Was für ein unnötiger Kraftakt! Stattdessen soll man sich auf seine Stärken fokussieren, das bringt Spaß und Freude an der Arbeit und damit auch Erfolg.

Wenn du das arbeitest, worin du gut bist, bist du ein glücklicher Mensch. Und ich war glücklich bei Microsoft, obwohl ich zu viel gearbeitet habe. Und ich habe mich immer mit großer Freude weitergebildet, im Key Account Management und im Projektmanagement ebenfalls. Nach Microsoft habe ich mich wieder selbständig gemacht.

„Man will uns immer vorgaukeln, dass Kaufentscheide rational getroffen werden.“

Was hast du gemacht?

Ich habe ein Chapter des Business Network International (BNI) in der Schweiz aufgebaut und war permanent unterwegs, als Speaker, zu Präsentationen und zu Mitgliedertreffen. In dieser Zeit habe ich eine Vertriebs-Weiterbildung gemacht, die für mich ein Mind-Changer war. Es war der Kurs „Be a Bestseller“ von Zarko Jerkic und seinem Kundenmagnet. Ein stechend klares Verkaufskonzept mit welchem mir unter anderem die sechs entscheidenden Fragen im Verkauf vermittelt wurden. Man will uns immer vorgaukeln, dass Kaufentscheide rational getroffen werden. Das ist falsch. Jeder Kaufentscheid wird emotional getätigt.

Deshalb ist der Schlüssel zu einem Abschluss immer zuerst das Vertrauen zu gewinnen. Die 3.500 Euro für die Schulung an vier Samstagen waren jeden Cent wert. Und wie ich bereits sagte, das Leben hat immer Überraschungen bereit, mal gute, mal nicht so gute. Am 04.08.2012 habe ich einen schweren Herzinfarkt erlitten und es grenzt an ein Wunder, dass ich noch lebe. Ich habe vier Stents und einen Herzschrittmacher mit Defibrillator eingesetzt bekommen. Das war eine Zäsur in meinem Leben und ich feiere seither zwei Geburtstage im Jahr.

Das tut mir sehr leid lieber Tom. Was für ein Schock und Schreck und danke, dass du so offen darüber sprichst. Vielleicht animieren wir den ein oder anderen Leser mal zum Check-up zum Arzt zu gehen.

Ich habe danach meine Selbständigkeit aufgegeben. Sechs Monate nach meinem Herzinfarkt, im März 2013, habe ich bei Quantum Digital angefangen, bei meinem jetzigen Arbeitgeber. Natürlich habe ich mich gefragt, ob ich mir nach der Selbständigkeit vorschreiben lassen möchte, wie ich zu arbeiten habe. Lange Zeit war ich mein eigener Chef. Zunächst habe ich mit 30% Arbeitszeit als Verkäufer für Websites begonnen. Es hat sich gut entwickelt und auch gut angefühlt und ich wollte mein Arbeitspensum auf 60% erhöhen.

Dann kam die Frage von der Geschäftsleitung, ob ich mir vorstellen könnte, sie im Bereich SEO zu unterstützen. Wir hatten bereits einen Kollegen in Thailand sitzen, der Spezialist für Search Engine Optimization war. Klar, habe ich zugesagt! Wieder etwas Neues lernen, super, waren meine Gedanken. Ich habe mich schon immer für Suchmaschinen interessiert und habe mich schnell eingearbeitet. Heute bin ich ein Google Marketing Expert.

Das ist aber nicht der Fokus von Quantum Digital?

Nein, es ist eine Nische in unserem Unternehmen, die ich als One-Man-Show ausfülle. Unsere Firma besteht aus unfassbar talentierten Nerds. Wir sind Spezialisten für anspruchsvolle und komplexe Systemintegrationen und setzen große Projekte mit namhaften Unternehmen um.

Du hast dir mit der Unterstützung deines Kollegen alles selbst beigebracht, richtig?

Seit ich 16 bin, habe ich immer gearbeitet. Mal auf dem Bau, mal Elektrokabel verlegt. Ich komme aus einer Zeit, in der ich in einer Bank in der Kreditinformationsabteilung auf Olivetti Schreibmaschinen geschrieben habe. Hattest du nur einen Fehler, ist der Chef ausgeflippt und man konnte alles neu schreiben, und zwar so oft, bis es fehlerfrei war. Ich lerne seit 1980 Computertechnologien, weil es mich interessiert und weil ich es liebe. Denke bitte an den Strength Finder (lacht).

Akquirierst du bei Quantum Digital deine Kunden selbst?

Ich akquiriere selbst und ich betreue auch bestehende Kunden. Zuerst hatte ich eine Wettbewerbsanalyse gemacht und festgestellt, dass alle Anbieter mit Mindestvertragszeiten arbeiten. Das mache ich nicht. Bei mir kann der Kunde jederzeit kündigen. Was soll ich mit Kunden, die nicht zufrieden sind? Ich habe dafür zu sorgen, dass der Kunde sich Monat für Monat wieder für uns entscheidet. Sogar während der Pandemie haben mir meine Kunden die Treue gehalten und für diese Vertrauensbeziehungen bin ich sehr dankbar. Innerhalb meines Pensums bin ich sehr erfolgreich und zufrieden.

Werfen wir einen Blick in die Zukunft, lieber Tom.

Es ist unablässig bestehende Glaubenssätze immer wieder in Frage zu stellen. Die KI kommt mit einer rasanten Geschwindigkeit. Du kannst es verdammen als zu gefährlich, aber wenn du das jetzt nicht lernst, wirst du abgehängt. Gleichzeitig müssen wir aufpassen uns nicht mit einem Dauerblick auf Bildschirme zum Affen zurückzuentwickeln. Vor allem müssen wir bei den jüngeren Generationen darauf achten.

Wir sind alle auf der Suche nach Glück und doch scheinen es nur wenige zu finden. Wir haben steigende Depressions- und hohe Selbstmordraten in der Schweiz und in Deutschland. Das Wichtigste ist im Leben ist, dass wir alle wieder lesen lernen, weil das Lesen die einzige Tätigkeit ist, die die Vorstellungskraft fördert. Die Fantasie entwickelt sich in deinem Gehirn, indem Buchstaben zu Bildern mutieren, und diese Fähigkeit brauchen wir dringend für die Zukunft, weil wir dadurch lernen uns Lösungen für Probleme vorzustellen.  Beim Lesen entwickeln wir unsere Vorstellungskraft und stärken unsere Menschlichkeit, wir agieren lösungsorientiert und nicht problemgesteuert.

Danke lieber Tom, für dieses wunderbare Schlusswort, das mich inspiriert und nachdenklich stimmt. Zum Abschluss habe ich noch eine letzte Frage: Zu welchem Song rockst du am liebsten?

Danke dir ebenfalls. Mein liebster Song dafür ist «Vita spericolata» von Vasco Rossi.

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Meike

Selfmade in die Führungsetage

meike gross

Selfmade in die Führungsetage

Meike Nowotny hat meine Einladung zum Interview angenommen, weil sie findet, dass Frauen in der IT mehr Sichtbarkeit und Mut brauchen. Die Vertriebs- und Niederlassungsleiterin von Kendox Österreich bezeichnet sich selbst als Chamäleon, denn ihre Karriere entwickelte sich durch ihr unermüdliches Engagement in diversen Positionen. Egal welche Aufgabe anstand, Meike nahm sie, ohne zu zögern an, freute sich Neues zu lernen und gab 100 %. Vertrieb stand nicht auf ihrer Wunschliste, Erfolg jedoch schon. 

Liebe Meike, ich freue mich sehr, heute mir dir eine Lanze für Frauen in der IT zu brechen und mehr von den Herausforderungen in diesem Bereich zu erfahren. Vertrieb war, wie bei zahlreichen meiner Interviewpartner, zunächst nicht dein Traumjob. Hattest du einen Berufswunsch oder gar Traumberuf?

Mein Traum in meiner Teenagerzeit war Anthropologie und Archäologie zu studieren, denn ich wollte Indiana Jones werden, nur in weiblich. Die Schulzeit ist so schnell verflogen und im Alter von 15 oder 16 Jahren hatte ich keine Lust mehr auf die Schule und wollte lieber arbeiten. Ich mache alles außer Verkaufen, denn ich werde niemals Klinken putzen, war damals noch mein Motto. Ich bin 1977er Jahrgang, da wurde Vertrieb noch mit Staubsaugervertretern in Verbindung gebracht. Also entschied ich erst einmal eine Lehre als Zahnarzthelferin zu machen. Schnell hat sich herauskristallisiert, dass es nicht die richtige Wahl war. Also habe ich mein Abitur auf dem zweiten Bildungsweg auf dem Kolleg in Oberhausen nachgeholt.

„Ich mache alles außer Verkaufen, denn ich werde niemals Klinken putzen.“

Mit dem Abitur hast Du die Voraussetzung geschaffen für deinen Traum vom Studium der Anthropologie und Archäologie.

Von diesem Traum hatte ich mich schon längst verabschiedet, denn ich wollte Geld verdienen. Ich schwankte zwischen dem Studium der Zahnmedizin, denn da hatte ich bereits hineingeschnuppert und Technik. Mein Interesse für Technik und meine Lust zu arbeiten und praxisnah zu lernen, überwog letztendlich und ich entschied mich für eine zweieinhalbjährige Ausbildung zur Industriefkauffrau bei der Teba GmbH & Co. KG in Duisburg. Die Teba produziert und vertreibt Sicht- und Sonnenschutz für Fenster.

Hast du dich in dieser Ausbildung besser gefühlt, als in der ersten als Zahnarzthelferin?

Es war eine sehr interessante und vielschichtige Ausbildung, da ich in alle relevanten Abteilungen reingeschaut habe wie Produktion, Logistik, Einkauf und Vertrieb. Im Vertrieb habe ich sogar freiwillig zweimal jeweils drei Monate verbracht, weil dort personelle Unterstützung gebraucht wurde und ich meine Kollegen nicht hängenlassen wollte. Zugunsten des zweitens Quartals im Vertrieb habe ich die Abteilung Geschäftsleitung damals ausgelassen.

Hat diese erste Erfahrung im Vertrieb deine Meinung revidieren können?

Es war immer noch nicht mein Traumberuf. Die ersten drei Monate habe ich zunächst fast nur die Ablage gemacht. Das war furchtbar. Ich habe mich beim Vertriebschef darüber beschwert, dass ich nach anderthalb Monaten Ablage machen, darauf bestand ordentlich ausgebildet zu werden. Das hat ihm gefallen. So durfte ich auch mal mit Kunden telefonieren und andere Vertriebstätigkeiten übernehmen.

Die nächsten drei Monate im Vertrieb saß ich in der Datenverarbeitung und gab die Aufträge, die seitens Außendiensts auf Papier eingingen, in unser ERP-System ein. In dieser Abteilung arbeiteten fast ausschließlich Frauen. Ihre Aufgabe war es, die technischen Zeichnungen und Produktionsvorgaben in das System einzugeben. Sehr häufig, waren die Angaben nicht korrekt und wurden von diesen Frauen korrigiert. Sie hatten eine sehr verantwortungsvolle Position im Innendienst, denn die letzte Fehlerkontrolle vor Produktionsbeginn wurde von ihnen vorgenommen. Das hat man ihnen zugetraut, dennoch saßen sie im Innendienst nur im Hintergrund und im Außendienst, also dem Kundenkontakt, arbeiteten fast nur Männer.

Von eben diesen Kolleginnen habe ich damals sehr viel gelernt, von dem ich heute noch profitiere. Sie haben alle versucht mich zu fördern und niemand war stutenbissig, wie es Frauen häufig unterstellt wird. Ich hätte nach Beendigung meiner Ausbildung bleiben können, aber ich war bereit für die nächste Etappe und wollte das Erlernte in einem neuen Tätigkeitsfeld einbringen.

Was war deine nächste berufliche Station?

In bin in einen Betrieb für Industrietechnik gewechselt. Vom Vertrieb als letzte Station meiner Ausbildung, ging es für mich in den Einkauf. Zuerst war ich im Stahleinkauf tätig und wechselte kurze Zeit später in den internationalen Kunststoffeinkauf. Für dieses Unternehmen war ich jedoch nur sechs Monate tätig. In meinem Türkei Urlaub habe ich mich in meinen zukünftigen Ehemann verliebt und bin für die Liebe nach Wien gezogen. 

Wie cool ist das bitte? Das nenne ich mutig.

In Wien bin ich dann im Projektmanagement einer Firma für Medizintechnik im 22. Bezirk in Wien gelandet. Ich habe eine Doppelrolle eingenommen im Projektmanagement und als Assistentin des Geschäftsführers. In meiner Position habe ich mich hauptsächlich mit Ausschreibungen beschäftigt.

In Österreich müssen die staatlichen Krankenhäuser und alle öffentlich-rechtlichen Organisationen für gewissen Bedarf Ausschreibungen machen. Meine Aufgabe war, zu schauen was gerade ausgeschrieben wurde und zu prüfen, ob wir Produkte in unserem Portfolio haben, die wir anbieten können. Falls ja, wurden hierzu entsprechende Angebote erstellt.

Während dieser Tätigkeit war ich auch mitverantwortlich für die Markteinführung der Wirbelsäulen-Implantologie-Systems eines französischen Herstellers als Produktneuheit. Die gesamte Einführungsphase in Österreich habe ich betreut und alle Schritte in Zusammenarbeit und Abstimmung mit Frankreich begleitet. Nach zwei Jahren stand bei mir der nächste Wechsel an.

Jetzt bin ich gespannt für welchen Karriereschritt du dich entschieden hast.

Meine nächste berufliche Station war das österreichische Jugendrotkreuz. Die Stelle reizte mich so sehr, dass ich eingewilligt habe eine Erziehungsurlaubvertretung für zwei bis zweieinhalb Jahre zu übernehmen. Bei uns in Österreich heißt das Karenzvertretung.

„Überall galt es Menschen für meine Anliegen zu gewinnen und 

dafür braucht es Marketing und Vertriebs Know-How.“

Das ist wieder etwas ganz Neues. Was hat dich an der Aufgabe gereizt?

Etwas für und mit Kindern und Jugendlichen zu realisieren fand ich spannend. Mein Aufgabenfeld war die freiwillige Radfahrprüfung in Österreich. Es ist ein Kooperationsprojekt mit der AOVA Versicherungsanstalt, der österreichischen Polizei, dem ÖAMTC, das ist das österreichische Pendant zum deutschen ADAC und vielen anderen. Zu meinen Aufgaben gehörte auch die unterschiedlichen Gremien einzubinden und zu koordinieren.

Das Jungendrotkreuz ist auch Herausgeber der Schulungsunterlagen für die Radfahrprüfung und es war Zeit für einen Relaunch und ein frisches Design. Das war eine fantastische Aufgabe und hat mir sehr viel Spaß gemacht.
 
In diesem Job war alles drin, von Marketing über Projektmanagement bis zum Vertrieb. Rückblickend waren alle meine Tätigkeiten Disziplinübergreifend. Überall galt es Menschen für meine Anliegen zu gewinnen und dafür braucht es Marketing und Vertriebs Know-How. Selbst für ein Bewerbungsgespräch braucht es Vertriebsstärke, denn man muss sein Gegenüber von sich überzeugen. Das wurde in meiner schulischen Laufbahn überhaupt nicht gelehrt.

„Es setzt viel zu spät an, junge Menschen für Sales zu gewinnen.“

Findest du, dass man in den Schulen bereits Vertrieb in einer Form einbinden sollte?

Es setzt viel zu spät an, junge Menschen für Sales zu gewinnen. Hätte es damals zu meiner Realschulzeit schon praxisbezogenen Unterricht gegeben oder hätte man Unternehmen zum Workshop für Schüler eingeladen, wären junge Menschen viel früher an Vertrieb heranführt worden. Ich denke, dass die Schule den großen Herausforderungen unserer Zukunft nicht gerecht wird. In Österreich wird zwar derzeit an der Umsetzung einer Schulreform gearbeitet, aber mir geht diese Reform nicht weit genug. Der Unterricht müsste viel mehr Einblicke in die Praxis ermöglichen.

Kommen wir zurück zum Projekt Fahrradprüfung, liebe Meike. Wie ging es weiter?

Parallel zu unseren vielen Aktivitäten, haben wir uns zusätzlich für das EU Projekt International Road Safety Campaign beworben. 17 internationale Jugendrotkreuz Gesellschaften haben über mehrere Monate an diesem Projekt teilgenommen, mit dem Ziel Awareness für die Verkehrssicherheit für Kinder und Jugendliche zu erzielen. Gemeinsam mit relevanten Ministerien hat jedes Teilnehmerland Fahrsicherheitskampagnen erarbeitet, die in Zypern auf dem internationalen Kongress natürlich in englischer Sprache präsentiert wurden.

Abschluss des österreichischen Projekts war eine Veranstaltung im Donau Park in Wien in Kooperation mit 13 Schulen. Die Anreise in Bussen, Teilnahme und Verpflegung waren mit EU-Fördermitteln finanziert. Wir haben verschiedene Verkehrssicherheitsstände entwickelt und aufgebaut, darunter Dummy Crash Tests für Kinder, Gleichgewichtstrainings auf verschiedenen Parcours, erste Hilfe Kurse und vieles mehr. Jedes Teilnehmerland hat eigene Veranstaltungen konzipiert und realisiert.

„Ehrlich gesagt, hatte ich insgeheim die Hoffnung, 

beim Jugenrotkreuz bleiben zu können.“

Waren diese Veranstaltungen explizit für Fahrradfahrer?

Nicht nur, das Thema war Verkehrssicherheit und dazu gehören auch Scooter und auch das Verhalten als Fußgänger im Straßenverkehr. Denke bitte nur an die vielen Schüler, die mit Stöpseln im Ohr unterwegs sind oder mit dem Handy vor den Augen oder am Ohr. Sie sind unkonzentriert bis hin zu völlig abwesend. Wie verhält man sich im Straßenverkehr verantwortungsvoll war die Hauptfrage.

Für Übungen rund um das proaktiv im Verkehr Agieren, haben wir eine Schauspielerin engagiert, die sich als Oma verkleidet hat, um weitere Gefahrensituationen zu simulieren. Die richtigen Reaktionen auf diese Situationen wurden mit den Kindern und Jugendlichen trainiert.

Die Presse und Vertreter relevanter Ministerien waren anwesend und für die teilnehmenden Schulen und Schüler war es ein einzigartiger Event. Für mich war es auf jeden Fall eines meiner beruflichen Highlights. Ehrlich gesagt, hatte ich insgeheim die Hoffnung, dass die Kollegin nicht zurückkommt. Dann hätte ich dort bleiben können. Aber sie kam nach dem zweiten Kind zurück. Somit habe ich schweren Herzens meine Stelle verlassen, wohlwissend, dass es ja von vornherein so vereinbart war.

„Da am Empfang so wenig zu tun war, bat ich Kollegen aus 

unterschiedlichen Bereichen, mir Arbeit zu geben.“

Das macht mich gerade beim Zuhören traurig. Aber da du ja strahlend vor mir sitzt, muss ja etwas Neues Spannendes auf dich zugekommen sein.

Indirekt bin ich danach bei meiner jetzigen Firma gelandet, nur hieß diese damals Infoniqa. Als Office Managerin saß ich zunächst in einem komplett leeren Büro in Wien. Nachdem ich mich zunächst, um alles, was mit Facility Management zu tun hat, gekümmert hatte und die Büros eingerichtet waren, war ich am Empfang chronisch unterfordert.

Die Infoniqa war damals eine Unternehmensgruppe mit Unternehmen in den Bereichen Human Resources Industrietechnik und Dokumentenmanagement. Diese Firmen sollten alle nach und nach in diese Büroräume ziehen, was sich eher schleppend vollzog. Da am Empfang so wenig zu tun war, bat ich Kollegen aus unterschiedlichen Bereichen, mir Arbeit zu geben, sobald sie das Büro betraten. Egal wem ich zuarbeitete, ob Marketing, Vertrieb oder dem Finanzbuchhalter, sie waren alle zufrieden mit meiner Leistung. Eines Tages bemerkte einer der drei Vorstände, dass ich völlig unterfordert war und ernannte mich zur Vorstandsassistentin. Von da an arbeitete ich viel und gerne. Es galt Meetings vorzubereiten, Berichte zu erstellen, Reisen zu planen, zu Meetings zu begleiten und vieles mehr. Ich habe sehr viel gelernt zu dieser Zeit.

Viele hätten den Job, in dem sie unzufrieden sind verlassen. Was hat dich bewogen zu bleiben?

Die Hoffnung? Das Gefühl, dass etwas Gutes kommt? (lacht) Ich weiß es nicht. Die Expansion von Infoniqa hat sich nicht so entwickelt, wie geplant und sie zogen nach Oberösterreich, boten mir an mitzukommen. Doch dann entschied mein heutiger Chef den Bereich Dokumentenmanagement, die Kendox AG, zu übernehmen. Das war mein Glück, denn ich wurde später Kendox Niederlassungsleiterin Österreich in Wien.

Wow! Was für ein Sprung. Dann hat sich das Durchhalten für dich gelohnt. Was waren deine Aufgaben in der neuen Position?

Am Anfang habe ich mich um das Marketing gekümmert und unsere Verkaufsunterlagen erstellt. Es hat sich jedoch sehr schnell herausgestellt, dass es notwendig ist, das Marketing stärker zu professionalisieren und wir parallel auch den Vertrieb in Österreich aufbauen wollten. Zu dem Zeitpunkt entschied ich mich wieder aktiv für den Vertrieb.

Du bist freiwillig in den Vertrieb gewechselt? Die junge Frau die sagte, ich mache alles, außer verkaufen (lacht).

Ich bin ein Chamäleon, liebe Hermina, das wusste ich damals nur noch nicht. Mein Chef sagt immer, egal welche Aufgabe man mir gibt, ich erfülle sie. Ich gebe immer 100%. Bei jeder neuen Aufgabe habe ich seit jeher gesagt, super, ich kann wieder etwas Neues lernen. Auch wenn ich noch nicht wusste, wie es geht, so hatte ich immer die Bereitschaft schnell zu lernen und mich reinzuknien. So kumuliert man jahrelang Wissen.

„Vor 10 Jahren war Vertrieb für Frauen in der IT-Branche  herausfordernder 

als heute. Zum Glück hat sich in den letzten Jahren einiges 

zum Besseren gewandelt.“

Erzähle mir bitte von deiner Erfahrung im Vertrieb.

Vor 10 Jahren war Vertrieb für Frauen in der IT-Branche herausfordernder als heute. Zum Glück hat sich in den letzten Jahren einiges zum Besseren gewandelt. Man unterstellte Frauen, kein technisches Verständnis zu haben. Teilweise waren diese Beanstandungen in meinem Fall sogar berechtigt, denn ich musste mir mein Know-How erst erarbeiten und aufbauen.

Dennoch hatten Frauen mit vielen Vorurteilen zu kämpfen und wurden nur bedingt ernst genommen. Der Small Talk nach offiziellen Präsentationen wurde nicht selten missverständlich aufgenommen und ich habe einige Zeit benötigt herauszufinden, was der beste Kommunikationsweg für mich ist.

Du sagst, dass diese Beanstandungen teilweise berechtig waren. Das ist sehr selbstkritisch.

Ich bin jetzt seit dreizehn Jahren bei Kendox. Die ersten beiden Jahre war ich im Marketing tätig. Dann habe ich sofort mit telefonischer Kaltakquise in Pionierarbeit begonnen und habe mein Lehrgeld bezahlt. Es geht nicht, dass man einfach nur anruft und sagt, ich möchte dir etwas verkaufen.

Wie ich sagte, habe ich mir selbst an die Nase gefasst, da ich spürte, dass ich auf manche Kundenfragen keine Antworten hatte. Also habe ich jede technische Schulung mitgemacht, die es gab. Ich habe alles aufgesaugt, alle Lösungen, von der Pike auf neu erlernt. Je besser ich das Produkt kannte, desto besser lief es im Vertrieb. Nach und nach war es auch kein Thema mehr, dass ich eine Frau bin, denn es überwog das „Oh Sie kennen sich aber gut aus.“ Aus diesen Erlebnissen schöpft man Selbstbewusstsein.

Hast du eine schöne Erfahrung im Sales, die du mit uns teilen möchtest?

Mittlerweile gibt es viele, aber eine ist wirklich besonders, weil ich dort bei der ersten Präsentation versagt habe. Es war ein großes Unternehmen und ich war ganz heiß, es als Kunden zu gewinnen. Es war zu früh. Ich war nicht bereit dafür, das musste ich mir einfach eingestehen. Ich konnte nicht flüssig auf alle Fragen antworten, auch weil ich vieles hätte nachlesen müssen. Alles, was ich nicht wusste, habe ich im Nachgang natürlich sofort gelernt. Aber der potenzielle Kunde hatte sich für den Wettbewerb entschieden.

Ein Jahr später habe ich erfahren, dass die Einführung beim Proof of Concept mit dem Wettbewerber nicht erfolgreich war. Selbstbewusst habe ich erneut angerufen, sie darauf angesprochen und um eine zweite Chance gebeten. Dieses Mal habe ich den Kunden gewonnen.

„Just do it ist ok, aber man braucht die Bereitschaft zum Lernen 

und Menschen, die einen fördern.“

Diesen Erfolg hast du dir hart erarbeitet.

Just do it ist ok, aber man braucht die Bereitschaft zum Lernen und Menschen, die einen fördern. Mein Chef ist hier sehr unterstützend. Er ist einer meiner größten Mentoren und Förderer. Auch beurteilt er die Menschen danach, was sie können, und unterstützt sie dabei ihre Schwächen zu Stärken zu verwandeln. Neben der persönlichen Unterstützung hat er es mir ermöglicht Sales Coachings zu absolvieren, bei denen ich viele notwendige Skills erwerben konnte.

Ich wäre heute nicht da, wo ich bin, ohne diese helfenden Hände, die mich unterstützten. Zum Beispiel meine liebe Kollegin, ich mag den Ausdruck Assistentin nicht, finde es klingt abwertend, steht mir immer zur Seite. Sie unterstützt mich, wo sie nur kann und wenn Menschen sich gegenseitig helfen und unterstützen können sie Unglaubliches leisten. Wertschätzende Mitarbeiter bestimmen den Erfolg eines Unternehmens, nicht der Titel der Führungsposition auf der Visitenkarte.

„Wissen ist immer eine Holschuld, keine Bringschuld.“

Du bist mit Geben in Vorleistung getreten und das was du bekommst, ist deine Ernte. In deiner Geschichte ist nichts vom Himmel gefallen.

Wissen ist immer eine Holschuld, keine Bringschuld. Egal wie gut du bist, kann es dennoch mal passieren, dass gerade im Vertrieb die zwischenmenschliche Chemie nicht passt. Das spüre ich schon im Telefonat.Wir sind Menschen und bestehen nicht aus Algorithmen. Vermutlich könnte ich aufgrund meines Wissens und der Leistung unserer Produkte einen Deal abschließen. Aber manchmal erscheint es mir sinnvoller an einen Kollegen zu delegieren. Was ist wichtiger? Das persönliche Geld oder der Unternehmenserfolg? In jungen Jahren, zu Beginn meiner Karriere, hätte ich womöglich das Geld und den persönlichen Erfolg vorgezogen. Deshalb verstehe ich jeden der meint den Verkauf selbst abschließen zu müssen. Heute denke ich anders.

Hast du Wunschkunden, die du noch gerne akquirieren würdest?

Klar, welcher Vertriebler hat sie nicht (lacht). Ein großes internationales Unternehmen mit vielen unterschiedlichen Prozessen hätte ich gern. Gleichzeitig ist mir bewusst, dass man bei kleinen und mittelständischen Unternehmen mit 1-5 Fachabteilungen weniger Aufwand mit den Abstimmungen hat, anschließend den Pilot mit einer dieser Abteilungen umsetzt, nachoptimiert falls notwendig und dann zum Roll-out übergeht. Nach 3-4 Monaten könnte das Projekt abgeschlossen sein. Bei großen Unternehmen stehen wir vor bedeutend höherer Komplexität, nicht was die Anforderungen angeht, sondern die Abstimmungen.

Wie viele Mitarbeiter seid ihr und wohin soll die Reise gehen?

Wir sind 150 Mitarbeiter verteilt auf Österreich, die Schweiz, Deutschland und Serbien. Da wir viel Cross-Selling betreiben, bin ich für bestimmte Produkte in allen drei Ländern verantwortlich. Unser Geschäftsführer, der auch den Vertrieb international verantwortet, ist eigentlich in Altersteilzeit, mit Betonung auf eigentlich. Derzeit arbeitet er noch tatkräftig an der Gestaltung des Unternehmens mit, sogar am Wochenende. Irgendwann wird eine Neustrukturierung des Vertriebs notwendig . Wer aus dem Team die Leitung übernimmt, steht in den Sternen. Ich würde es sehr gerne tun. Ich sehe meine Zukunft bei Kendox, aber man weiß auch nie, was im Leben noch kommt.

Danke liebe Meike, dass du deine spannende Geschichte mit uns teilst. Jetzt schuldest du mir noch einen Song für unsere Playlist. Was hört eine toughe Frau, wie du es bist?

Meine Lieblings-Rocklied ist „Sturmfahrt“ von Eisbrecher und meine Lieblings-Rock-Balade ist „Head above Water“ von Avril Lavigne. Beide Lieder verbinde ich mit dem Wunsch nie aufgeben zu wollen und immer mutig auf neue Dinge zuzugehen.😉

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Der Kosmopolit im Global Sales​

Der Kosmopolit im Global Sales

Der Kosmopolit im Global Sales​

Der Kosmopolit im Global Sales

Er war zwei Jahre alt, als seine Familie von Holland nach Bangkok zog. Hidde Stilmas Vater war für die niederländische Fluggesellschaft KLM tätig, was dazu führte, dass sie alle drei bis vier Jahre in ein anderes Land zogen: auf Bangkok folgten Stationen in Nigeria, Sierra Leone und Singapore. In dieser Zeit besuchte der heutige Head of Sales DIY bei der hansgrohe Group ausschließlich internationale Schulen und sprach hauptsächlich Englisch. Die Rückkehr seiner Familie in die Niederlande, erlebte Hidde Stilma im Alter von 15 Jahren als Kulturschock.

Lieber Hidde, du bist ein echter Kosmopolit. Wie haben dich die vielen Jahre im Ausland während deiner Kindheit und Jugend geprägt?

Ein internationales Umfeld war meine Normalität. Egal wo wir lebten, habe ich ganz selbstverständlich mit Menschen unterschiedlicher Nationalitäten und Herkünfte gelebt, kommuniziert, gelernt und Freundschaften geschlossen. Das machte mein Leben aus. Die internationalen Schulen sind auf Wechsel und Flexibilität ausgerichtet, denn die meisten Schüler bleiben nur für ein paar Jahre.

Somit verliert man immer wieder seinen Freundeskreis, entweder weil Freunde wegziehen oder weil wir weitergezogen sind. Bei jedem Standortwechsel bilden sich neue Freundschaften. Ich kannte es nicht anders und es war für mich ok. Aber es prägt insofern, dass ich überhaupt keine Berührungsängste habe mich auf neue Menschen oder Orte einzulassen. Meine soziale Kompetenz und meine Flexibilität sind hierdurch positiv beeinflusst worden.

Wie hast du im Alter von 15 Jahren die Rückkehr in die Niederlande erlebt?

Für mich war es ein Kulturschock. Plötzlich war ich in der Schule nur von einer Nationalität, nämlich Holländern, umgeben und vermisste mein internationales Umfeld, das mir vertraut war. Auch sprachlich hatte ich Probleme, denn Englisch hatte sich zu meiner Hauptsprache entwickelt in den vergangenen Jahren. Auf niederländisch zu lernen war sehr schwierig für mich, denn ich hatte es nie zuvor machen müssen.

Es wurde empfohlen, dass ich um ein Jahr zurückgestuft werde. Trotzdem wurde ich nicht versetzt. Das war sehr frustrierend für mich, denn all die Jahre zuvor war ich ein guter oder zumindest gut im Durchschnitt liegender Schüler. Mein Ziel war es aus dieser Schule herauszukommen und einen Weg zurück in ein internationales Umfeld zu finden.

Ein Fachabitur für das Hotelmanagement erschien mir eine gute Lösung zu sein, denn Gastronomie, Restaurants und Hotels gab es weltweit und dies würde für mich die „internationale Tür wieder öffnen“. So weit ist es trotz erfolgreichem Abschluss aber nie gekommen, weil ich doch eine andere Richtung gewählt habe. Im Nachhinein würde ich jedoch sagen, dass es eine sehr wertvolle Erfahrung war und mich diese Ausbildung für Serviceorientierung geprägt hat, was im Vertrieb unerlässlich ist. Und während meines Praktikums im Hotel de Paris in Monaco habe ich Genuss verinnerlicht, was auch sehr wichtig ist im Leben (lacht).

„Nach meinem Bachelor hatte ich direkt einen 

Berufseinstieg als Area Sales Manager.“

Du warst für den internationalen Vertrieb schon gut gewappnet, oder? Internationales Umfeld und Weltoffenheit, soziale Kompetenz, Flexibilität und Serviceorientierung hast du als Assets bereits mitgebracht. Wie ging es weiter mit deinem Karriereaufbau?

Da ich wusste, dass ich nicht in der Gastronomie arbeiten wollte, habe ich mich in die Internationale Business School in Amsterdam eingeschrieben. Dort fand ich das mir bekannte, internationale Umfeld wieder und fühlte mich wohl. Ein Teil des Studiums bestand aus einem Auslandsaufenthalt und ich wählte Singapore. Zu Singapore hatte ich eine besonders enge Beziehung, denn dort habe ich zwischen meinem 11. und 15. Lebensjahr gelebt. Diese Jahre waren sehr prägend für mich.

Das Auslandspraktikum wollte ich in Deutschland, in der Nähe von Arnsberg, wo meine deutsche Freundin lebte, absolvieren. Wir wollten für diese Zeit zusammenleben und mal schauen, wie sich unsere Beziehung entwickeln würde. Ich bekam eine Stelle für ein Vertriebspraktikum in der Exportabteilung bei Briloner Leuchten. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht und die Geschäftsleitung war so zufrieden mit mir, dass sie mir anboten meine Bachelor-Thesis zum Thema „Business Development in die Beneluxländer“ zu schreiben. 

Nach meinem Bachelor im Jahr 2014 hatte ich somit direkt einen Berufseinstieg als Area Sales Manager bei Briloner. Das hat mich sehr gefreut, denn ich durfte das Konzept meiner Thesis umsetzen. Wer hatte schon direkt nach dem Bachelor eine Aufbauaufgabe mit ambitionierten Zielen? Es war sehr harte Arbeit, denn Briloner ist zwar einer der größten Leuchtenhersteller in Europa, aber es ist keine bekannte Marke. Ich habe den Marktführer in Benelux als Kunden gewinnen können und die wichtigsten Ziele mit Erfolg erreicht.

Was hat deinen Erfolg in jungen Jahren und ohne jahrelange Vertriebserfahrung bewirkt?

Du musst das Unternehmen, für das du tätig bist und die Produkte hervorragend kennen. Und du brauchst die Bereitschaft permanent zu lernen. Damit darf man nie aufhören und man ist auch nie zu alt dafür. Und natürlich gehören auch eine gute Portion Leidenschaft und Ehrgeiz zum Vertriebsjob. So bin ich bei Briloner aufgestiegen und habe die Verantwortung für weitere Regionen und internationale Key Accounts bekommen.

Du hast eine Chance bekommen, hast sie aber auch ergriffen und das Beste daraus gemacht. Wann hast du über einen Wechsel nachgedacht?

Es kam der Tag, an dem ich erst einmal entschied, meinen MBA endlich zu machen. Nach dem Bachelor hatte ich zu große Lust zum Arbeiten und hatte keine Motivation weiter zu studieren. 2019 wurde mein Sohn geboren, ich betreute zwei der größten internationalen Key Accounts, war Familienvater und studierte parallel 18 Monate lang für meinen Master. Das war eine sehr große Herausforderung, aber im Nachhinein kann ich sagen, dass sie es wert war.

„Die Position des Head of Sales Global DIY reizte mich sehr.“

Hat das Erlangen des MBAs etwas in dir ausgelöst?

Nach dem MBA hatte ich das Gefühl reif zu sein. Irgendwie kribbelte es in mir, aber ich bin sehr loyal. Briloner hatte mir eine große Chance gegeben, es musste einen sehr guten Grund geben, um zu gehen. Nach dem MBA bekam ich regelmäßig Anrufe von Personalberatern. So bekam ich ein Angebot für eine Position bei Hansgrohe. Briloner ist ein sehr gutes Familienunternehmen, das einen Umsatz in dreistelliger Millionenhöhe erzielt. Hansgrohe nennt sich zwar mittelständisches Unternehmen, hat jedoch Strukturen eines internationalen Konzerns und einen Jahresumsatz von fast 1,5 Milliarden Euro. Die Position des Head of Sales Global DIY reizte mich sehr und ich hatte das Glück diesen Job bekommen zu haben. Seit Juli 2022 bin ich für hansgrohe tätig.

Mein wichtigstes Learning vor unserem Gespräch war, die hansgrohe Group nicht zu verwechseln mit Grohe. Gründer der heutigen hansgrohe Group war Hans Grohe im Jahr 1901. Eure Firmengeschichte begann mit einem kleinen Drei-Mann-Betrieb im Kinzigtal. Heute seid ihr mit 5.600 Mitarbeitern weltweit präsent. 1934 hatte Friedrich Grohe, zweitältester Sohn des Gründers Hans Grohe, das Unternehmen seines Vaters verlassen und zwei Jahre später im westfälischen Hemer eine Armaturenfabrik übernommen. Dieses Unternehmen ist heute als Grohe bekannt und wird als eine Marke der japanischen Lixil Corporation geführt. Bei hansgrohe in Schiltach übernahm Klaus Grohe 1977 die alleinige Geschäftsführung und führte noch im selben Jahr den Markennamen hansgrohe ein und etablierte 1993 die Marke AXOR für das Luxus-Segment. Was genau gehört zum hansgrohe DIY (Do-it-yourself) Bereich, für den du verantwortlich bist?

Einfach ausgedrückt, Baumarktkonzerne, die zum größten Teil B2C, also Privatkonsumenten, bedienen. Somit bin ich für „das hansgrohe Schaufenster zur Welt“ verantwortlich, denn im DIY Kanal können unsere Produkte live gesehen, angefasst und ausprobiert werden. Das ist bei unseren anderen Vertriebskanälen oft nicht der Fall. Man nennt den DIY Bereich mittlerweile auch „Home Improvement Sector“.

Einige Baumarktketten erzielen mittlerweile einen erheblichen Teil ihres Umsatzes mit den Einkäufen von Installationsfirmen. Sie bieten den Profikunden besondere Serviceleistungen an, wie zum Beispiel separate Kassen, Kauf auf Rechnung oder B2B Rabatte.

„Wir arbeiten mit einem der wichtigsten Elemente 

unseres Planeten und das ist Wasser.“

Die hansgrohe Group und ihre Marken stehen für bahnbrechende Innovationen im Sanitärbereich. Der Firmengründer Hans Grohe hat bereits 1905 den ersten Brausekopf entwickelt. 1928 folgte die Handbrause mit Porzellangriff, die weit über Deutschlands Grenzen ein Bestseller wurde. 1934 erfand Hans Grohe die erste automatische Wannenablauf- und Überlaufgarnitur und 1953, im Alter von 82 Jahren, erfand er „Unica“, die Duschstange, die zur Sensation in der Sanitärwelt wurde. Wie geht ihr mit diesem Erbe um? An welchen Innovationen arbeitet ihr aktuell?

Wir arbeiten mit einem der wichtigsten Elemente unseres Planeten und das ist Wasser. Unsere Innovationen müssen Wasser- und Energieersparnis mit höchstmöglichem Komfort verbinden. Klaus Grohe, jüngster Sohn der Gründers Hans Grohe, hat z.B. schon 1987 die erste wassersparende Handbrause, Mistral Eco, entwickelt. Unsere Herausforderung besteht in Fragen der Nachhaltigkeit.

Wir stecken sehr hohe Investitionen, viel Mühe und Liebe in Innovation und Nachhaltigkeit, denn dafür stehen wir, das qualifiziert uns für das Premium Segment. Die Innovationen in der Hansgrohe Group bestehen in der Entwicklung wassersparender Produkte, ohne dass Verbraucher Einbußen beim Duscherlebnis spüren. 

Wir haben eine Innovationsabteilung, aber Innovation wird bei uns abteilungsübergreifend gelebt. Wir haben ein inhouse Forschungslabor, das sich mit dem perfekten Wasserstrahl und den entsprechenden Düsen an der Brause beschäftigt. Das Ziel ist immer ein Top Duscherlebnis mit so geringem Wasserverbrauch wie nur möglich.

„Ein “InnovationsBoard” entscheidet, welche Konzepte 

wir weiterfolgen oder stoppen.“

Entstehen alle Hansgrohe Innovationen nur inhouse und wer entscheidet welche Innovation umgesetzt wird?

Neben unserer Forschung & Entwicklung, haben wir ein sogenanntes InnoLab, das sich mit neuen Wachstumsmöglichkeiten außerhalb des Kerngeschäfts beschäftigt. Es gibt bei uns einen klar definierten Innovationsprozess, und der ist angelehnt an die Arbeitsweise von Start-ups, sprich: Die Teams genießen große Freiheit in der Erarbeitung von Konzepten. Bei diesem innovativen Geschäftsmodell gibt es alle drei Monate fixe Meilensteintermine, in denen die Teams Fortschritte präsentieren. Ein „InnovationBoard“ entscheidet, ähnlich einem Investor, welche Konzepte wir weiterverfolgen oder stoppen.

Ihr seid international sehr präsent. Neben dem Headquarter in Schiltach im Schwarzwald, seid ihr mit eigenen Produktionswerken seit 1995 in Frankreich, 1996 in den USA, 1996 in China sowie seit 2023 mit dem Hansgrohe Innovation Parc in Shanghai präsent und ebenfalls seit 2023 mit einem Produktionswerk in Serbien ansässig. Inwiefern entstehen Innovationen in den Tochtergesellschaften und wo liegen die Anforderungen und Herausforderungen?

Für uns gilt die Devise „Think global, act local“. Innovationen oder innovativer Input kommen von all unseren Firmensitzen und allen Mitarbeitern. Wir sammeln alles, denn sie basieren auf lokalen Bedürfnissen und Vorgaben und diese respektieren wir natürlich. Es gibt international und sogar teilweise national unterschiedliche Regulierungen in Bezug auf Wasser. In den USA hat die Westküste andere Gesetze als die Ostküste. Es gibt nicht ein Schema, das global anwendbar ist. Innovation macht nur Sinn, wenn sie lokal implementierbar ist.

„Innerhalb unserer Forschung & Entwicklung 

haben wir auch ein Soundlabor.“

Welche Vertriebskanäle gibt es bei Hansgrohe neben DIY noch?

Es gibt den e-commerce Kanal, also den klassischen Online-Handel. Dann gibt es den Großhändler Kanal für Profis als reinen B2B Kanal. Des Weiteren gibt es den Global Projects Kanal. Hier geht es um Residential Projekte, um die Einrichtung von Hotels und Kreuzfahrtschiffen, etc. Hier arbeiten wir eng mit Architekten und Designern zusammen.

Dazu gibt es eine schöne Geschichte zu den Kreuzfahrtschiffen. Auf den Kreuzfahrtschiffen sind die Kabinenwände in der Regel sehr dünn, was die Kabinen für Geräusch-Störungen anfällig machen kann. Innerhalb unserer Forschung & Entwicklung haben wir auch ein Soundlabor, in dem wir Strahlarten auf ihren Sound prüfen und sie hinsichtlich ihrer Akustik optimieren.

Ich bin begeistert! Ihr kümmert Euch also auch um den Sound aus der Hand-oder Kopfbrause? So etwas höre ich zum ersten Mal. Nochmal zurück zu den Innovationen bitte. Wie viel Digitalisierung gehört ins Badezimmer und welche Features gibt es schon oder wird es in Zukunft möglicherweise geben?

Wir haben Apps für die Badgestaltung. Mit diesen kann sich der Endverbraucher virtuell sein Bad nach seinem Gusto ausstatten. Für Smart Home affine Menschen gibt es das digitale Bad. Man kann hansgrohe RainTunes analog oder digital nutzen; Letzteres z.B. mit Dufttabletten, Soundboxen und Licht sein eigenes Duschszenario per App-Klick starten. Dazu gehört natürlich auch die passende Wassertemperatur und Strahlhärte. Das ist schon alles möglich. Andererseits ist für viele Menschen das Badezimmer der letzte Rückzugsort, in dem man nur entspannen möchte, ohne „online“ zu sein. 

Wie sieht der DIY Channel der Zukunft aus?

DIY ist am nächsten am Endverbraucher. Einer unserer Kunden aus einem Baumarktkonzern erzählte mir bei einem gemeinsamen Essen, dass in seinem Unternehmen nie von Zentrale oder Headquarter gesprochen wird. Sie nennen die Zentrale „Store Support Center“. Das klingt sehr serviceorientiert und stellt die Baumärkte in den Vordergrund, weil diese im direkten Kontakt zu den Kunden sind. So sehe ich das für uns auch, unsere lokalen Tochter Gesellschaften sind in der Regel in direktem Kontakt zu unseren Kunden, daher sollten wir uns in Schiltach nicht als HQ sehen, sondern als Subsidiary Support Center, das alles tut um dafür zu sorgen, dass diejenigen die im direkten Kontakt mit unseren Kunden sind, alles haben was sie brauchen um erfolgreich zu sein.

Das DIY-Geschäft entwickelt sich mehr und mehr zu einem Multi-Channel Vertrieb, wo über mehrere Touchpoints Geschäfte gemacht werden, nicht mehr ausschließlich im stationären Baumarkt. So sind DIY Retailer bereits lange dabei, ihre Onlineshops zu optimieren und ergänzen das Thema auch mit Market Places. Aber auch Showrooms werden von DIY Retail geschaffen, wo sie den Fokus auf B2B Geschäfte legen, sowohl in Form von Projekten als auch mit dem klassischen Handel und Installateuren.

Aus diesem Grund veranstalten wir zahlreiche Trainings mit Produktvorstellungen und Schulungen in den Baumärkten. Das Schlimmste ist, wenn der Verkäufer unsere Produkte nicht kennt und somit nicht erklären kann, was die Benefits sind. Wir brauchen hansgrohe Ambassadeure für unsere Marke und unsere Produkte, das ist mehr als das, was ein Verkäufer im klassischen Sinne tut. Auch in der hansgrohe Aquademie veranstalten wir Schulungen, Produktvorstellungen und Trainings für Handwerker, Installateure und Baumarkt Personal, und haben einen eigenen Loyalty Club nur für Handwerker und Installateure gegründet.

Es gibt zwei essenzielle Punkte: die hansgrohe Group ist international ein starkes Unternehmen, das mit ihren Marken hansgrohe und AXOR für Qualität, Design und Nachhaltigkeit steht und dem man vertraut. Mit der Marke hansgrohe präsentieren wir uns all unseren Zielgruppen als Premiummarke. Mit der Marke AXOR decken wir das Luxussegment ab.

Wow, ich habe sehr viel gelernt heute, lieber Hidde. Es war mir nicht bewusst, wie spannend die hansgrohe Firmengeschichte und Entwicklung ist. Danke dir vielmals, dass du deine interessante Sales Vita mit mir und unseren Lesern des Rocking Sales Blogs teilst. Und zum Schluss wünsche ich mir von dir noch einen Song für unsere Spotify Rocking Sales Playlist. Welcher Song hat für dich eine besondere Bedeutung, inspiriert dich oder beschert dir gute Laune?

Mein Sohn ist fünf Jahre alt und trainiert seit zwei Jahren Taekwondo. Wenn ich ihn fahre, hören wir im Auto Eye of the Tiger von Survivor zusammen. Das ist für mich ein großartiger Moment.

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Yin und Yang von IT und Sales

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Yin und Yang von IT und Sales

Zuhause am Küchentisch war IT ein Dauerthema. Anne Kleins Vater, ein leidenschaftlicher IT-Experte, gründete die agorum Software GmbH, ein Unternehmen, das sich auf die Digitalisierung von Geschäftsprozessen spezialisiert. Obwohl Anne früh von der IT-Welt fasziniert war, verfolgte sie ihren ursprünglichen Plan und begann eine Banklehre. Dort entdeckte sie schnell ihre Affinität für den Vertrieb, was ihr große Karrieresprünge und leitende Positionen im Bankwesen ermöglichte. Zunächst war es für sie undenkbar, für die Firma ihres Vaters und dessen Partner zu arbeiten.

Liebe Anne, agorum hat im November 2023 großes 25-jähriges Jubiläum gefeiert. Du hättest theoretisch direkt in das Unternehmen, das dein Vater gegründet hat, einsteigen können. Warum hast du dich zunächst einmal dagegen entschieden?.

Das war nie wirklich ein Thema. Obwohl wir zuhause oft über die IT-Leidenschaft und Expertise meines Vaters gesprochen haben und ich bei der Firmengründung am Küchentisch dabei war, lag der Gedanke für mich damals fern. Der Unternehmensschwerpunkt lag ursprünglich anders: agorum startete als Handelsplattform und war damit ein Pionier auf diesem Gebiet, doch dann platzte die Dotcom-Blase.

Mein Vater und sein Partner kehrten zu ihren freiberuflichen Tätigkeiten als IT-Experten zurück und stellten fest, dass viele Unternehmen ein gemeinsames Problem hatten: Sie benötigten digitale Lösungen für ihre Dokumente, effiziente Ablageprozesse und definierte Zugriffsrechte für mehrere Mitarbeiter. Insbesondere ein Versicherungsunternehmen zeigte den hohen Bedarf an einer DMS/ECM-Softwarelösung.

„Nach der Arbeit setzen die beiden sich täglich zusammen und 

entwickelten eine neue Softwarelösung.“

Dann haben sie die Handelsplattform zugunsten des neuen Projekts komplett aufgegeben?

Nach dem Crash der Dotcom-Blase war klar, dass es mit der Handelsplattform zumindest vorerst nicht weitergehen würde. Nach der Arbeit setzten die Beiden sich täglich zusammen und entwickelten eine neue Softwarelösung. Sie haben das Dokumentenmanagementsystem zunächst als proprietäre (geschlossene) Software angeboten.

Das heißt sie sind tagsüber einer freiberuflichen Vollzeittätigkeit nachgegangen und haben nach Feierabend weitergearbeitet am Dokumentmanagementsystem für agorum? Wow! Ihr habt keine Investoren? Alles Selfmade als Sidepreneure aufgebaut?

Ja, wir sind komplett unabhängig und eigenfinanziert. Alles was agorum heute ausmacht haben sich mein Vater und sein Partner hart erarbeitet.

Wie viele Mitarbeiter seid ihr?

Wir sind derzeit 25 Mitarbeiter, aber wir wachsen kontinuierlich und mittlerweile auch recht schnell.

„Wir finanzieren uns selbst und wachsen aus eigener Kraft.“

Wie hoch ist euer Umsatz?

Derzeit liegt unser Jahresumsatz bei etwa 2,7 Millionen Euro und steigt ebenfalls an. Im Vergleich zu unseren Wettbewerbern sind wir noch relativ klein, aber wie gesagt, wir finanzieren uns selbst und wachsen aus eigener Kraft, während unsere Wettbewerber große Investoren im Rücken haben.

Ich ziehe meinen Hut. Was hat dich letztendlich veranlasst doch bei agorum einzusteigen?

Die Zeit dafür war wohl einfach reif. Nachdem ich mehrere Bankfilialen geleitet, parallel studiert und mich kontinuierlich weitergebildet hatte, sowie zwischendurch drei Jahre lang intern in der IT der Bank gearbeitet hatte, wurde mir klar, dass ich zwar weiterhin die IT liebte, aber mein Herz schlug für den Vertrieb und den persönlichen Kundenkontakt. Mein Vater und sein Partner sind exzellente IT-Experten, jedoch fehlte ihnen jemand im Vertrieb. Nach meiner Zeit im Bankwesen und meiner gewonnenen Vertriebserfahrung brannte ich darauf, einzusteigen. 2015 war einfach der perfekte Zeitpunkt.

Erkläre mir bitte nochmals genau, was ihr anbietet. Für mich alles Technische bitte in Kindersprache (lacht).

Mein Vater und Oli haben anfangs eine proprietäre (geschlossene) Software für das Dokumentenmanagement entwickelt und angeboten. Jedoch erkannten sie bald, dass diese Lösung aufgrund ihrer Abhängigkeiten nicht ihren eigenen und den Anforderungen entsprach, die sich für die Kunden von agorum wünschten. Deshalb entschieden sie sich, auf Open-Source-Komponenten umzusteigen und entwickelten agorum core. Dieses System verwenden wir bis heute.

agorum core ermöglicht es Unternehmen, ihre Dokumente digital zu verwalten, zu organisieren und sicher aufzubewahren. Es automatisiert Prozesse rund um die Dokumentenverarbeitung und ermöglicht es verschiedenen Mitarbeitern, entsprechend ihrer Rolle auf Dokumente zuzugreifen und mit ihnen zu arbeiten. Zusätzlich bietet agorum core verschiedene Module an, die je nach den spezifischen Anforderungen des Unternehmens hinzugefügt werden können. Im Jahr 2008 haben wir außerdem eine Grundversion von agorum core open als Open-Source-Software veröffentlicht, um der Community etwas zurückzugeben. Diese Basis-Version ist weiterhin kostenlos und kann von unserer Webseite heruntergeladen werden.

„Obwohl wir ein kleines Unternehmen sind, sind wir hoch qualifiztiert

und arbeiten auch mit sehr großen Kunden.“

Womit verdient ihr Geld?

Unser Kerngeschäft ist die individuelle Implementierung von der Bezahlversion agorum core pro beim Kunden. Dieses System bietet zahlreiche Zusatzmodule, die vielfältige Anpassungen ermöglichen und mit den Anforderungen der Kunden wachsen können. Es umfasst die vollständige Digitalisierung und Automatisierung von Dokumenten, Archiven und digitalen Postfächern, wobei firmenspezifische Prozesse wie Zugriffs- und Zeichnungsrechte berücksichtigt werden. Obwohl wir ein kleines Unternehmen sind, sind wir hoch qualifiziert und arbeiten auch mit sehr großen Kunden. Außerdem kooperieren wir mit verschiedenen IT-Dienstleistern, die Ihren Kunden mit agorum core pro maßgeschneiderte Lösungen anbieten.

Wie setzt ihr euch gegen den Wettbewerb durch?

Unser Fokus liegt zwar auf Digitalisierung, doch unser Vertrieb steht für Zuhören und Menschlichkeit. Alle unsere Mitarbeiter haben stets die Bedürfnisse und Anforderungen unserer Kunden im Blick. Wir ziehen alle an einem Strang und sehen uns als exklusive Boutique in unserem Bereich, die sich intensiv um die Wünsche und Projekte ihrer Kunden kümmert. Die letzten Jahre waren harte Arbeit, aber jetzt sind wir hervorragend aufgestellt.

„80% der Verbesserungsvorschläge unserer Mitarbeiter setzen wir auch um.“

Wie motiviert ihr eure Mitarbeiter?

Viele arbeiten remote, wir sehen uns nicht täglich. Da ist die Herausforderung einen Zusammenhalt zu bilden besonders groß. Wir kommunizieren einfach regelmäßig. Spezielle Techniken haben wir bei unserer Größe nicht entwickelt, aber wir hören jedem zu und ca. 80% der Verbesserungsvorschläge setzen wir auch um. Einmal im Monat treffen wir uns alle und grillen oder essen zusammen. Dieser persönliche Austausch ist sehr wichtig.

Es ist doch eher eine Männerdomäne, in der du tätig bist. Haben dich die männlichen Kollegen und Kunden gleich akzeptiert?

Ja, es ist tatsächlich noch eine Männerdomäne, aber ich habe bisher keine Probleme erlebt. Ich teile mir die Betreuung meiner beiden Kinder, 7 und 4 Jahre alt, mit meinem selbstständigen Mann. An drei Nachmittagen pro Woche übernimmt er, an zwei Nachmittagen ich. Seit 2018 ist auch meine Schwester in der Firma. Sie ist ebenfalls Mutter, und zeitweise haben wir uns die Vertriebsaufgaben geteilt, wobei es sich um eine Position handelte, die als 1,5 Stellen angesehen werden könnte. Aktuell ist Nina im Projektgeschäft tätig, während ich im Vertrieb bleibe. Unsere Mutter ist die gute Seele in der Firma und arbeitet ebenfalls mit. Wir haben auch viele weitere weibliche Mitarbeiterinnen. Allerdings waren wir bei den agorum-Partnertagen die einzigen Frauen, von Partnerseite kamen nur Männer.

Habt ihr Expansionspläne?

Ja, definitiv. In den letzten Jahren haben wir intensiv an unserem Wachstum gearbeitet und konzentrieren uns nun darauf, unser Partnernetzwerk weiter auszubauen. Wir haben bereits einen Partner in der Schweiz und als nächstes steht Österreich auf unserer Agenda. Unser Ziel ist es, die DACH-Region optimal zu bedienen. Mit unserem enormen Potenzial sind wir zuversichtlich, dieses Ziel zu erreichen.

Liebe Anne, herzlichen Dank für das offene Gespräch. Ich wünsche dir, dass du auch weiterhin den Sales bei agorum erfolgreich rockst!

Danke Hermina, das Gespräch mit dir hat richtig Spaß gemacht. Mein liebster Songs ist übrigens “Auf uns” von Andreas Bourani.

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Blogbeitrag. Emotionale Intelligenz ist für den Vertrieb essenziell mit Katharina Kirsch de Fernandez, Senior Vice President bei International des Verbands ARGE Neue Medien

Keine Angst vor „kaltem Wasser“

Katharina Kirsch de Fernandez lebt so international, wie ihr Name klingt. Sie ist in der Schweiz, wo ihr Vater als Generalvertreter der Deutschen Bundesbahn tätig war, geboren, ihr Ehemann ist gebürtiger Kolumbianer, ihre ältere Tochter wurde in Barcelona geboren, die jüngere erblickte im Sauerland das Licht der Welt. Und so bunt und international wie Katharinas Privatleben, haben sich auch die Ausbildung und Karriere der heutigen Senior Vice President International des Verbands ARGE Neue Medien entwickelt.
Liebe Katharina, nach den ersten Sätzen unseres Gesprächs, haben wir bereits einige Gemeinsamkeiten entdeckt. Trotz drei Fremdsprachen, die wir beide in der Schule gewählt hatten, hatten wir den Gedanken nach dem Abitur Jura zu studieren. Während ich mich kurzfristig doch für das Romanistik Studium entschieden habe, hast du zunächst Rechtswissenschaften studiert.

Ich bin ja schon in der Schweiz, wo wir bis zu meinem 8. Lebensjahr gelebt haben, zweisprachig aufgewachsen. Schwyzerdütsch haben wir im Kindergarten und mit Freunden gesprochen und Hochdeutsch zu Hause. Die Familie väterlicherseits stammt aus der Gegend um die französische Grenze, somit war unsere Familie schon immer sehr frankophil. Ich habe mich gefreut, dass ich auf dem Gymnasium in Mainz Französisch als erste Fremdsprache wählen konnte und Englisch als zweite. Zu meiner Herzenssprache hat sich jedoch Spanisch entwickelt, meine dritte Fremdsprache an der Schule.

Trotz meiner Liebe für Fremdsprachen, habe ich mich mit einem idealistischen Ansatz für Jura entschieden, weil ich für Gerechtigkeit kämpfen wollte. Nun, meine Praktika in verschiedenen Kanzleien ernüchterten mich insofern, dass dort die Rechtsanwälte tagein tagaus hinter dem Schreibtisch saßen und nicht täglich im Gerichtssaal standen. (lacht). Mein Auslandsaufenthalt in Valencia, ich habe am Erasmus Programm teilgenommen, hat mich sehr geprägt. Ich habe mich in Spanien verliebt und mein Ziel war, eines Tages zurückzugehen und dort zu leben. Mit meiner Entscheidung das Jurastudium abzubrechen, bzw. den Studiengang zu wechseln, habe ich zwar meinen Eltern das Herz gebrochen, aber mir wurde klar, dass Jura nicht mein Fach war.

„Es ist so wichtig schon in jungen Jahren die Komfortzone zu
verlassen, denn so werden resiliente Menschen geformt.“

Was hat dich an Spanien so fasziniert?
Das Land, die Menschen, die Sprache, einfach alles. Aber aus heutiger Sicht auch die Erfahrungen, die ich sammeln durfte. Die Welt ist heute viel vernetzter, aber damals hatten wir kaum Internet, keine Handys, nicht die gleiche Währung. Wir sind in Valencia gelandet und mussten schauen, wie wir klarkommen. Ein Bankkonto im Ausland eröffnen oder eine Wohnung finden waren Herausforderungen, wir mussten uns als junge Menschen durchschlagen. Es ist so wichtig schon in jungen Jahren die Komfortzone zu verlassen, denn so werden resiliente Menschen geformt. Ein Jahr Erasmus Programm hat aus mir einen stärkeren Menschen gemacht.
Kanntest du damals bereits deinen Ehemann?
Nein, ich habe meinen Mann in Heidelberg kennengelernt, wie man so schön sagt, habe ich mein Herz tatsächlich in Heidelberg verloren. Nachdem ich mich von Jura als Studienfach verabschiedet hatte, habe ich mich in Heidelberg am Romanistik Institut für Französisch, Spanisch und Sprachwissenschaft eingeschrieben und habe parallel zu den Sprachen Volkswirtschaft und öffentliches Recht studiert. Ich liebe neben den Emotionen, die Sprachen auslösen können, auch das analytische Denken und die mathematische Logik. Man versucht Menschen immer gerne in Schubladen zu kategorisieren nach dem Motto entweder oder. Ich aber mag beides, für mich ergänzen sich die unterschiedlichen Disziplinen ganz wunderbar.
Was hat deinen Mann aus Kolumbien nach Deutschland geführt?
Mein Mann ist Jurist und er ist nach Deutschland gekommen, um seinen LLM zu machen und natürlich, um die Sprache zu lernen. Er hat ebenfalls sein Herz in Heidelberg verloren – (lacht) – und wir haben in der gleichen Kirche geheiratet wie meine Eltern dreißig Jahre zuvor.

„Wir hatten weder einen Job, noch eine Wohnung,
haben einfach ein One-Way-Ticket gebucht.“

Wie erging es euch als frisch Verheiratete und dir als frische Absolventin?
Für mich war schon klar, bevor ich meinen Mann kennengelernt hatte, dass ich nach dem Studium zurück nach Spanien wollte. Für ihn war Spanien allein schon aufgrund der Sprache perfekt. Gemeinsam haben wir entschieden in Barcelona bei Null anzufangen. Wir hatten weder einen Job, noch eine Wohnung, haben einfach ein One-Way-Ticket gebucht. Mit jeweils 20 Kilogramm im Koffer freuten wir uns riesig auf unser neues Leben in der wunderschönen Stadt am Meer. Dass unser Umfeld uns für verrückt hielt, war uns egal.
Ich liebe solche Geschichten! Wie ging es weiter?
Ich habe mich auf jede Anzeige beworben, wo etwas mit deutscher Sprache in den Anforderungen stand. Mein Studienabschluss war ja kein richtiger Beruf. Aber ich hatte viele Praktika gemacht, hatte gelernt zu koordinieren und mich zu organisieren, denn mit mehreren parallellaufenden Studiengängen kann das ganz schön herausfordernd sein. In einem Bewerbungsgespräch in der Elektrobranche, habe ich anstatt der Stelle, auf die ich mich beworben hatte, eine verantwortungsvollere und höher dotierte Position angeboten bekommen. Es war ein großes Glück meinem damaligen Chef begegnet zu sein. Er war ein wunderbarer Mensch und Unternehmer und nahm für mich die Rolle eines Mentors ein.

„Hier sind dein Laptop und dein Handy.
Mach, du kannst es!, sagte mein Chef zu mir.“

Was war das für ein Unternehmen?

Die Firma vertrieb Metall- und Kunststoffrohre für die Elektroinstallation. Wenn du in Parkhäusern oder an Flughäfen an die Decke schaust, siehst du sie. Sie hatten einen wichtigen großen Kunden in Deutschland gewonnen und brauchten eine Mitarbeiterin, die Deutsch sprach. So wurde ich Sales Manager für Mittel- und Osteuropa. Hier sind dein Laptop und dein Handy. Mach, du kannst es!, sagte mein Chef zu mir. 

Er scheint etwas in mir gesehen zu haben, das ich selbst noch nicht erkannt hatte. Und ich habe gemacht! Mit unzähligen Fragen und Eigenrecherchen habe ich mich durchgekämpft. Jedes Produkt habe ich förmlich auseinandergenommen, den kompletten Prozess der Herstellung gelernt. Ich habe mich sogar in Galvanik eingelesen, denn ich habe Kataloge erstellt und die Texte der Beschreibungen wollte ich perfekt haben.

Wie sollte ich verkaufen, wenn ich das Produkt nicht im Detail kenne? Wir waren ein Unternehmen mit kleiner Struktur und ich habe mich mit allem beschäftigt und habe eigenständig Lösungen gefunden. Nach einem Jahr stieg ich zum Export- und Marketing Director auf und hatte mir unglaublich viel Wissen angeeignet.

Das nenne ich mal einen Sprung ins kalte Wasser. Warum verlässt man eine so wunderschöne Stadt wie Barcelona?

Die Finanzkrise 2008 / 2009 hat Spanien in eine sehr tiefe Krise katapultiert. Ich war mit unserer ersten Tochter schwanger und die Unternehmen, für die wir tätig waren, waren beide von der Krise schwer betroffen. Mein Mann war für Engel & Völkers tätig, unsere Firma hing auch vom Immobilienbau ab und unser Exportgeschäft war noch im Aufbau, wir hingen von den Investoren in Spanien ab.

Diese dramatische Zeit, hat mir gezeigt, wie gut wir es in Deutschland haben. In Spanien gab es kein soziales Netz, kein Kindergeld, kein Elterngeld und ich habe bis zu einem Tag vor der Geburt gearbeitet. Um uns herum verloren die Menschen ihre Arbeit, ihre Häuser, weil sie die Kredite nicht mehr zahlen konnten, und es spielten sich Tragödien ab, Selbstmorde und sehr vieles mehr, das uns erschütterte. Auch wir haben zwei Monate kein Gehalt bekommen, weil die Wirtschaft lahmgelegt war. Es war Zeit nach Deutschland zurückzukehren.

Wie gestaltete sich die Rückkehr?
Ein Führungsverantwortlicher meines Kunden, hatte mir bei meinem Besuch des Unternehmens in Spanien gesagt, ich solle mich melden, wenn ich jemals nach Deutschland zurückkehren würde. Das habe ich getan und ich bekam direkt einen Vertrag. Diese Position wurde für mich neu erschaffen. Die Firma saß im Sauerland und meine Eltern hatten Wohnungen für uns besichtigt. Wir haben unsere Wohnung zum ersten Mal beim Einzug gesehen.

„Es ist nicht einfach Karriere und Familie zu verbinden.
Rückblickend frage ich schon, wie ich das alles geschafft habe.“

Aber du hattest direkt einen Job, von daher ist ja erst einmal alles gut gegangen, oder? Hatte dein Mann auch direkt eine Arbeitsstelle?

Für ihn gestaltete sich die Arbeitssuche schwierig. Das Sauerland ist nicht Frankfurt oder Hamburg, wo internationale Juristen eher gesucht werden. Er hat eine Umschulung gemacht. Wir mussten einfach starten und ich war die Hauptverdienerin. Natürlich bin ich unzähligen Vorurteilen begegnet. Das Unternehmen, für das ich tätig war, bestand seit 100 Jahren und ich war die erste Frau im Produktmanagement. Klar wurde hinter meinem Rücken getuschelt, weil meine Tochter erst ein halbes Jahr alt war und ich Vollzeit arbeiten ging, aber unsere Tochter war ja bei ihrem Vater, ich habe sie ja nicht irgendwo ausgesetzt. 

Ich habe gelernt, dass auch schwierige Momente im Leben wichtig sind. Es ist nicht einfach Karriere und Familie zu verbinden. Rückblickend frage ich schon, wie ich das alles geschafft habe. Vielleicht, weil mein Fokus nie auf dem Problem lag, sondern auf der Lösung des Problems.

Wie hast du dich organisiert, um Karriere und Familie unter einen Hut zu bekommen?

Meine Eltern lebten nicht in der Nähe. Wir hatten keine Familie, die uns hätte unterstützen können. Wir hatten Glück für unsere Töchter eine wunderbare Tagesmutter gefunden zu haben. Unterstützt haben wir berufstätigen Frauen uns untereinander. Wir waren nur drei, zwei davon mit Migrationshintergrund, die es von zu Hause kannten, dass Mütter arbeiten gehen. 

Es hat sich zwar mittlerweile einiges getan, aber auf dem Land herrscht immer noch die deutsche Denke, dass Frauen mit den Kindern zu Hause bleiben. Das ist auch völlig in Ordnung, wenn eine Frau sich dafür entscheidet. Ich hatte jedoch keine Wahl, ich musste Vollzeit arbeiten und das haben Frauen, die zu Hause sind, mitunter verurteilt. Man lernt sich zu organisieren, aber wenn jemand krank ist oder etwas anderes Unvorhergesehenes eintritt, bricht das mühsam aufgebaute Gerüst zusammen. Nach ein paar Jahren stand der Umzug ins Saarland an die französische Grenze in die Nähe meiner Eltern als nächste Station an.

„Die Unterschiede zwischen Mittelstand und
internationaler AG sind nicht von der Hand zu weisen.“

Wohin bist du gewechselt?
Ich bin ins Marketing gewechselt zu Villeroy & Boch. Von Elektro ging es zu Sanitär und von einem solventen Familienunternehmen in einen internationalen Konzern. Das war eine Horizonterweiterung. Die Unterschiede zwischen Mittelstand und internationaler AG sind nicht von der Hand zu weisen. Mein Alltag als International Trade Marketing Managerin war unglaublich spannend und schön, aber auch sehr arbeitsreich. Uns als Familie hat der Wechsel sehr gutgetan. Wir fühlen uns hier wohl und sehen meine Eltern regelmäßig.
Heute bist du als Senior Vice President International beim Verband Arge Neue Medien. Vom spanischen Unternehmen, zum deutschen Mittelstand, zum deutsch-internationalen Konzern und jetzt zum Verband, liebe Katharina, du liebst die Sprünge ins kalte Wasser wirklich (lacht). Ich bin jetzt gespannt, was du uns von deiner aktuellen Tätigkeit erzählst. Wie viele Mitarbeiter seid ihr bei Arge und was reizt dich an deiner aktuellen Position?

Das Spannende war für mich, dass es auch diese Position vorher nicht gab. Jede Stelle, die ich bisher besetzt habe, gab es in dieser Form vorher nicht. Damit tritt man keine Nachfolge an, sondern kann neugestalten und umsetzen. Das macht den Reiz für mich aus. Ich bin sehr begeisterungsfähig und freue mich Weichen neu stellen zu dürfen. Wie in Barcelona zu Beginn meiner Karriere, tauche ich in meine Aufgaben, Produkte und Dienstleistungen komplett ein. Ich kann mich sogar für Rohre und Klemmen begeistern, wenn ich verstehe welche Lösung sie bieten.

Wir sind um die 15 Personen in der Geschäftsstelle und betreuen 126 noch überwiegend deutsche Hersteller aus der Sanitär, Heizung und Klima Branche. Der Verband wurde vor 36 Jahren gegründet und weitet seinen Wirkungskreis seit etwa 5 Jahren international aus. Unsere Aufgabe liegt primär auf der Prozessoptimierung und Standardisierung von Produktstammdaten in einer Datenbank auf die unsere Zielgruppen, der Großhandel, die Installateure und Architekten und Planer Zugriff haben. Das ist eine sehr facettenreiche Aufgabe, denn der Datenaustausch stellt uns international vor Herausforderungen, da jedes Land unterschiedliche Formate und Richtlinien verwendet. Jedes der 14 Länder außerhalb Deutschlands analysieren wir individuell, denn wir können ihnen nicht neue Vorgaben einfach überstülpen.

Was macht guten Vertrieb für dich aus?

Es sind mehrere essenzielle Punkte und Anforderungen aus meiner Sicht.

  1.  Kompetenz Die erste Anforderung ist für mich, dass man das Produkt, das man verkauft beherrscht. Damit meine ich nicht nur USPs herunterbeten, sondern alle Prozesse der Entwicklung und Fertigung kennen und alles, was noch im Hintergrund dazu gehört. Niemand hat die Zeit dir alles beizubringen, du musst es selbst wollen und dir die Informationen aus eigenem Interesse zusammensuchen.
  2. Begeisterung Wenn du von deinem Produkt nicht 100% überzeugt bist, kannst du noch so ein guter Schauspieler sein, der Kunde wird es spüren. Begeisterung kann auch durch Produktkenntnis entstehen. Wenn du verstehst, welche Lösung dein Produkt bietet.
  3. Emotionale Intelligenz Das ist ein essenzieller Faktor, der bei sehr vielen Vertriebsmanagern leider nicht existiert. Egal wie einzigartig dein Produkt sein mag, wenn es das Problem des Kunden nicht löst, ist es nutzlos für diesen Kunden. Du musst deinen Kunden und seine Aufgaben im Unternehmen verstehen. Welches Problem kannst du lösen? Nur darum geht es. Ich habe schon erlebt, dass durch das Gespräch klar wurde, das ein ganz anderes Produkt aus unserem Portfolio viel besser passte, welches ich zuvor gar nicht in Erwägung gezogen hatte. Dies erfordert emotionale Intelligenz. Du musst intuitiv schalten und das Gespräch in eine andere Richtung lenken. Empathie, die Fähigkeit sich in sein Gegenüber hineinfühlen zu könne, bietet gerade in den Bereichen Vertrieb und Marketing viele Vorteile. Ich weiß bis heute nicht, ob man das lernen kann.
  4. Interkulturelle Kompetenz Im internationalen Kontext ist diese sehr wichtig. Ich erinnere mich, wie enttäuscht die Spanier von den Meetings mit deutschen Kunden waren. Sie kamen, machten sofort das Laptop auf, fokussierten sich auf das Meeting und danach ging es sofort zurück zum Flughafen. Die Einladung zum Essen haben sie aus Zeitgründen nicht angenommen. In Spanien ist es sehr wichtig sich auch persönlich kennenzulernen. Dieser wichtige Part wird in unserer schnelllebigen Zeit sehr unterschätzt.
  5. Kommunikation Bei allem ist aber die Kommunikation das A und O. Sachverhalte didaktisch und in möglichst einfachen Worten rüberzubringen und miteinzukalkulieren, dass der Gesprächspartner vielleicht einen anderen fachlichen, kulturellen, sprachlichen oder persönlichen Hintergrund hat, ist essenziell für die Kommunikation. Mit einer wertschätzenden und positiv konnotierten Wortwahl lassen sich Sachverhalte so rüberbringen, dass sie beim Gegenüber eher im Gedächtnis bleiben und ein Dialog viel besser gelingt. Dazu gehört auch „echtes“ Zuhören, also das Aufnehmen der vom Gegenüber angebrachten Punkte, nicht nur das Abwarten des eigenen nächsten Gesprächsbeitrags.

„Daten und Technik sind wichtig, Verbindungen
werden jedoch durch Menschen geschaffen.“

Vielen Dank für die ausführliche Schilderung. Wie lebst du persönlich die erwähnten Punkte?

Ich muss mich dafür nicht verstellen. Bei mir gelten die gleichen Regeln für Kunden und für Mitarbeiter und Kollegen. In Video-Calls hatte sich mein Team aus London, Paris, Moskau, Warschau etc. zugeschaltet und manchen bin ich noch nie persönlich begegnet. Neben dem primären Ziel der Zusammenarbeit interessiert mich immer der Mensch dahinter. Und wenn ich weiß, wie es jemandem persönlich geht, seiner Familie, den Kindern, dem Hund oder der Katze, hat man eine viel bessere Ebene für ein harmonisches Miteinander und auch für eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Daten und Technik sind wichtig, Verbindungen werden durch Menschen geschaffen.

Erst in den letzten Jahren habe ich gemerkt, dass das Hineinfühlen können und wollen in Andere nicht selbstverständlich ist, obwohl es das für mich ist. Häufig frage ich mich, warum wir nicht respektvoller miteinander umgehen. Warum fällt es manchen Menschen mitunter so schwer einfach offen und freundlich aufeinander zuzugehen? Was ist so schwer daran, zu versuchen die Sichtweise des Gegenübers einzunehmen und Kompromisse zu finden? Du gewinnst nicht, wenn du Menschen schlecht behandelst, auch wenn du denkst, du hättest gewonnen. Langfristig führt das nicht zum Erfolg.

Danke dir liebe Katharina für das tolle Gespräch. Meine Abschlussfrage an dich: Zu welchem Song rockst du?
Danke dir für die Einladung Hermina. Mein liebster Songs dafür ist “Fruta Fresca” von Carlos Vives.
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Die Bier Digitalisierer

Die Bier Digitalisierer

Die Bier Digitalisierer

Die Bier Digitalisierer

Vor fünf Jahren haben die Digitalisierungsexperten Julian Kowatsch, Sebastian Portera, Stefan Partheymüller und Anton Zeller das Münchner Start-up Initics mit dem Schwerpunkt auf EDI, elektronischem Datenaustausch, gegründet. Seit einem Jahr ist David Zabel nicht nur als Sales Manager an Bord gekommen, sondern auch als erfahrener Experte aus der Getränkeindustrie, denn das Initics Team hat einen interessanten Bedarf erkannt und hierfür eine App entwickelt und bereits bei mehreren Kunden erfolgreich implementiert.

Lieber David, ich freue mich sehr, dass du Zeit gefunden hast, um mir von eurem Projekt zu erzählen. Initics ist ursprünglich als EDI Anbieter für den Mittelstand gestartet, doch dann etwas vom Weg abgekommen, oder?

Klar hat jeder den Traum direkt mit eigenen Produkten und Entwicklungen durchzustarten. Ohne Investoren und hohe Kredite ist das in einem Markt mit so einem starken Wettbewerb kaum möglich. Deshalb haben die Gründer ganz konservativ ihren Lebensunterhalt zunächst als Dienstleister für SAP generiert und die Gewinne in die parallele Entwicklung eigener Softwares und Apps investiert.

Ich finde es eher beruhigend, dass es auch ein paar konservative Unternehmer im Markt gibt, die ihr Unternehmen nach und nach durch ihre Leistung aufzubauen. Es gibt ja auch zahlreiche Sidepreneure, die parallel zu ihrem Business einer Festanstellung nachgehen, bis ihre Idee auf festen Füßen steht. Ist im SAP Dienstleister Bereich der Wettbewerb nicht auch enorm? Ich habe gehört, dass es in Deutschland an die 200 Partner gibt.

Es müssten viel mehr sein. 200 sind allein die offiziellen Dienstleister und dazu gehören wir nicht. Ich schätze, dass SAP nur in Deutschland hat einen Marktanteil zwischen 40-60% hat. Wir sind sehr ausgelastet und betreuen unterschiedliche Projekte bei Kunden, nicht nur im SAP Bereich. Das hat uns ermöglicht neue Produkte querfinanzieren zu können.

„Mittlerweile ist die App marktreif und in mehreren Brauereien 

und bei Getränkegroßhändlern implementiert.“

Du bist als fünfter im Bunde Sales Manager bei Initics, kommst jedoch als einziger in eurem Team nicht aus dem IT Bereich, sondern aus der Getränkeindustrie und Getränkewirtschaft. Wie fühlst du dich im Sales eines IT Unternehmens?

Bei nur fünf Mitarbeitern, kann ich mich nicht rein auf das Verkaufen fokussieren. Es ist eher so, dass wir gemeinsam unser neues Produkt, eine B2B App für mittelständische Brauereien mit eigener Logistik entwickelt haben. In dieses Projekt konnte ich sehr gut meine Expertise und Erfahrung aus der Getränkeindustrie einbringen, denn gerade das Brauereigeschäft ist sehr komplex. Wir haben mit fünf Brauereien ein Pilotprojekt aufgesetzt und unsere App getestet. Die Erfahrungen haben wir ausgewertet und das Produkt sukzessive weiterentwickelt und optimiert. Mittlerweile ist die App marktreif und in mehreren Brauereien und Getränkegroßhändlern implementiert.

“Das Thema ist nicht nur groß, sondern sehr komplex, da haben wir 

ein großes Fass aufgemacht.”

Spannend! Ich kenne die Komplexität von Bierbrauereien, da ich vor vielen Jahren selbst in einem großen Projekt involviert war. Regionalität, verschiedene Flaschengrößen, Umverpackungen, das ist herausfordernd. Gibt es in diesem Bereich weniger Wettbewerb?

Wir haben uns nicht auf die Konzerne, sondern auf den Mittelstand fokussiert. Die großen Lösungen für Konzerne gibt es bereits. Vor ca. zwanzig Jahren starteten die ersten Schritte in Richtung Digitalisierung bei den mittelständischen Brauereien und jene, die damals aufgesprungen sind, arbeiten immer noch mit den gleichen Systemen. In diesen zwanzig Jahren gab es im Mittelstand keinen gravierenden Fortschritt. Viele kleinere Brauereien wurden jedoch aufgekauft und im Anschluss an die großen Systeme der Investoren oder Käufer angeschlossen. Man glaubt nicht, wie viele Brauereien es gibt und noch mehr Getränkegroßhändler. Das Thema ist nicht nur groß, sondern sehr komplex, da haben wir ein großes Fass aufgemacht (lacht). 

Es gibt natürlich Wettbewerber, wie in allen Bereichen, aber die meisten sind Plattformlösungen. D.h. die Brauerei gibt ihre Daten in ein System ein, in dem ihr Wettbewerb oder die Metro sie ebenfalls eingeben. Dahinter verbirgt sich meistens ein großer Konzern oder sogar eine noch größere Brauerei. Klar wird Datenschutz zugesichert, aber wenn es meine Brauerei wäre, würde ich ein kleineres eigenes System doch bevorzugen, zumal ich es auf meinen Bedarf zuschneiden lassen kann. All dies waren unsere Gedanken bei der Entwicklung unserer App.

Kann es sein, dass zum Teil im Mittelstand in Bezug auf Digitalisierung noch ein recht hohes Maß an Naivität herrscht?

Ich würde es nicht Naivität nennen, es ist einfach nicht ihr Fokus. Im Inhabergeführten Mittelstand kümmert man sich eher noch um das Tagesgeschäft, welches sehr hohe Anforderungen mit sich bringt. Für die Digitalisierung bleibt da manchmal einfach keine Zeit. Der Getränkefachgroßhandel ist etwas digitaler unterwegs.

Für welche Art von Brauerei kommt eure App vorrangig in Frage?

Im ersten Schritt sprechen wir mittelständische Brauereien mit eigener Logistik an.

“Wir können die App sehr fix installieren und dann individuell an 

die Bedürfnisse von Brauereien anpassen.“

Was sind konkrete Vorteile eurer App?

Sie wird per Schnittstelle an bestehende Systeme angeschlossen und ist mit allen gängigen bestehenden Systemen kompatibel. Im Prinzip ist sie eine Erweiterung der Systeme. Wir können sie sehr fix installieren und dann individuell anpassen, denn wie gesagt, das Brauereigeschäft ist sehr komplex. Es gibt viele Feature zwischen saisonal, regional, Kasten, Sixpack, Flasche, Dose, etc. die wir alle berücksichtigen und programmieren können. Brauerei, Getränkefachgroßhandel und die Gastronomie, also die gesamte Lieferkette bis zum Endverbraucher kann eingebunden werden.

Können nur Produkte zur Bestellung erfasst werden oder ist auch eine Außendienstunterstützung implementiert, wie zum Beispiel der Abruf von Werbemitteln. Diese sind im Brauereigeschäft ebenfalls ein großes Thema.

Das ist eine sehr gute Frage und es herrscht bei unseren Kunden auch Bedarf an der Einbindung des Außendienstes und der Werbemittel. Wir denken auch über eine Lösung nach, mit der die Gastronomie je nach Umsatz die Höhe der freien Werbemittel kommuniziert bekommt und diese eigenständig wählen und bestellen kann. Die Architektur unserer App gibt diese Dienstleistung auf jeden Fall her, aber es müssen individuelle Feature programmiert werden und das fällt nicht in das Basis Pricing.

Jetzt kannst du als Sales Manager ja richtig loslegen, oder?

Die Getränkebranche ist sehr schön und es wäre ein Traum, wenn wir mit unserer App genug money machen würden, um nur in dieser Branche tätig zu sein. Im Moment bilden wir erst einen Miniprozentsatz der Unternehmen ab, denen wir mit unserer Software helfen könnten. Noch steht die App nicht auf eigenen Beinen. Wir haben sie jedoch von vornherein von der Logik her mit Blick auf alternative Branchen aufgebaut, die ebenfalls noch nicht vollends digitalisiert sind.

Derzeit sind wir mit vielen Brauereien im Gespräch und auch mit dem Hotel- und Gastronomieverband DEHOGA. Das Feedback, das wir bekommen ist hervorragend. Parallel optimieren wir immer weiter und versuchen so viel wie möglich über die Bedürfnisse der Nutzer und potenziellen Nutzer zu erfahren, um Lösungen in die App einzubinden.

Parallel müssen wir nach wie vor für Umsatz aus dem Dienstleistungsbereich sorgen. Die Frage, die wir uns stellen ist, sollen wir uns als Nischenanbieter für den Getränkemarkt etablieren oder in welcher Branche könnte unsere App ebenfalls adaptiert werden, um breiter aufgestellt zu sein? Das sind strategische Entscheidungen, an denen wir derzeit parallel arbeiten.

Gegessen und getrunken wird doch immer, auch wenn aktuell die Diskussion um die Mehrwertsteuer in der Gastronomie die Schlagzeilen beherrscht, so schätze ich diese Branche als sicher ein, oder wie siehst du es?

Wir befinden und derzeit in der Findungsphase und haben noch keine finale Antwort gefunden, sind aber sicher, dass es sich herauskristallisieren wird.

Danke für das offene Gespräch lieber David. Du zeigst auf was Unternehmensaufbau aus eigener Kraft und mit eigenen Mitteln tatsächlich bedeutet. Ich wünsche euch ganz viel Erfolg und habe abschließend noch eine letzte Frage: Zu welchem Songs rockst du am liebsten Sales?

Danke dir für die Einladung Hermina. Mein liebster Songs dafür ist “I want it that way” von den backstreet Boys.

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Der Relationship Builder​ Clemens Kretschmer

Der Relationship Builder

Der Relationship Builder​ - Clemens Kretschmer

Der Relationship Builder

Clemens Kretschmer hat auf meine Einladung zum Interview prompt reagiert und direkt zugesagt. Das hat mir gefallen und entsprechend gespannt war ich auf ihn. Der Vertriebschef der Agentur LeverX in Heidelberg scheint in sich zu ruhen. Sehr genau scheint er zu wissen, was er möchte und was nicht. Die Selbstsicherheit, die er ausstrahlt, kommt nicht von ungefähr. 30 Jahre internationale Vertriebserfahrung, unzählige Begegnungen innerhalb seines großen Netzwerks und profundes Know-How im Bereich Sales von Hardware und Software haben ihn geprägt.

Seit einem Jahr bin ich bei LeverX für den Vertrieb verantwortlich.

Noch nicht so lange. Warum hast du dich für dieses Unternehmen entschieden?

Ich fühle mich, als sei ich schon fünf Jahre dabei (lacht), aber du hast natürlich recht, es ist wirklich nur ein Jahr. Ein ehemaliger SAP-Personalchef hat sich vor ein paar Jahren als Headhunter selbständig gemacht. Wir kennen uns sehr lange und sind auch privat befreundet. Er meinte ich sei die ideale Besetzung für diese Position. LeverX ist eine amerikanische Firma, ebenfalls von einem ehemaligen SAP-Mitarbeiter gegründet und ist vorrangig im Bereich SAP Implementierung und Schulung tätig. In Deutschland hatte LeverX noch nicht richtig Fuß gefasst und brauchte jemand mit einem extrem guten Netzwerk. Das war ein interessantes Angebot für mich, zumal ich sehr wechselbereit war und von daher auch froh, dass sich eine Alternative abzeichnete.

Wo warst du davor tätig?

Vor LeverX war ich in einem deutschen Start-up tätig, weil mir diese Erfahrung gefehlt hatte und es mich interessierte, wie es ist ein Start-up mit aufzubauen.

Und wie war es?

Für mich fühlte es sich sehr unstrukturiert an. Ich habe mit meinen 30 Jahren Vertriebserfahrung im In- und Ausland mit einem Geschäftsführer zusammengearbeitet, der im Alter von Anfang 30 kaum Erfahrung im Vertrieb gesammelt hatte. Natürlich gab es zahlreiche Meinungsverschiedenheiten, was nicht negativ sein muss, denn man könnte voneinander lernen. Mittlerweile ist dieses Start-up mit großen finanziellen Problemen konfrontiert und ist im Markt nicht relevant vertreten. Dennoch war es eine Erfahrung, die es wert war, kann ich im Nachhinein sagen.

“Ich habe in einem Start-up mit einer anderen Generation zusammengearbeitet.

Das ist überhaupt nicht mit der Zeit meiner Anfänge vergleichbar.”

Was hast du aus deiner Zeit in einem Start-up gelernt?

Ich habe mit einer anderen Generation zusammengearbeitet. Das ist überhaupt nicht mit der Zeit meiner Anfänge vergleichbar. Als ich bei Hewlett Packard angefangen habe, war eine meiner ersten Aufgaben Sales Blätter einzusortieren. Ich kann mir vorstellen, dass viele junge Leute das heutzutage nicht machen würden, schon gar nicht nach einem abgeschlossenen Studium. Damals gehörten solche Tätigkeiten dazu, wenn man von der Pike auf lernen wollte.

Schönes Stichwort lieber Clemens. Bei Hewlett Packard begann deine Vertriebskarriere. Erzähle mal ein bisschen über die Anfänge zu deiner Zeit.

Nach meinem BWL-Studium war ich in der chemischen Industrie beschäftigt und war auf der Suche nach einem spannenderen Job. Da wir von anderen Generationen sprachen: 1985 gab es in der Wochenendausgabe der FAZ rund 40 Seiten Stellenanzeigen. Eine davon hatte Hewlett Packard geschaltet. Sie suchten Vertriebstrainees zur Ausbildung. Auf diese Anzeige hatte ich mich beworben. Es gab 800 Bewerber für diese fünf Trainingsstellen. Das Assessment war sehr herausfordernd, aber ich habe die Stelle bekommen und das war mein Start in den Vertrieb.

“Was mich auszeichnet ist, dass ich im Beruf und im Privatleben 

die gleichen Attitudes habe.”

Mit welchen Skills hast du deiner Meinung nach Hewlett Packard überzeugt?

HP hat meine Industrieerfahrung gut gefallen. Was es außer der Ergebnisse aus dem Assessment wirklich war, weiß ich nicht. Heute kann ich basierend auf meiner jahrzehntelangen Erfahrung sagen, dass man Vertrieb nicht komplett lernen kann. Vertrieb hat man in seiner DNA, den Feinschliff kann man sich aneignen. Was mich auszeichnet ist, dass ich im Beruf und im Privatleben die gleichen Attitudes habe, in beiden Bereichen eins zu eins identisch verhalte und authentisch lebe. Das sind Skills, die gute Vertriebsleute auszeichnen. Sie sind extrovertiert, kommunizieren gerne und vor allem arbeiten sie gerne mit Menschen zusammen. Gute Vertriebler haben meistens einen breiten Bekanntenkreis in ihrem Privatleben und ein gutes berufliches Netzwerk.  

Es gibt Jobs wie Controlling oder Forschung, für die Menschen prädestiniert sind, die gerne in Ruhe und allein arbeiten und so wenig Störfaktoren wie nur möglich ausgesetzt sein möchten.  Im Vertrieb musst du flexibel sein, denn kein Tag ist wie der andere. Du musst dein Gegenüber einschätzen und verstehen können und gerne mit Menschen arbeiten. Ich bekomme von meinem Umfeld viel Anerkennung, dafür dass ich ein gern gesehener Freund bin. Es ist meine Fähigkeit von Relationship Building, die mich sehr erfolgreich gemacht hat.

Wie ist deine Zeit bei Hewlett Packard verlaufen?

Im Vertriebszentrum in Bad Homburg habe ich drei Jahre intensives Sales Training mit einer Ausbildung in Europa und den USA genießen dürfen. Fünf Jahre war ich bei HP sehr erfolgreich tätig. Viele Projekte von BASF im Logistikbereich habe ich gewonnen und festgestellt, dass man das große Geld nicht in der Hardwarebranche, sondern mit Software verdient. Bei 10 Mio Projekten wurden im Durchschnitt nur 2 Mio für die Hardware ausgegeben, hingegen 8 für die Software.

“Ich bin häufig gewechselt zwischen großen Konzernen 

und kleineren Unternehmen.”

Wann bist du auf die Software-Seite gewechselt?

Unser Marketingchef bei Hewlett Packard ist damals zu einer amerikanischen Software Firma mit 500 Mitarbeitern mit Sitz in Boston gewechselt und hat mich nachgeholt. Das war eine spannende Zeit, denn das Unternehmen hatte eine Enterprise Lösung für die chemische und für die Lebensmittel-Industrie entwickelt, mit der wir sehr erfolgreich waren. In Deutschland waren wir damals nur fünf Leute. So kam ich in die Softwarebranche und bin dort mit Stationen bei Oracle und SAP, bei JAGGAER großer Mitbewerber von SAP im Einkaufsbereich, aber auch bei kleineren Unternehmen, geblieben.

Ich bin häufig gewechselt zwischen großen Konzernen und kleineren Unternehmen. Was sie alle gemeinsam hatten, war dass sie immer Marktführer in ihrem Bereich waren. Ich bin auch jetzt bei einer relativ kleinen Firma mit weltweit 1600 Mitarbeitern, kann aber alle meine bisherigen Erfahrungen hier extrem gut einbringen. Das kann ich übrigens allen jungen Vertriebskollegen empfehlen zunächst Erfahrung im Konzern zu sammeln, denn die Trainings sind wirklich sehr gut und dann dieses Wissen in kleineren Unternehmen anzuwenden und umzusetzen.  Das war mein Weg und der war sehr erfolgreich.  

Wie viele Mitarbeiter hat LeverX in Deutschland?

In Deutschland sind wir derzeit 20 Mitarbeiter in Heidelberg. International sind es 1600 wie bereits erwähnt. Global sind wir in 14 Ländern tätig, was uns für den gehobenen Mittelstand, auch jene Unternehmen, die international expandieren möchten, besonders attraktiv macht.

700 Programmierer arbeiten in Festanstellung für uns. Ein Großteil 

von ihnen sitzt in Polen, viele auch in den USA.”

Könntest du mir bitte die Range eurer Produkte und Dienstleistungen so erklären, dass es eine nicht Software und Technik-affine Frau versteht. (lacht)

Sehr gut gestellte Frage (lacht). Genau das ist meine Aufgabe, meinen Kunden technische Sachverhalte so zu präsentieren und zu erklären, dass es jeder versteht. Wir sprechen sehr viel mit Vorständen, Finanzvorständen, CEOss, CIOs. Vor ihnen darf man nicht zu technisch präsentieren, denn was man nicht versteht, kauft man nicht.

LeverX wurde von einem ehemaligen SAP-Berater gegründet. Unser Angebot ist in zwei Bereiche unterteilt:  80% Dienstleistungen in Verbindung mit SAP-Implementierung, Einführung, Schulung, Migration, Integration, Schnittstellen Programmierung- und -Optimierung sowie diverse SAP Services.

700 Programmierer arbeiten in Festanstellung für uns. Ein Großteil von ihnen sitzt in Polen, viele auch in den USA. Wir programmieren für unsere Kunden, aber auch für SAP direkt. So wurden kürzlich zehn unserer Programmierer für drei Jahre als klassisches Outsourcing Projekt von einem Lebensmitteleinzelhändler, der weltweit operiert, in sein Team gebucht. Der Trend ist, dass die Firmen weniger Leute einstellen. Gerade Programmierer Aufträge werden nach außen vergeben.

Ein weiteres großes Thema ist bei uns das Transformations- und Change-Management. Wir begleiten Firmen die Abteilungen transformieren und die Digitalisierung in ihren Unternehmen ausbauen. Meistens wird über Software gesprochen, Features und Functions, aber letztendlich geht es darum, dass die Menschen im Unternehmen die Änderungen akzeptieren, dass wir jene, die damit arbeiten müssen ins Boot holen. Diese große Herausforderung wird meistens unterschätzt. Wir haben eine eigene Change-Management Abteilung, die sehr gut gebucht ist und diese Prozesse professionell begleitet.

Ein bekanntes Unternehmen führt zum Beispiel gerade SAP in ihrem Einkauf ein. Unser Change Manager begleitet das Projekt vor Ort indem er den Projektleiter sehr gut coached. Wenn es kritische Anwender gibt oder kritische Haltungen aus dem Key Account oder Category Management, dann versucht er sie auf menschlicher Ebene abzuholen. Das steigert die Qualität des Projekts überdurchschnittlich. Ist ja leicht nachvollziehbar, dass wenn es gelingt, alle Beteiligten ins Boot zu holen und an einem Strang ziehen zu lassen, der Erfolg höher ist.

20% unserer Tätigkeit basiert auf der Entwicklung eigener Software-Produkte.  

“Wir können statt eines Tagessatzes von marktüblichen € 1.200 

mit der Hälfte des Pricings profitabel arbeiten.”

Das ist eine sehr schöne Kombination das Technische mit dem Menschlichen zu verbinden.

Ja es ist wirklich eine schöne Kombination und diese unterscheidet uns grundsätzlich von unseren Mitbewerbern in Deutschland. Viele der 400 Programmierer, die allein in unseren Büros in Breslau und Warschau sitzen, wurden bei uns ausgebildet, sie leben unsere Firmenkultur, da sie als Festangestellte nur für unsere Projekte tätig sind. Viele sprechen deutsch und die Projektleiter sprechen selbstverständlich alle sehr gut deutsch. So eine hohe Zahl erfahrener Fachkräfte sehr viel günstiger als der Wettbewerb anbieten zu können, ist ein riesen Benefit. Wir können statt eines Tagessatzes von marktüblichen € 1.200 mit der Hälfte des Pricings profitabel arbeiten.

Dann ist das attraktive Pricing ein zusätzlicher wichtiger Erfolgsfaktor. Wie lange gibt es LeverX bereits? Man rekrutiert 400 Top Programmierer in Polen nicht mal auf die Schnelle, oder?

Wir haben dieses Jahr 20-jähriges Jubiläum gefeiert. Klar geht nichts von heute auf morgen. Das Unternehmen hat die letzten zwanzig Jahre seine Netzwerke aufgebaut und wie erwähnt, viele Mitarbeiter sogar selbst ausgebildet.

Ist eure Dienstleistung branchenunabhängig?

Wir sind branchenübergreifend tätig, allerdings ausschließlich Industriegeschäft. Für Behörden und kommunale Institutionen arbeiten wir nicht.  

Welche Kunden sind für LeverX interessant?

Wir haben eine klare Strategie bezüglich unserer Zielkunden. Unser Target Markt sind mittelständische Kunden mit einem Umsatz zwischen 100 Mio Euro bis zu 2-3 Mrd. Dazu gehören auch Familienunternehmen. Wir betreuen auch viele Start-ups, die nicht über die finanziellen Mittel für eigene Programmierer verfügen.

Ausnahmen bilden Firmen Konzerne, die wir gemeinsam mit SAP betreuen. Ein führender Werkzeughersteller ist zum Beispiel ein großer SAP-Kunde und ist jetzt auch Kunde bei Lever’X. In einem Workshop vor Ort in der Schweiz konnten wir überzeugen und haben ein Berater-Projektteam zusammengestellt.

“Nur bei Change-Management Projekten arbeiten wir ausschließlich vor Ort. 

Da geht es um Pain Points und das geht nur persönlich.”

Arbeiten eure Leute dann vor Ort beim Kunden?

Meistens arbeiten wir Remote. Im Laufe der Pandemie hat sich vieles verändert. Früher wäre das unvorstellbar gewesen, heute funktioniert es hervorragend und spart viele Kosten. Nur bei Change-Management Projekten arbeiten wir vor Ort oder an einem neutralen Ort. Da geht es um Pain Points und das geht nur persönlich.

Wie viele von den 20 Mitarbeitern in Heidelberg sind im Vertrieb tätig?

Im Moment bin ich noch als One-Man-Show für die DACH-Region verantwortlich, aber für nächstes Jahr sind zwei weitere Mitarbeiter im Vertrieb geplant. Wir suchen auch in der Schweiz einen Kollegen für Sales.  Österreich werden wir 2024 noch von Deutschland aus betreuen.

Wir lange dauert eure Angebotsphase vom Angebot bis zum Abschluss?

Das Zeitfenster vom Erstkontakt bis zum Abschluss beträgt idealerweise drei Monate, üblicherweise sind es sechs Monate.

Was führt dazu, dass es bis zu sechs Monaten dauern kann?

Die deutsche Kultur nimmt alles sehr genau. Intern wird ein dickes Papier, das sogenannte Pflichtenheft erstellt. Bei Ausschreibungen werden die Angebote von 5-7 Dienstleistern eingehend geprüft. Das braucht alles sehr viel Zeit.

Dann gibt es Fälle, denen brennt es unter den Nägeln und sie werfen alle Regeln über Bord, um am liebsten sofort zu starten. Der Aufwand ist für mich bei einer Anfrage über 200.000 Euro und 2 Millionen Euro der gleiche. Da muss ich mir natürlich gut überlegen in welches Projekt ich meine Energie investiere.

Für dieses Cherry Picking braucht es viel Erfahrung, denn es geht nicht nur um das Auftragsvolumen zum Start, sondern auch um die Einschätzung, ob es sich um eine langfristige Kundenbeziehungen handeln könnte. Viele Projekte fangen klein an und wenn man alles richtig macht, können daraus mehrjährige Projekte entstehen.

Habt ihr auch Mitarbeiter im Marketing?

Wir haben eine große zentrale Marketingabteilung mit 40 Mitarbeitern, davon eine Mitarbeiterin speziell für die DACH-Region. Sie entwickelt PR-Kampagnen und plant und realisiert Veranstaltungen.

“Unser Vorteil sind unsere 14 internationalen Niederlassungen 

und das hervorragende Pricing.”

Was für Veranstaltungen sind das?

Road Shows in der DACH-Region, Vorträge von uns oder unseren Kunden und vieles mehr.  Wir veranstalten auch ein sehr erfolgreiches Business Breakfast mit Kunden. Wir stimmen uns für viele Marketingprojekte auch mit SAP ab. Auf Messen treten wir gemeinsam mit SAP mit einem eigenen Stand auf. Zum Einkaufsforum in Wien hatte SAP für zwei Tage eingeladen. Das war eine großartige Veranstaltung auf der CPOs von ganz Österreich anwesend waren. 

Es hat viele Vorteile einen starken Partner wie SAP im Rücken zu haben. Aber wir sind über 200 Anbieter, die mit SAP zusammenarbeiten, somit ist der Wettbewerb nicht zu unterschätzen. Unser Vorteil sind unsere 14 internationalen Niederlassungen und das hervorragende Pricing. Wir arbeiten 70-80% für SAP, haben aber auch andere Kunden, die nicht SAP einsetzen, die wir bei der Programmierung unterstützen.

Welche Wünsche hast du für die Zukunft?

Ich möchte meine Umsatzziele erreichen und das Geschäft weiter ausbauen. Und in nicht allzu weiter Ferne möchte ich in meinen wohlverdienten Ruhestand genießen. Ich bin Jahrgang 1962, war CEO, Vertriebsleiter, fast durchgängig in Führungspositionen, was will ich mehr? Machtspielchen haben mich noch nie gereizt. Mein Treiber war der gute Verdienst. Meine Motivation kam immer aus dem Wunsch heraus gut zu leben. Mit dieser Haltung entspreche ich möglicherweise nicht der klassisch deutschen Philosophie. Ich wünsche mir eine friedliche Welt, um sie mit meiner Frau bereisen zu können. Das Leben ist nicht unendlich und man soll es wertschätzen und genießen.

Vielen Dank für das interessante Gespräch. Abschließend darf ich dir traditionell eine letzte Frage stellen: Zu welchem Song rockst du am liebsten Vertrieb?

Highway Star von Deep Purple.

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Der Mindset Flüsterer Oliver Wieser

Der Mindset Flüsterer

Der Mindset Flüsterer

Der Mindset Flüsterer

Mit Dr. Oliver Wieser geht unser Rocking Sales Blog erstmals international ins schöne Nachbarland Österreich. Oliver lebt beruflich wie privat seine Leidenschaften. Und alles, wofür er brennt, wird früher oder später auch realisiert. Parallel zur Berufstätigkeit hat er vor vielen Jahren sein Studium der Wirtschaftswissenschaften mit Erfolg durchgerockt und im Anschluss noch seinen Doktortitel mit einer Thesis mit dem Schwerpunkt Vertrieb erlangt. Wenn Oliver nicht gerade Studenten als Hochschullektor für den Vertrieb begeistert oder Unternehmer als Trainer und Berater in Sales und Leadership aufs nächste Level hebt, rockt er im Duo mit seiner erwachsenen Tochter unter dem Bandnamen Styrian Rockets die Bühnen.

Ich kann mich mit gutem Gewissen beiden Feldern widmen, weil ich langjährige Erfahrung in der Wirtschaft, in der Hochschullehre und sogar in der Politik gesammelt habe. Letzteres war eine sehr gute Erfahrung, aber für die ersten beiden Tätigkeiten brenne ich einfach mehr. Ich unterrichte an vier Hochschulen in Österreich. Angefangen bei Studentinnen und Studenten, die nach dem Abitur, also im Alter ab 18 Jahren, in die akademische Richtung Marketing und Vertrieb mit dem Schwerpunkt auf Vertrieb gehen, bis hin zu Key-Account-Managern, Geschäftsführern, Unternehmern und Vertriebsmanagern im Alter von Anfang bis Mitte 50, die ihr Vertriebs Know-How erweitern möchten oder sich einfach weiterentwickeln möchten.

Ist es nicht sehr herausfordernd, mit so unterschiedlichen Altersgruppen zu arbeiten?

Herausfordernd auf jeden Fall, aber genau das empfinde ich als sehr bereichernd. Ich unterrichte an vier Hochschulen, insgesamt fünf Studiengänge. Beispielsweise an der FH CAMPUS 02 hier in Graz habe ich einerseits Studenten ab 18 Jahren und andererseits etwas Ältere mit Mitte 20. An der LIMAK in Linz, das ist eine Business School, die zur Johannes-Kepler-Universität gehört, bin ich akademischer Leiter des MBA Sales Management Excellence.

Voraussetzung für diesen Lehrgang sind mehrere Jahre Berufserfahrung. In diesem Kurs sind die Altersunterschiede zum Teil sehr groß, was zu einem positiven Spannungsfeld führt, da unterschiedliche Erfahrungen und Ansichten aufeinandertreffen. Die jungen Studenten fordern mich mit sehr vielen Fragen heraus, sodass ich niemals eine Chance haben werde zu sagen, dass wir irgendetwas immer schon so gemacht haben (lacht). Es sind alles Studiengänge mit einem hohen Praxisteil. Mir wird widergespiegelt, was sie in Betrieben und Organisationen erleben. Diese Informationen reflektiere ich und bringe ich wieder in die Wirtschaft zurück. Somit ergänzen sich meine zwei Standbeine hervorragend.

“Für den erfolgreichen Vertrieb braucht es Menschen 

mit einem bestimmten Mindset.”

Mein letzter Interviewpartner verwendete den Begriff Indiana Jones als Metapher für Vertriebler, die eine „oldschool“ Vorgehensweise im Verkauf bevorzugen. Andere sehen in der Digitalisierung und im Social Selling einen zeitgemäßen Ansatz für erfolgreichen Vertrieb. Was zeichnet aus deiner Sicht einen guten Vertriebler aus und welche Methode passt in unseren aktuellen Zeitgeist am besten?

Es gibt nicht mehr den einen guten Vertriebler, aber es gibt ein paar Richtwerte. Für den erfolgreichen Vertrieb braucht es Menschen mit einem bestimmten Mindset, die Verständnis für den Markt mitbringen, vor allem jedoch vom Willen getrieben sind, die Wünsche ihrer Kunden zu verstehen. Es geht auch nicht um die Frage Social Selling oder Indiana Jones, der Begriff gefällt mir übrigens sehr gut (lacht).

Adam Grant (US-amerikanischer Autor, Experte für Organisationspsychologie) hat es mit seinen zwei Zyklen sehr schön beschrieben. Es gibt Menschen, die gehören in den Umdenkzyklus, den Circle of Growth, wie er ihn nennt. Diese Menschen zeichnen sich dadurch aus, dass sie grundsätzlich offen sind für Neues und für Veränderungen. Es fällt ihnen nicht schwer, neue Rahmenbedingungen anzunehmen.

Dem gegenüber steht der Selbstüberschätzung Zyklus. Ihm gehören Menschen an, die erfolgreich sind und es wissen. Ihr Mindset signalisiert ihnen „ich bin der / die Beste“, „ich bin der King / die Queen“. Sie hauen sich gedanklich ständig auf die Schulter, weil ihr Umfeld ihnen ebenfalls auf die Schulter haut, denn sie sind richtig gut und erfolgreich in ihrem Job und erreichen stets ihre Ziele.

Dies tun sie, solange die Umstände immer positiv bleiben und sie keinen veränderten Rahmenbedingungen ausgesetzt sind. Doch was ist, wenn die Zeiten sich ändern? Werden sie immer noch gut sein? Wie flexibel ist ihr Mindset? Wie war es in einer Phase wie Corona und Lockdowns, in der man plötzlich keine Kunden mehr besuchen konnte? Wer schaffte es in solch einer außergewöhnlichen Zeit positiv zu bleiben und nach Lösungen zu suchen? Es ist immer der Markt, der bestimmt. Ein guter Vertriebler weiß das und richtet sich danach.

Den Vertriebsfokus auf den Markt und den Kunden sowie seine Wünsche und Bedürfnisse zu setzen ist ja nicht wirklich neu. Warum fällt es manchen Unternehmen und Managern schwer, ihr Handeln danach auszurichten?

Es gibt eine Grundvoraussetzung für den notwendigen Umdenkzyklus, mit anderen Worten für den berühmten Blick über den Tellerrand und diese basiert auf den vier Ms: man muss Menschen mögen! Eigentlich ganz einfach (lacht).

“Was ich erzähle, mag sich einfach anhören, aber das ist es keineswegs.”

Man muss Menschen mögen – Love it! Das klingt in der Tat so einfach, lieber Oliver und noch dazu hast du mich mit deinem herzlichen Lachen angesteckt. Es wird doch noch den ein oder anderen Profi Tipp geben, oder?

So gerne ich dir Geheimnisse verraten würde, aber das Rezept ist und bleibt das Mindset. Es gibt keine Drehbücher für den Vertrieb. Was ich erzähle, mag sich einfach anhören, aber das ist es keineswegs. Wenn die Bereitschaft des ständigen Dazulernens vorhanden ist, sich Weiterentwickeln nicht als Last gesehen wird, sondern als Bereicherung, wenn man in der Lage ist sich an die Kundenwünsche anzupassen, kurz, wenn der Kunde im Fokus steht und der Vertriebler im Umdenkzyklus agiert, dann ist es ausgeschlossen ein schlechter Verkäufer zu sein. Dann ist man mal der Indiana Jones, mal der Social Seller, weil man sich mit seinem Mindset der Offenheit automatisch an den Kunden und seine Bedürfnisse anpasst. Nicht zu vergessen die Kollegen und das Team.

Vor welchen gigantischen Herausforderungen steht HR, wenn sie nach deinen Vorgaben Kandidaten für den Vertrieb rekrutieren und filtern sollen? Bedarf es für diese Anforderungen nicht einer psychologischen Ausbildung?

Grandiose Frage, liebe Hermina. Der Vertrieb ist so vielfältig wie der Mensch. Wir müssen uns davon lösen eine limitierte Aufzählung an Attributen bei der Auswahl von Bewerbern einzufordern und einfach abzuhaken. Es tut sich gerade sehr viel in den Unternehmen und mit alten Management Methoden werden wir in diesen Zeiten des Umbruchs nicht weiterkommen.

Wir sprechen zwar gerade über den Vertrieb, aber wir können diesen nicht losgelöst von anderen Fachbereichen eines Unternehmens betrachten. Agilität wird heute als Buzzword verwendet, aber es war schon immer wichtig agil zu sein, natürlich auch im Vertrieb. Der Kern ist immer derselbe. Die Dynamik hat sich verändert, man muss heute noch flexibler sein. Wenn Leute im HR in diese Prozesse nicht als tragende Team-Member integriert werden, wird es schwierig bis unmöglich. Kommunikation Fachgebiet übergreifend ist ein Muss.

Ein sehr erfolgreicher Geschäftsführer in Österreich, für den ich beratend tätig bin, sagt, sein Haupterfolgstreiber ist, dass er Menschen mit dem gleichen oder ähnlichen Mindset in seinem Unternehmen zusammenführt. Alles andere ist für ihn zweitrangig, denn Menschen mit dem richtigen Mindset bringen die Bereitschaft mitzulernen, sich zu entwickeln und notwendige Veränderungen voranzutreiben mit. Solche Menschen findest du nur, wenn das Mindset von HR das gleiche ist wie von der Geschäftsleitung, vom Marketing, Vertrieb, IT, etc. Darin besteht die Herausforderung.

Das erinnert mich an das Sprichwort „wenn alle an einem Strang ziehen“.

Ja, schon, aber wir brauchen die Vielfalt an Menschen, die an einem Strang zieht, denn das Mindset der Offenheit bedeutet, dass man in der Lage ist, je nach Situation flexibel zu agieren.  

“Leadership beginnt immer bei dir. 

Du musst dich selbst führen und managen können, bevor du andere führst.

Gehen wir bitte kurz zurück zu deinem Kunden, dem österreichischen Geschäftsführer. Er hat eine hohe Form des Leadership für sich entdeckt. Sind solche Fähigkeiten angeboren oder kann man sie erlernen? Woher kommt dieser wertvolle Spirit?

Wieder eine sehr spannende Frage. Kann man Leadership erlernen? Ich sage, dass man einen gewissen Teil mitbringen muss. Die erste Frage, die ich mir beim Thema Leadership stelle, ist, wie geht man mit sich selbst um. Leadership beginnt immer bei dir. Das Wesentliche ist das Selbstmanagement. Wie gehen Führungskräfte mit ihrer Zeit um, mit ihren Zielen, beruflich und privat? 

Wie behandelst du deinen Körper, deine Gesundheit, deinen Energiehaushalt? Es gibt ein Zitat von Peter Ferdinand Drucker, einem in Österreich geborenen amerikanischen Unternehmensberater und Autor, das es auf den Punkt bringt: „”Die erste und vorrangige Aufgabe von Führungskräften ist es, sich um ihre eigene Energie zu kümmern und dann zu helfen, die Energie anderer nutzbar zu machen.” Du musst dich selbst führen und managen können, bevor du andere führst.

Eine Schlüsselfrage im Leadership ist doch, wie interagierst du mit Menschen in deinem Umfeld. Das ist ein immens wichtiger Aspekt. Für mich bilden drei Ws die wichtigsten Attribute erfolgreicher Unternehmensführung: wertschätzend, würdevoll und wohlwollend.

Es gibt Studienergebnisse, die belegen, dass der Erfolg von Bankfilialen von der Führungskraft abhängt, nicht von den Produkten und Dienstleistungen. Die Führungskraft braucht keinen Kundenkontakt zu haben und muss auch nicht verkaufen, sie muss nur die Angestellten gut führen können. Ein Pessimist, der nur nörgelt, wird niemals erfolgreich ein Team führen können. Es ist auch belegt, dass Menschen selten wegen des Jobs kündigen, sondern aufgrund der Führungskraft. Und leider gibt es auch heute noch zahlreiche Führungskräfte, die es bewusst vermeiden, sich Mitarbeiter zu holen, die etwas besser können als sie. Das sind fatale Fehler.

Methodisches Fachwissen wie Planung und Budgetierung zum Beispiel kann man erlernen. Soziale Kompetenz kann man teilweise erlernen, indem man das Mindset, sorry Hermina, ich wiederhole mich, trainiert. Das Mindset bleibt der Dreh- und Angelpunkt. Wir haben es in unseren Händen.

“Voller Tatendrang bin ich Vollzeit in die Politik eingestiegen.

Wie war es mit deinem Mindset bei deinem Exkurs in die Politik? Warum hast du dich nach vier Jahren entschieden, in die Wirtschaft und Wissenschaft zurückzukehren?

So richtig geplant war mein Ausflug in die Politik nicht. Ich habe immer Freude daran etwas zu bewegen und ich hatte Lust mein Wissen zu den Themen Wirtschaft und Bildung als politischer Quereinsteiger der Gemeinschaft zur Verfügung zu stellen. Voller Tatendrang bin ich Vollzeit in die Politik eingestiegen. 

Zum Glück bin ich immer ein Mensch gewesen, der andere Meinungen unabhängig von der politischen Richtung zunächst einmal in Ruhe anhört und sich Gedanken macht. Es kam der Punkt, an dem ich erkennen musste, dass Veränderungen in der Politik sehr viel länger brauchen als mir lieb war. Ich spürte, dass ich an einen Punkt kam, an dem mir meine Arbeit nicht mehr gutgetan hat. Ich fühlte mich abends leer und ohne Energie, das passte nicht zu meinem Wesen. Ich dachte mir, dass ich das politische Parkett lieber verlasse, bevor mich das System verändert.

Nichtsdestotrotz möchte ich diese prägende Zeit als Landtagsabgeordneter und Landesgeschäftsführer nicht missen. Neben vielen anderen Dingen ist mir dabei die Special Olympics Olympiade im Gedächtnis geblieben, die ich hautnah erleben durfte. Diese Erfahrung hat mich sehr geerdet und begeistert. Ich bin unzähligen Menschen mit körperlichen Behinderungen begegnet, die solch ein positives Wesen haben, eine unbändige Lebensfreude ausstrahlen und Wahnsinns Leistungen erbringen, während gesunde Menschen sich manchmal große Sorgen um ihre Autos machen (lacht). Nach diesem Exkurs in die Politik hieß es für mich zurück in die Wirtschaft und in die Wissenschaft, da fühle ich mich aufgehoben, das bin einfach ich.

Ich ziehe meinen Hut vor Dir, denn ich kann mir vorstellen, dass der Job in der Politik auch mit Annehmlichkeiten verbunden ist, auf die viele nicht mehr verzichten möchten und aus Bequemlichkeit auf ihren Posten sitzen bleiben.

Für meinen Teil kann ich ehrlich sagen, dass ich sehr gute Leute in der Politik getroffen habe. Was du erwähnst, gibt es natürlich auch und ich glaube es ist menschlich. Sind wir nicht alle lieber in der Komfortzone? Solange es uns nicht persönlich betrifft, sind wir veränderungsunwillig. Das ist in der Wirtschaft nicht anders. Ob das berühmte „das haben wir immer schon so gemacht“ oder „das war schon immer so“. Ich schätze, dass in der Wirtschaft nur 10-20% der Unternehmen wirklich dynamisch sind, verändern wollen und es auch tun! Und dann gibt es sehr viele, die sagen, im Großen und Ganzen passt es doch, warum sollen wir denn jetzt alles auf den Kopf stellen?

“Aktuell habe ich von 50 Studenten 40, die sich schwerpunktmäßig 

für Marketing entscheiden und nur 10 für Vertrieb.

Führt Sales immer noch ein Dasein als Stiefkind im Mix der Wirtschaftswissenschaften oder ändert sich durch zunehmende akademische Angebote im Bereich Vertrieb das Image dieser Disziplin? Entscheiden sich mehr junge Menschen bewusst für den Vertrieb?

Oft nicht gleich. Sie entscheiden sich für Marketing und Vertrieb. Aktuell habe ich von 50 Studenten 40, die sich schwerpunktmäßig für Marketing entscheiden und nur 10 für Vertrieb. Ich stehe nicht da und werbe für den Vertrieb. Ich kläre auf über die Chancen, erwähne aber offen, dass es im Vertrieb auch viele Rückschläge geben kann.

Kürzlich hatte ich ein Schlüsselerlebnis, das mich richtig glücklich gemacht hat.  Zwei Absolventen aus dem Vorjahr haben mich angesprochen. „Herr Wieser wir müssen ihnen etwas erzählen. Sie haben uns mit ihrer Vorlesung heiß gemacht auf den Vertrieb und uns die Augen geöffnet. Dank Ihnen haben wir es gewagt und zunächst ein Praktikum gemacht, weil wir es mal probieren wollten. Jetzt arbeiten wir beide im Vertrieb und es macht uns sehr viel Spaß. Ohne Sie hätten wir es nie versucht.“

40 von 50 deiner Studierenden entscheiden sich für das Marketing, 10 für den Vertrieb. Warum scheint ein Job im Vertrieb für Absolventen weniger erstrebenswert zu sein?

Marketing scheint bereits als Bezeichnung für viele attraktiver zu klingen. Vertrieb erfährt im deutschsprachigen Raum immer noch zu wenig Wertschätzung. Das verhält sich beim englischen Begriff Sales schon etwas anders. Dein Blog heißt ja auch Rocking Sales und nicht Wie rocke ich den Vertrieb (lacht). Da werdet ihr euch schon etwas dabei gedacht haben.

Apropos Rocking, lieber Oliver, du bist der erste Sales Rocker, der seinen eigenen Song für unsere Rocking Sales Playlist einreicht. Ich bin ja schon dein Fan, weil du so vielseitig unterwegs bist! Erzähle bitte, wie es dazu kam, dass man deinen Song auf Spotify hören kann.

Ich bin begeistert, dass du über 30 Jahre mit einem Neapolitaner zusammen warst und den Titel und die Bedeutung meines Songs Futtetenne sehr gut kennst. Ich liebe Musik und spiele diverse Instrumente und ich bin Bud Spencer Fan. Bud Spencer kommt aus Neapel und er hat einen Song aufgenommen mit dem Titel Futtetenne. Natürlich habe ich den Song gehört und den Titel gegoogelt. Futtetenne bedeutet in neapolitanischem Dialekt so viel wie, „mach dir keinen Kopf“, „who cares“, „lass los und lebe“.

Das hat mich begeistert, weil es auch meinem Lebensmotto entspricht. Also habe ich einen Song mit dem gleichen Titel komponiert und zu meinem 50. Geburtstag habe ich mir eine Aufnahme in einem professionellen Tonstudio geschenkt. Ich hatte den großen Wunsch, diese Erfahrung mal zu machen. Überhaupt sollten wir viele Erlebnisse, die uns glücklich machen, sammeln. Einfach leben! 

Meine Studenten fragen mich manchmal, wie ich nach 4-5 Stunden Vorlesung am Stück noch so voller Energie sein kann. Sie merken gar nicht, dass sie der Grund dafür sind. Wenn ich unterrichte, dann tue ich das, was ich liebe, das stimmt mich positiv und diese positive Energie kann ich an andere abgeben. Die schriftliche Danksagung eines Studenten hat mich bestätigt und ganz besonders berührt: „Du hast ein Talent, Menschen mitzureißen und mit deinen Inhalten zu begeistern.“ Es gibt dieses schöne Zitat, ich weiß nicht mehr, von wem es ist: wenn du einen Job machst, den du liebst, dann hast du das Gefühl nicht zu arbeiten.

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Ich freue mich auf dich.

Hermina Deiana | Public Relations Consultant MarketDialog GmbH
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